Sommer
Das „Sommer“ wurde im Januar eröffnet. Demzufolge ist das kleine Lokal eher ein Winterkind. Und passend karg zeigt sich das Interieur. Dafür schwelgt es in niedlichen Ideen. Küchenreiben wurden zu Lampenschirmen umfunktioniert, Kieselsteine umrahmen den Boden, der Blick in die Küche zeigt einen behende werkelnden Koch. Alles wirkt so still und relaxt, dass die französischen Chansons aus den Boxen dem Raum genügend Aura verleihen können. Als die Küche herrlich resches Brot mit Kräuterquark zum Anregen schickt haucht gerade Charlotte Gainsbourg durchs Lokal.
Die erste Überraschung: Der Riesling Schloss Marienlay (0,25 l, 5 Euro) erweist sich nicht nur als herrlich unkomplizierter Begleiter zum Essen, sein Preis ist noch dazu fast halsbrecherisch fair kalkuliert. Dann fliegen die Mezzalune (mit Spinat-Ricotta-Füllung, Salbeibutter und extra serviertem Parmesan, 9,80 Euro) an den Tisch. Der erste Eindruck: liebevoll und appetitlich angerichtet, herrlich frischer Duft von Salbei. Nehmen wir es vorweg: Sie sollen das Highlight des Abends werden. Kein spektakuläres Gericht aber so perfekt komponiert wie ein traditionelles Familienrezept, das über Generationen gereift ist. So was schmeckt wirklich jedem! Ganz so überlegen kommt das Lachsfilet im Sesammantel leider nicht daher. Zwar überzeugen die versprochenen Zutaten Spargel-Mangold-Gemüse, Schmortomaten (wirken eher angeschwenkt) und toll angeröstete Thymiankartoffeln, doch leider ertrinkt alles in einer Hollandaise-ähnlichen Sauce, die nicht mal angekündigt war und vollkommen überflüssig ist. Durch den tiefen Teller gibt es für den punktgegarten, warmen Fisch und das Gemüse auch leider kein Entkommen vor ihr. Für 13,80 Euro eigentlich ein Hochgenuss, doch leider übertuned.
Trotzdem kommen wir wieder. Nur haben wir gelernt, dass beim Bestellen lieber nachgefragt werden sollte, was denn noch so auf dem Teller schwimmt. Vor allem für so hippe Laktose-Opfer empfiehlt sich die Erkundigung. Der Service hilft sicher gerne, denn die Beiden waren mehr als wundervoll zu uns und unserem Baby im Kinderwagen. Auch wenn der das zarte Ambiente mit dem alten Küchenschrank ein wenig gestört hat.