Das wird hart. Ab Januar ist Schluss mit rauchig in der Berliner Gastronomie. Einzige Ausnahme sind sogenannte „abgetrennte Raucherräume“. Viele Wirte kennen aber nicht die genaue Sachlage. „Keiner blickt durch“, schimpft Mimo Ibrahim, der in Ku’dammnähe das Marooush betreibt, ein Orient-Restaurant mit Dance- Club und angeschlossener Shisha-Lounge. „Wir haben trotzdem bereits mit dem Umbau angefangen“, erklärt der Ägypter. „Unsere Gäste reservieren häufig einen Tisch im Restaurant und anschließend einen Platz in der Shisha- Lounge. Ohne Räume zum Rauchen kann ich zumachen.“ So sehen es die meisten Berliner Gastronomen und fürchten Mindereinnahmen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband bereitet eine Klage vor, falls es zu massiven Umsatzeinbußen kommt. Die meisten Gastronomen sind unsicher, haben zu wenig Informationen und warten erst einmal ab. Nur wenige wagen sich bislang an einen Umbau, hauptsächlich wegen der hohen Kosten. Brian Hawe vom Julep’s hatte schon im Sommer die neue Gesetzeslage im Blick, als er sich entschied, einen zusätzlichen Raum mit 30 Plätzen auszubauen, nur für Raucher. „Viele unserer Kunden rauchen.Wir hoffen, sie so bei uns zu behalten.“ Edith Berlinger vom Jolesch und Horvath würde das auch gerne, aber sie hat keinen Platz für zusätzliche Raucherzimmer.

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Bei ihr speisen Intellektuelle, Medienmenschen und Künstler, „die rauchen alle“. Sie wünscht sich wie viele andere Wirte „mehr Toleranz auf beiden Seiten“. René Knabe, Sprecher von Bans&Bans, die Betreiber der Amritund Mirchi-Restaurants, konstatiert: „Raucher sind Kunden, und der Kunde ist König. Wir tun alles, um ihnen im Rahmen des Gesetzes das Rauchen zu ermöglichen.“ Ohne Raucherraum heißt das, mit Heizpilzen und Windfängen, so lange es geht, Terrassenplätze zu betreiben. Maximilian Herzog vom gleichnamigen Zigarrengeschäft und Mitbetreiber der Casa del Habano erklärt: „Bei uns darf weiter geraucht werden.“ Details verrät er nicht, aber er habe sich rechtlich abgesichert. Auch die Besitzer des Felix Austria haben sich nach den Anforderungen für Raucherräume erkundigt und werden ab 2. Januar einen Raum für die Nikotingenießer reservieren. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage besteht“, erklärt Chef Stefan Thomsen. Erst mal setzt er wie die meisten Wirte Berlins auf die Übergangszeit. Bis 30. Juni 2008 werden keine Bußgelder verhängt.“Das wird alles nicht so gehen, wie der Senat sich das vorstellt“, meint Mimo Ibrahim vom Marooush und ergänzt „egal, was kommt, bei uns sind Raucherinnen und Raucher willkommen.“.

Lesen Sie auf der nächsten Seite alle wichtigen Fragen zum Rauchergesetz.

WO GILT DAS GESETZ?
In allen gastronomischen Betrieben: Restaurants, Speisewirtschaften, Kneipen, Bars, Nachtclubs, Diskotheken, Imbisse mit festem Standort, vorübergehende Gaststättenbetriebe bei Veranstaltungen, Einkaufszentren, Internetcafés und Spielhallen, in denen Speisen und Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle ausgegeben werden.

WELCHE AUSNAHMEN GIBT ES?
Rauchen ist nur noch in vollständig vom Gastraum „abgetrennten Räumlichkeiten“ erlaubt. Diese müssen kleiner sein als der Hauptschankraum und dürfen nicht auf dem Weg zu den Toiletten liegen.

DARF DORT SERVIERT WERDEN?
Laut Gesetz darf in Raucherräumen auch nicht bedient werden. Allerdings werden Stimmen laut, die besagen, dass diese Regelung juristisch angreifbar sei, da hierfür das Arbeitsschutzgesetz auf Bundesebene ergänzt werde müsste. Einige Wirte (z .B. Solar, SchwuZ) bieten daher Service in diesen Räumen an.

WAS IST MIT DEN DISKOTHEKEN?
Ursprünglich sollte in Berliner Diskotheken generelles Rauchverbot ohne Ausnahmen gelten. Die Berliner Clubcommission hat daraufhin energische Lobbyarbeit betrieben. Das Ergebnis: Auch Clubs dürfen jetzt Raucherräume einrichten, sofern keine Jugendliche unter 18 Jahren Zugang zu dem Club haben.

WELCHE STRAFEN GIBT ES?
Kontrollen sollen von den Ordnungsämtern durchgeführt werden. Bußgelder für Raucher bis 100 Euro und für Gastronomen bis 1 000 Euro werden aber erst ab 1. Juli 2008 verhängt. Aber auch hier gibt es noch Handlungsbedarf, da die Ordnungsämter derzeit für solche Aufgaben vollkommen unterbesetzt sind.

Lesen Sie auf der nächsten Seite:
Diese Restaurants, Bars und Clubs haben sich bereits für extra Raucherlounges entschieden.

RESTAURANTS

FELIX AUSTRIA
Gestartet als österreichischer Imbiss, hat sich das Felix Austria durch Erweiterungen zu einem veritablen Lokal, wenn auch nur mit Teilküche, gemausert. Serviert werden Wiener Kaffeespezialitäten und ausgezeichnetes Gulasch mit Serviettenknödel.

JULEP’S
New York Style Diner mit gepflegter Atmosphäre. Große Auswahl an erstklassigen Drinks. Die Küche hat sich der Philosophie „as much homemade as possible“ verschrieben. Tolle Burger, saftige Steaks und knackige Salate. Raucherraum mit 30 Sitzplätzen.

MAROOUSH
Delikate Suppen und märchenhafte Vorspeisen. Die Nouvelle Cuisine orientale wird modern interpretiert, etwa Couscous mit Loup de Mer oder Rindfleisch mit Kräutern. Shisha-Raum mit 25 Plätzen.

MAX UND MORITZ
Das authentische, denkmalgeschützte Altberliner Wirtshaus serviert Berliner Gerichte (Hoppel- Poppel), Wiener Schnitzel oder Königsberger Klopse. Die Bibliothek im ersten Obergeschoss wird zur Raucherlounge mit Humidor umgebaut.

MIRCHI
Trendig eingerichtetes Singapore- Style-Restaurant mit guter Küche. Beliebt sind Seafood-Speisen, ausgezeichnete Suppen und Schmorgerichte. Super Service. Geplant ist, Rauchern mit Plastikwintergarten und Heizpilzen das Rauchen draußen zu ermöglichen.

SARAY
Moderne persische Küche in stilvollem Ambiente bietet das Saray. Geschmortes Lamm mit getrockneten Limetten gehören ebenso zu den Spezialitäten wie Rindsgulasch mit Walnüssen und Granatäpfeln.

SCARABEO
Einer der Klassiker unter Berlins „Orientalen“. Neben schmackhaften Vorspeisen und guten Grillgerichten serviert Herr Hatim ausgezeichnetes Couscous. Um den Shisha-Genuss nach dem Essen weiter zu ermöglichen, plant der Besitzer einen abgetrennten Raucherraum.

SCHNEEWEISS
Das stylisch in Weiß gehaltene Szene-Restaurant bietet außergewöhnlich gute alpenländische Küche, das beste Wiener Schnitzel in Friedrichshain und ab 2008 ein loungiges Raucherzimmer mit Kamin.

SPICE INDIA
Lammgerichte, begleitet von delikaten Soßen, Rind- und Hühnchencurrys sowie regionale Spezialitäten gehören zu den Highlights. Auch die Tandoori-Gerichte aus dem Lehmofen sind herrlich. Raucherraum mit 20 Plätzen.

WHITE TRASH FAST FOOD
Der Szene-Ami mit regelmäßigem Musikprogramm hat ein neues Küchenteam engagiert. Die Qualität soll zukünftig noch besser werden. Im Kellergeschoss ist das Qualmen weiterhin erlaubt.

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BARS

BAR ZUM SCHMUTZIGEN HOBBY
In Nina Queers Kultbar strömt nicht nur mittwochs zum Glamourquizzz halb Prenzlauer Berg. Auch an den anderen Wochentagen locken Events wie die Schlagerbox oder Tatjanas Trashperlen. Das derzeitige Getränkelager soll zum Raucherraum umgebaut werden. „Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig“, so Nina.

1A LAUSCHGIFT
Cocktailbar im 70er-Jahre-Stil mit Platz für 300 Gäste und vielseitigem Programm. Als klaren Wettbewerbsvorteil sieht die Geschäftsleitung die geplante schicke, aufwendig mit einer riesigen Glaswand abgetrennte Raucherlounge mit Liegen und Kissen. Eine entsprechende Be- und Entlüftung soll dafür sorgen, dass die Luft dort nicht allzu dick wird.

MONSTER RONSONS ICHIBAN KARAOKE
Monster Ronson zieht mit seiner kultigen Karaoke-Bar von Kreuzberg nach Friedrichshain. Am 1. Dezember steigt die große Opening- Party. Rauchen wird man dort aber nur in einigen der räumlich getrennten Karaoke-Boxen können.

WOHNZIMMER
Alle, die mit Würde ganze Tage in Cafés vertrödeln können, finden im Wohnzimmer ihr zweites Zuhause. Man sitzt gemütlich auf gut erhaltenen Upperclass-Sofas vergangener Epochen. Am Abend werden dann neue Bekanntschaften mit einem fetten Caipi begossen. Weiteres Highlight: die leckeren Riesenklappbrot-Frühstücksvariationen mit Kindergeburtstagsdeko.

SOLAR
Hoch über den Dächern der Hauptstadt – um genauer zu sein im 17. Stock eines 70er-Jahre- Hochhauses – erstreckt sich auf zwei Ebenen das Solar: ein Restaurant mit integriertem Chill-out- Club und Roof-Top-Bar. In der oberen Etage wird es eine lässige Raucherlounge mit hochgestellten Boudoirbetten, eigener Bar und eigenen Toiletten geben.

CLUBS

BANGALUU
Das schneeweiße Bettenrestaurant im Bangaluu war schon immer rauchfreie Zone.Ab 1. Januar wird das Rauchverbot dann aber auf den gesamten Komplex (Club, White Bar etc.) ausgeweitet. Zum Rauchen können sich die Gäste aber auf das Lidodeck zurückziehen, das mit Dach und Heizpilzen winterfest gemacht wird.

GOYA
Die spektakuläre Eventlocation (u. a. Exzessiva-Party) plant selbstverständlich eine Möglichkeit zum Rauchen.Wo, steht noch nicht fest. Vermutlich wird eine der beiden, räumlich getrennten Bars zur Smoking Area.

MATRIX
Was aufregende Mottopartys betrifft, steht das Matrix keinem anderen Club nach. An sechs Cocktailbars und einem Indoor- Pool sowie auf bis zu vier Tanzflächen toben sich hier passionierte Clubber und Studenten aus. In welchem Bereich der Location ab 2008 noch geraucht werden darf, steht noch nicht fest. Es wird aber in jedem Fall einen Smokingfloor geben.

SCHWUZ
Die traditionelle Schwulendisko mit zwei Floors und wechselnden Mottopartys reserviert die Pepsi- Boston-Lounge im hinteren Teil des Clubs den Rauchern.Dort gibt es eine eigene Bar und bisweilen legen dort auch DJs auf.

ZIGARRENLOUNGES

LA CASA DEL HABANO
Zigarrenlounge im Hotel Savoy.

ZIGARREN HERZOG
Auch in Maximilian Herzogs gleichnamigen Zigarrengeschäft darf natürlich gequalmt werden.