Bistro Föhn
Wie konnten wir dieses Bistro bislang so sträflich vernachlässigen? Eine Schande! Und daher vorweg: Eigentlich müsste es für die Küche 5 Punkte geben, wenn die nicht für die Sternekategorie vorgesehen wären. Nichtsdestotrotz war dieser Gastrotest eine Erleuchtung: Dass sich hinter diesem schlichten Konzept eine so großartige Küche verbirgt, das hätten wir nie gedacht.
Also von vorne: Mittags findet sich im „Föhn“ selten ein guter Platz, das deutet bereits auf hohe Qualität hin. Also kommen wir an einem lauen Sommer-Frühabend. 17.30, aber die Küche ist offensichtlich auf alles vorbereitet, denn die Fiocchi (Teigschleifchen mit Käse-Birnen-Füllung, 10,30 Euro) munden so erfrischend wie ein Urlaub an der Riviera. Die Salbei-Butter-Grundlage schwant wie Hausmannskost und macht das Geschmackserlebnis perfekt. Fürs zweite Hauptgericht haben wir die Tageskarte in den Zeugenstand gerufen: Scaloppine al Limone (18,50 Euro) sollen es sein. Die hauchdünnen und zarten Kalbsschnitzel in der gefühlvoll eingedickten Zitronensauce kann zwar auch jede Hausfrau zubereiten. Aber genau darin liegt die Kunst. Das Gemüse aus Karotten, Lauch und Co. knackt beim Draufbeißen und wurde genial mit Salz, Butter und Pfeffer abgeschmeckt. Die Kartoffelecken sind zwar auch kein Ausbund der kulinarischen Kreativität, aber handwerklich ohne Fehl und Tadel auf den Teller gebracht. Das Fleisch samt Sauce einfach ein Gedicht.
Dass obendrein die Weinempfehlung der liebevollen und ruckzucken Bedienung ein Barbera d’Asti (0,2l für 5,60 Euro) auch im Monat Juli so vollmundig schmeckt liegt wohl an der gekonnten Lagerung des Tropfens.