Ricasso
Von Fehlschärfe kann in diesem Restaurant keine Rede sein. Das bedeutet Ricasso nämlich übersetzt und meint den Bereich an einer Klinge, der nicht geschärft ist. Nach dem Umzug in die neuen Räume im Dreimühlenviertel hat das Team um Inhaber Stefan Hausmann-Stenke noch einmal nachgeschliffen: jeder Gang, jedes Gericht sitzt wie ein Schnitt mit messerscharfer Klinge. Die Asia-Experimente sind passé, attraktive Weltküche steht auf dem Plan. Vielfältig, aber nicht unübersichtlich wie die hübschen Besteck- Kunstwerke an den Wänden. Man lässt sich von heimischen Steinpilzen oder Käse vom Tegernsee ebenso inspirieren wie von einem spanischen Eichelschwein.
So ist es nur logisch, dass ich mich für das Überraschungsmenü für 38 Euro entscheide. Drei Gänge, von der Küche zusammengestellt und oft mit Kreationen abseits der Tageskarte gefüllt. Den Auftakt bildet ein Thunfisch-Tartar mit südafrikanischem Taboulé-Salat. Aromenreich, ungewöhnlich und brillant: Die unterschiedlichen Noten aus saurer Frische (Tartar) und exotischen Gewürzen (Taboulé) sind so mutig wie gekonnt komponiert. Als Hauptspeise zaubert der sehr gute Service eine französische Entenbrust auf Selleriepüree und Kohlrabi-Safran-Gemüse auf den Tisch. Grandios, wie es dem Koch gelungen ist, aus drei unterschiedlichen Geschmacksrichtungen eine vollkommene Einheit zu kreieren. Dass dieses geniale Gericht dabei auch noch richtig schick aussieht, versteht sich fast von selbst. Die Nachspeise besteht aus einem warmen Schokokuchen, Tiramisu und einem herzerfrischenden Erdbeersorbet.
So und nicht anders funktioniert zeitgemäße Küche mit Anspruch. Das beweist im Übrigen auch die großartige Weinkarte. Richtig scharfer Neustart!