Kreditbetrug im Internet: So gehst du gegen Vorgebühr und Versicherungszwang vor

Wenn du einen Kredit aufnehmen musst, bist du unter Umständen schon in eine finanzielle Schieflage geraten – trotzdem oder eben genau dann ist es aber wichtig, keine Entscheidungen zu überstürzen. Schwarze Schafe gibt es auch unter den Online-Kreditanbietern, die für dich unter Umständen unnötige hohe Kosten verursachen – und das betrifft keinesfalls nur den angegebenen effektiven Jahreszinssatz.

Behalte immer die Gesamtkosten im Blick

Ob aufgrund einer finanziellen Bredouille oder um eine größere Anschaffung zu finanzieren: Die Suche nach einem geeigneten Darlehen sollte immer mit einem Online Kreditvergleich beginnen. Das aus ganz einfachem Gründen: In Deutschland existiert ein liberalisierter Kreditmarkt, das heißt Banken sind an keine festen Konditionen gebunden, sondern können frei selbst bestimmen, zu welchem Zins oder welchen zusätzlichen Gebühren sie Geld verleihen.

Das wiederum schafft auf Seiten der Kreditnehmer Flexibilität, die damit nicht nur an ihre eigene Hausbank gebunden sind. Stattdessen können sich Kreditnehmer die Konditionen verschiedener Banken und Geldgeber unverbindlich einholen und sich dann für das Angebot entscheiden, wo die Konditionen zum eigenen Lebensstil passen – und die Kreditkosten natürlich möglichst niedrig sind. Die Kreditkosten werden hauptsächlich vom effektiven Jahreszins bestimmt. Ein Vergleich lohnt sich in Anbetracht der aktuellen Situation gleich doppelt: Seit die europäische Zentralbank den Leitzins stark und schnell angehoben hat, sind auch Kredite wieder teurer geworden. Die gestiegenen Zinsen für Kredite führen zugleich zu teils deutlichen Unterschieden zwischen mehreren Anbietern – was einen Vergleich zu einem lohnenswerten Unterfangen macht.

Du solltest dich aber nicht nur auf den effektiven Jahreszins konzentrieren, sondern auch etwaige andere Kosten im Blick behalten.

Was hat es mit der Vorgebühr auf sich?

Vorgebühr, Bearbeitungs- oder Bereitstellungsgebühr: Das sind keine geschützten Begriffe, folglich können diese Begriffe auch allesamt den gleichen Umstand beschreiben – nämlich den, dass dir zusätzliche, eigentlich vermeidbare Kosten entstehen. Banken erheben solche Kosten für die Vorabprüfung von Krediten und Darlehen – und vertrauen dabei vor allem auf die Unwissenheit der Kreditnehmer. Denn schon im Jahr 2015 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass Bearbeitungsgebühren für Kredite und Darlehen nicht zulässig sind. Es gibt zwar einige Ausnahmen davon, wie beispielsweise Bauspardarlehen, bei einem gewöhnlichen Ratenkredit sollten solche aber nicht anfallen.

Sofern du bereits einen Kreditvertrag abgeschlossen und Bearbeitungsgebühren entrichtet hast, kannst du diese mit Hilfe eines Fachanwalts für Bankrecht und Kapitalmarktrecht sogar zurückfordern. Dabei ist auch darauf zu achten, dass manche Geldgeber solche Gebühren bewusst verstecken.

Du solltest dir merken, dass bei diesen Krediten die folgenden Gebühren laut dem Bundesgerichtshof nicht zulässig sind:

  • Bearbeitungsgebühren und Individualbeträge bei Verbraucherkrediten
  • Darlehensgebühren beim Bausparvertrag
  • Kontoführungsgebühren, die bei einem Bausparvertrag während der Darlehensphase erhoben werden

Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Bank bei einem Verbraucherkredit die Bearbeitungsgebühr einmalig, monatlich oder zum Beispiel in variabler Höhe gemessen an der Kreditsumme erhebt – in all diesen Fällen ist das nicht zulässig und du solltest dich mit Hilfe eines Fachanwalts gegen solch einen Kreditbetrug im Internet wehren. Auch für eine Bonitätsprüfung dürfen Banken übrigens keine Gebühren erheben, denn der Bundesgerichtshof vertritt aus nachvollziehbaren Gründen die Auffassung, dass das schlicht eine Serviceleistung der Bank sein muss, wenn sie später unter Umständen einen Kredit vergeben möchte. Zudem ist solch eine Bonitätsprüfung sowieso im Interesse der Bank, schließlich will sich diese gegen Kreditrisiken absichern – es gibt also gar keinen Grund, dafür den Kunden zur Kasse zu bitten.

Versicherungszwang ist nicht zulässig

Ebenfalls nicht zulässig sind Versicherungen, in die ein Kreditnehmer getrieben wird. Ein Beispiel hierfür wäre die Restschuldversicherung. Diese greift, sofern der Kreditnehmer noch vor der vollständigen Tilgung verstirbt. In den allermeisten Fällen ist eine Restschuldversicherung nicht sinnvoll, auch wenn sie bestimmte Risiken, wie den Todesfall bei langfristigen Darlehen, abdeckt. In erster Linie ist diese Versicherung aber vor allem teuer und erhöht damit signifikant die Kreditkosten. Es bleibt letztlich jedem Kreditnehmer selbst überlassen, ob er sich und seine Hinterbliebenen für solche Ernstfälle absichern möchte. Die Bank darf aber niemals verlangen, dass er das macht. Einen Versicherungszwang dahingehend gibt es nicht.

Verbraucherschützer kritisieren speziell bei der Restschuldversicherung zudem, dass die Konditionen für Laien, die sonst nicht viel mit Krediten und der Kredit- oder Versicherungsbranche zu tun haben, meistens sehr unübersichtlich und intransparent sind – speziell auch was Klauseln zur außerordentlichen Kündigung solch einer Police betrifft.

Vorsicht vor verbreiteten Kredit-Betrugsmaschen

Abseits der eben genannten versteckten Kosten eines Kredits, gibt es auch ganz klar nicht nur unseriöse, sondern schlicht kriminelle Betrugsmaschen, die sich Kreditbetrüger zu Nutze machen. Diese nehmen vor allem solche Kreditnehmer ins Visier, die aufgrund ihrer schlechten Bonität bei seriösen Banken bereits abgelehnt wurden.

Derartige Kreditbetrüger bewerben die Kredite, deren Summe übrigens meist nie ausgezahlt wird, häufig da:

  • auf Webseiten, die einen seriösen Kreditvergleich imitieren sollen, aber eigentlich nur Betrugsangebote enthalten
  • in sozialen Netzwerken, teils auch über eine direkte Kontaktaufnahme
  • über Messenger wie WhatsApp
  • via E-Mail
  • als Spam-Kommentare in Blogs oder bei anderen Internetseiten

Die Masche läuft immer gleich ab: Menschen mit schlechter Bonität, an die keine gewöhnliche Bank einen Kredit vergeben würde, wird Hoffnung gemacht. Angeblich sollen diese Menschen nicht nur einen Kredit erhalten, sondern dieser soll auch noch sehr günstig sein, deutlich günstiger als es seriöse Kreditangebote entsprechend den aktuellen Zinsen sind. Das Kreditversprechen sieht also im wahrsten Sinne „zu gut um wahr zu sein“ aus – und es ist ja auch nicht wahr.

Nachdem die angesprochenen Personen ihre persönlichen Daten übermittelt haben, bekommen sie alsbald eine erfolgreiche Kreditzusage – die aber einen Haken hat. Dann verweisen diese Kreditbetrüger plötzlich auf etwaige Bearbeitungsgebühren oder angeblich bereits eingegangene Versicherungen, für die nun die Kosten entrichtet werden müssen, bevor die Kreditsumme ausgezahlt wird. Das fängt meistens mit verhältnismäßig kleinen Beträgen an. Wer diese zahlt, ist den Betrügern schon auf den Leim gegangen. Selbst nach einer Zahlung findet normalerweise aber keine Auszahlung des Kredits statt. Die Betrüger verweisen anschließend einfach auf andere Kosten oder behaupten, Gelder seien nie geflossen. Das geht so lange so weiter, bis der Kreditnehmer kein Geld mehr hat, das er geben könnte – eine Kreditauszahlung erhält er natürlich nie.

Dabei ziehen derartige Kreditbetrüger, die nicht selten in der Karibik oder Fernost sitzen, alle Register: Sie verschicken beispielsweise vermeintliche Personalausweise oder Reisepässe, die aber entweder gefälscht oder gestohlen sind. Außerdem werden die Betrüger stets versuchen ihr Opfer sozial zu isolieren. Sie tun so, als ob sie mit der Person sympathisieren und als wären sie ein immer verfügbarer Ansprechpartner. Tatsächlich möchten sie aber nur isolieren, damit die Person nicht mit anderen Menschen in ihrem Umfeld über das Kreditangebot spricht – dann die würden wohl darauf hinweisen, dass das Betrug ist.

Kreditvergleich und -anfragen nur bei seriösen Instituten!

Versteckte Kosten bei seriösen Kreditgebern sind teuer, unnötig und mindestens ärgerlich. Eine noch größere Gefahr lauert aber in den zahlreichen Kreditbetrugsmaschen im Internet, die gezielt finanziell schwache Personen und Haushalte ansprechen, um ihnen das wenige Geld zu nehmen, das denen noch geblieben ist.

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