Einmal volltanken, bitte! – ein Erfahrungsbericht über Yoga und Fasten

Mittlerweile hat wahrscheinlich jeder Fitness- und Lifestyle-Influencer medienwirksam einen Baum umarmt oder sich im Sinne möglichst vieler Likes für ein Foto vor einem coolen Strand in den herabschauenden Hund bemüht. Unzählige Retreats locken im Netz gestresste Workaholics für ein paar Tage aus ihrem Hamsterrad in die Natur und versprechen oft für viel Geld die ultimative Entspannung.

Auch ich war auf der Suche nach einer kleinen Auszeit und einer Energiequelle. Seit ein paar Jahren praktiziere ich Yoga. Das Ganze beschränkte sich jedoch zunächst auf körperliche Übungen – die sogenannten Asanas. Vor etwa einem Jahr begann ich, mich ein wenig intensiver mit Yoga zu befassen. Dabei entdeckte ich, dass Yoga so viel mehr ist als komische Verrenkungen mit Tiernamen. Es ist ein ganzer Lebensstil, eine philosophische Lehre mit dem Potenzial, Menschen wirklich zu einem gesünderen und glücklicheren Leben zu verhelfen. Alles, was ich lernte, kam mir unheimlich plausibel vor.

Yoga besteht (vereinfacht) aus fünf Säulen: Den Körperhaltungen (Asana), Atemtechniken (Pranayama), Tiefenentspannung (Shavasana), Meditation und positives Denken (Dhyana) und Ernährung. Alles, was ich zu den einzelnen Punkten lernte, erschien mir so unglaublich plausibel. Ich wollte diese ganzen wunderbaren Erkenntnisse unbedingt mehr in meinen Alltag integrieren und dachte, so ein Retreat eignet sich sicherlich hervorragend. 

Bei meiner Suche nach einem passenden Anbieter stieß ich rein zufällig auf ein kleines, verstecktes Seminarhaus in der Harzer Wildnis bei Elbingerode. Das als Rentnerparadies verschriene Mittelgebirge im Herzen Deutschlands – ist gar nicht so uncool, wie man denkt. Um den Harz ranken sich viele mystische Sagen und Geschichten. Bei einem Streifzug entlang der Bode durch tiefe Täler und über karge Höhen, vorbei an bemoosten Felsen und bizarren Steinformationen fühlt man sich ein bisschen wie bei Hänsel und Gretel.

Die ehemalige Jugendherberge am Rande von Elbingerode wurde 2016 von innen komplett renoviert und umgebaut. Kalkputz, Lehmfarben und geölte Holzfußböden schaffen ein angenehmes Raumklima. Das Trinkwasser wird durch eine Umkehr-Osmoseanlage aufbereitet. Die Zimmer sind weitestgehend strahlungsfrei und bewusst ohne TV und Radio gehalten, nur bei Bedarf gibt es ein Wlan-Netz in den Gemeinschaftsräumen. Das Wort „Viriditas“ wurde durch Hildegard von Bingen aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet so viel wie „Grünkraft“ – die universelle, heilende Energie, die aus der Natur kommt. Der Name ist hier Programm. In dieser wundervollen Umgebung bieten Britta und Clemens, die beiden Betreiber des Hauses, verschiedene Yoga- und Fastenkurse an. Das Haus ist aber auch Heimat für andere Gruppen – von Yoga in all seinen Ausprägungen, Meditation, Tai Chi bis Wim Hof, einer Kältetherapie.

Ich hatte einen „Yoga Kurs für Beginner und Wiedereinsteiger“ bei Clemens gebucht, der sich an Menschen richtete, die eine regelmäßige Yogapraxis für sich entwickeln und lernen wollen, diese in ihren Alltag zu integrieren. Versprochen wurde im Internet, dass ich darin Übungen erlerne, die mich bewusster, entspannter und gesünder durch den Alltag führen. Bekommen habe ich so viel mehr. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich nach nur drei Tagen komplett vollgetankt, überglücklich und mit unendlich viel Liebe und neuem Wissen im Gepäck wieder nach Hause gefahren bin.

Der dafür verantwortliche Yogalehrer Clemens Falke unterrichtet seit 2001 ein pragmatisches und universell anwendbares Hatha Yoga, ist Heilpraktiker, Physiotherapeut, Shiatsutherapeut und Ayurveda Ernährungsberater. Sein umfassendes Wissen vermittelt er mit einer absoluten Leichtigkeit und sehr viel Humor.

In meinem bunt gemischten Kurs traf ich auf 12 wundervolle Menschen aus ganz Deutschland, mit verschiedenen Vorkenntnissen und Beweggründen. Ich habe mich – und das ist für mich ungewöhnlich – ab der ersten Minute im Haus und innerhalb der Gruppe wohlgefühlt. Alle waren da, um sich und ihrer Umwelt etwas Gutes zu tun und das hatte eine ganz besondere Dynamik, zumal man nicht nur mehrere Stunden täglich zusammen auf der Matte verbringt, man isst auch gemeinsam, streift durch den Wald und kann am Abend noch gemütlich am Kamin zusammensitzen, Musik machen oder in die Sauna gehen.

In seinen Yogastunden bewegt sich Clemens in dem spannenden Bogen zwischen dem kraftvollen Shanta Vira Yoga, dem lockernden und belebendenden Faszientraining und dem subtilen Energieyoga in der Tradition nach Dhirendra Brahmachari.

Auf meine Nachfrage erzählte mir Clemens: „Das Shanta Vira Yoga wurde entwickelt von Michael J. Stewart, meinem Lehrer in den letzten Jahren. Die Intention von Shanta Vira Yoga ist „Actively Being Human“, aktiv Mensch-sein. Durch die Praxis von intensivem Hatha Yoga lernt man sich selbst kennen und findet Zugang zu seiner tiefen inneren Kraft. Das ist die Grundvoraussetzung, um ein friedlicher Krieger zu sein – ein Shanta Vira. Wer Michael Stewart einmal live erleben und die Faszination verstehen möchte, die von dieser kraftvollen und energiegeladenen Yogapraxis ausgeht, ist herzlich eingeladen zum Shanta Vira Oster-Retreat mit Michael J. Stewart höchstpersönlich vom 7. -10.04.2023 bei uns im Haus.“

Während dieses Yogaseminars mit Clemens erzählte mir eine andere Teilnehmerin auch von ihren Erfahrungen im Rahmen der Fastenkurse mit Britta. Sie glühte vor Begeisterung und schwor, dass sie sich jedes Mal danach wirklich (!) wie neugeboren fühlt. Viele denken, dass das Abnehmen das Ziel beim Fasten wäre, aber das ist nur ein ganz kleiner Nebenaspekt. Das Wichtigste ist, dass Körper und Geist dabei zur Ruhe kommen, eine Reinigung erfahren und dass man einen Reset-Knopf im Verhältnis zum Essen drückt, was dann dazu führen kann, langfristig und gesund abzunehmen.

Britta Lüerßen ist Heilpraktikerin, selbst begeisterte Fasterin und zertifizierte Fastenleiterin (AGL). Sie leitet die Fastenkurse und gibt die Reiki-Einweihungen. In den Fastenkursen legt sie großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre. So finden sie in kleinen Gruppen zwischen sechs und maximal 12 Personen statt und jeder wird dezent, liebevoll und individuell betreut. Begleitet wird das Ganze mit dem ganzen Spektrum des Yoga.

Die Villa Viriditas entwickelt auch bei den Fastenkursen ihre inhaltliche Ausrichtung ständig weiter. So gibt es dieses Jahr auch erstmalig eine Fastenwoche mit Aufstellungsarbeit, bei der gemeinsam in die seelenheilende Arbeit des Familienstellens eingetaucht wird. Das Fasten führt oft schon aus sich selbst heraus zu tiefen, inneren Einsichten. Durch die Aufstellungen wird dieser Prozess noch vertieft.

Und in einer Fastenwoche im Oktober begleitet Britta interessierte Teilnehmer zusammen mit der wunderbaren und sehr erfahrenen schamanischen Schwitzhüttenleiterin Kirstin Lutterbeck beim Bau und der Einweihung einer Schwitzhütte.

Wenn man die Magie eines Seminars in der Villa Viriditas einmal erlebt hat, wünscht man sich für all seine Lieben, diese auch einmal zu erfahren. Eigentlich müsste Yoga ein Schulfach werden, ich habe nie und nirgendwo bessere Tipps für eine ganzheitlich gesunde und glückliche Lebensführung bekommen.

Bei Yoga denken viele nur an orange gekleidete Mönche im Schneidersitz. Dabei kann es der Schlüssel zum Glück sein. Yoga ist nämlich neben all dem schon Gesagten auch die Dankbarkeit für die Blume am Wegesrand oder die kindliche Freude über das Vogelzwitschern im Park. Es ist das Lächeln, das du dem Postboten schenkst, der freundliche Schwatz mit der älteren Dame aus dem Untergeschoss. Yoga ist, sich selbst und der Welt ein Freund zu sein.

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