Yol
Die Sonne blinzelt gerade noch am Wirtshausschild vorbei. Im Gegenlicht entziffern wir drei Buchstaben, vermutlich mit Edding als Outlines auf die weiße Tafel geschrieben: „YOL“. Hier sind wir richtig. Hier im Dreimühlenviertel soll das „Yol“ so was wie eine Legende sein. Das offenbart sich an den Passanten und allmählich eintrudelnden weiteren Gästen. Alle begrüßen und viele umarmen den Wirt. Es hat 22 Grad, blauer Himmel, bei diesen Bedingungen sitzen Münchner draußen. Folglich bleibt die spartanisch eingerichtete Gaststube der türkischen Taverne leer, die Kerzen in den Messingständern jungfräulich. Aslan nimmt sich Zeit für Gespräche. Sein Lokal mag einfach wirken, er ist in jedem Fall tiefgründig. Mit Hingabe empfiehlt er Speisen von seiner Karte: Folglich gibt es als Vorspeisen gefüllte Weinblätter (3,50 Euro) und gebratenes Gemüse in einer herrlichen Sauce aus Olivenöl, dickem Joghurt und Tomaten mit frischer Petersilie (6,50 Euro). Das CACIK zu den Weinblättern wurde hervorragend abgeschmeckt, es erfrischt. Der Knoblauch wurde so gefühlvoll dosiert, das es eine Freude ist.
Genau wie der unkomplizierte, kalte Cankaya-Wein (0,2l, 3,70 Euro), der geschmacklich zwischen Veltliner und reifem Sauvignon Blanc Platz nimmt. Dann folgen die empfohlenen Hauptgänge in Form von gegrillten Calamari mit Salat (9,50 Euro) und Musaka mit Gemüse und Hackfleisch (8 Euro). Die Tintenfische machen süchtig, heißt es unter Stammgästen. Sie haben recht. Denn wieder einmal hat die Küche mit den banalen Zutaten Knoblauch und Olivenöl die Grill-Aromen untermalt und herausgearbeitet. Ein leichtes Essen mit rustikal g’schmackiger Salatbeigabe. Besser gibt es die in keiner mediterranen Hafen-Taverne. Die Musaka ist erfreulicherweise nicht zu Tode gegart. Der Eindruck etwas Gesundes auf dem Teller zu haben, das obendrein so sehr nach Liebe in der Küche schmeckt, überwältigt den Hobby-Gourmet. Wir zeigen uns begeistert, alles so bekömmlich wie lecker!
