Hundeerziehung: Die Macht der Gedanken

Hundetrainerin Milena erklärt, wie wir schwierige Situationen mit unseren Hunden mittels Stimmungsübertragung meistern können

Gute Laune ist nachweislich ansteckend und kann gezielt im Hundetraining eingesetzt werden

Viele Hundebesitzer kennen das: sie kommen gestresst von einem Termin, stehen unter Zeitdruck, die nächste Verpflichtung naht und dazwischen soll der Hund noch schnell raus.

Wenn der Spaziergang nicht reibungslos abläuft, der Hund seine Artgenossen anbellt oder nicht hört, reagiert man gereizt und der Stresspegel steigt weiter an. Dann scheint plötzlich gar nichts mehr zu funktionieren und der Hund zeigt immer mehr unerwünschtes Verhalten. Man befindet sich in einem Kreislauf von negativer Emotionen, die sich auf unseren Vierbeiner auswirken.

Warum reagieren Hunde so sensibel auf unsere Stimmung? 

Dass Stimmungsübertragung großen Einfluss auf das Verhalten unserer Hunde hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Das Phänomen der übertragbaren Stimmung ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. Sogar Gähnen soll artübergreifend zwischen Mensch und Hund ansteckend sein. Verantwortlich sind dafür Spiegelneuronen. Nervenzellen, die aktiviert werden, sobald ein Lebewesen ein anderes beobachtet. Dabei wird genau das Aktivitätsmuster, das beim tatsächlichen Ausführen der Handlung feststellbar ist, gezeigt. So wird also das Verhalten des Gegenübers “gespiegelt” und macht Empathie möglich. In einer Gruppe von wildlebenden Tieren ist diese Synchronisation nötig, um die gemeinschaftlichen Bedürfnisse zu sichern. 

Auch Entspannung kann zwischen Mensch und Hund übertragen werden

Wer beeinflusst wen? 

Stimmungsübertragung funktioniert in beide Richtungen gleichermaßen: einmal lässt sich der Hund vom Mensch anstecken, ein anderes Mal der Mensch vom Hund. So kann ein aufgeregter, nervöser Hund auch seinen Besitzer in eine höhere Erregungslage versetzen oder ihn entspannen, wenn er sich ruhig an seinen Menschen kuschelt. Übrigens greift Stimmungsübertragung auch beim vermeintlich “schlechten Gewissen”, wenn der Hund das Sofa zerstört hat und ganz “schuldig guckt”, wenn wir ihn darauf ansprechen. Der Hund agiert dabei nicht im Bewusstsein über sein “verschulden”, sondern spürt die verärgerte, negative Stimmung seines Halters und versucht zu beschwichtigen. 

Wie setze ich Stimmungsübertragung richtig ein?

Zuerst gilt es zu erkennen, wer durch wen beeinflusst wird. Also wo die Quelle der unerwünschten Stimmung ihren Ursprung hat und welche Stimmung man übertragen möchte. Dann sollte man sich bewusst von fremden Stimmungen abgrenzen und bei sich bleiben. Dafür bedarf es Übung und Methoden, die wirklich helfen. Das kann für jeden Hundehalter etwas anderes sein. Vielen hilft in einer brenzligen Situation, wie z.B einer Hundebegegnung das bewusste Atmen, freundliche Gedanken und ein netter Gruß an das gegenüberstehende Mensch-Hund-Team. Viel wichtiger, als das Management in der jeweiligen Situation, ist aber die Stimmung bevor man das Haus verlässt, denn diese wird sich durch den ganzen Spaziergang ziehen. Die eigenen Gedanken und Gefühle können z.B. durch Visualisierungsübungen und Meditation beeinflusst werden. Eine große Hilfe ist die Bewusstwerdung der eigenen Handlungsfähigkeit. Diese erlangt man durch die Reflexion der eigenen Gefühle und durch einen konkreten Trainingsplan eines:r qualifizierten Hundetrainer:in.

Kuscheln sorgt durch die Oxytocinausschüttung nicht nur für Wohlbefinden, sondern stärkt auch die Mensch-Hund-Bindung

Hunde lassen sich nichts vorspielen

Achtung! Das Gefühl von Sicherheit und Souveränität lässt sich nicht vorspielen, der Hund würde das sofort merken. Darum ist es wichtig, erst ohne Hund zu üben und an der eigenen Stimmung zu arbeiten. Falls du dabei Hilfe brauchst: es gibt auch ausgebildete Mensch-Hund-Coaches und Coaches aus anderen Bereichen, die dich professionell dabei unterstützen können, eine klare innere Haltung anzunehmen und dich abzugrenzen. 

Mehr zum Thema Stimmungsübertragung zwischen Mensch und Hund und darüber, wie du sie konkret in deinen Alltag integrieren kannst, findest du in der aktuellen Podcast Folge von Milena.

Alles über eine harmonische Mensch-Hund-Bindung findest du auf ihrer Website und Instagram.

PRINZ verlost aktuell zusammen mit Milena das Hundejournal, ein Tagebuch für Hundehalter zur Selbstreflexion. Dort findest du Platz für Dankbarkeit, Achtsamkeit und es hilft dir dabei, Trainingsziele zu erreichen. Zum Gewinnspiel gelangst du hier.

Schreibe einen Kommentar