Wochenmarkt am Kollwitzplatz: Luca Gajdus will mit uns unbedingt hier ihre heiß geliebte Erbsensuppe essen gehen. In all dem Rummel erkenne ich die zierliche Person erst nicht. Weil sie mit einem Meter dreiundsiebzig („aber größer als Kate Moss“) unerwartet klein ist. Die Androgyne trägt Baggy Jeans zu einem lässigen Blazer. Sonst besucht sie den Markt immer mit ihrem Freund, dem Fotografen Maximilian von Gumppenberg, und Söhnchen Gustav, 2. Mit den beiden lebt sie ein paar Straßen weiter, im ruhigeren Winsviertel. Am Kollwitzplatz ist ihr alles viel zu touristisch. Wir holen uns eine Portion Suppe im Plastiktöpfchen. „Ich zapfe schon mal den Apfelsaft“, sagt Luca und legt selbst Hand an den Apfelsaftschlauch. „Maxi hat immer Tabasco und Crème fraîche für seine Suppe dabei“, sagt Luca. Bei ihm lebt sie seit 2007, weil er in Berlin studierte, als die beiden sich kennengelernt haben. „Wir haben uns hier auch nicht für immer niedergelassen, aber momentan finden wir die Stadt einfach toll.“ Als Topmodel ist sie häufig auf Reisen und pendelt zwischen New York, Paris, London, Mailand und Berlin. „Wenn ich am Flughafen Tegel die Taxischlange entlanglaufe, um eines mit Kartenzahlung zu suchen, weil ich mal wieder kein Bargeld mehr habe, dann fühle ich mich zu Hause“, erzählt sie.

Mit all den typischen Prenzlauer-Berg-Muttis mag sich die 25-Jährige aber nicht identifizieren: „Die Eltern hier sind zum größten Teil zehn Jahre älter als wir. Ich möchte nicht nur in Mutter-Kind-Cafés rumsitzen. Gustav gehört halt zu unserem Freundeskreis dazu. Punkt.“ Sehr bestimmt ist sie, dabei eigentlich fast zu perfekt, um wahr zu sein. Das Topmodel und der Adlige, beide schön, beide erfolgreich. Gibt es da so was wie ein normales Familienleben? „Jeder baut sich so sein eigenes. Normal, oder? Wir lieben es, zu dritt im Tiergarten zu picknicken.“ Das ist die private Luca, die sich selten der Öffentlichkeit zeigt. Als Lagerfelds Muse wird sie bezeichnet. „Ja, was auch immer das heißt“, grinst sie „er ist jedenfalls einer der krassesten Menschen, die ich je erlebt habe.“ Heute ist sie ungeschminkt, bis auf das bisschen Kajal, das vom gestrigen „Vogue“-Shooting noch übrig ist. „Ich nehme gerade nur noch die Jobs an, die Spaß machen oder gut Geld bringen“, erzählt sie. So hat sie letzte Woche einen Job sausen lassen, weil ihre Cousine geheiratet hat. Und wie sieht’s mit Zukunftsplänen aus? „Gerade mache ich meinen Führerschein. Sonst habe ich alle möglichen Pläne, vielleicht studiere ich Sozialwissenschaften. Morgen geht’s aber erst mal nach New York.“

Unsere Moderedakteurin Tina Haderlein mag unkonventionelle Verabredungen zum Mittagessen. Mit Luca Gajdus war sie bei: Suppen-Grün, Wochenmarkt am Kollwitzplatz, samstags, 9-16 Uhr, Tel. 448 33 82