Das Heiligtum des Hauses ist ein brauchbarer Indikator, um die Promi-Dichte in Nürnberg zu messen.Wobei der Wert wohl ein wenig zu hoch ausfallen wird, denn das Gästebuch des Grand Hotels hütet Geheimnisse internationaler Weltstars und weniger loklaer Stadtprominenz. Trotzdem, ein Blick in das Buch mit den dazu gehörigen Erläuterungen der Verkaufsleiterin Doris Schmidt und dem Hotelmanager Ingo Hörnecke sagt schon einiges über die Promi-Landschaft unserer fränkischen Metropole aus. De facto tauchen die üblichen Namen der Stars von Robbie Williams über Mario Adorf bis zur brasilianischen Nationalmannschaft in dem Buch auf. Doch wo in anderen Städten Bayerns findige Reporter hinter allen Hotelwänden lauern und lauschen, kann ein Weltstar wie Ronaldinho nach einem ausgiebigen Disco- Abend im innerstädtischen Club Indaba seelenruhig zurück ins Grand Hotel spazieren ohne dabei behelligt zu werden. Auch die deutsche Nationalmannschaft feierte ihren ungefährdeten Sieg gegen San Marino in Nürnbergs African Lodge und lobte dabei den Club laut Geschäftsführer Olaf Hermann außerordentlich. Nach Ingo Hörneckes Meinung ist gerade auch diese Anonymität dafür verantwortlich, Nürnberg für bekannte Gesichter so attraktiv werden zu lassen. Obschon gerade nach den sportlichen Highlights der letzten beiden Jahre (Confederation’s Cup,WM 2006, Pokalsieg 1. FCN) Nürnberg auf den Landkarten der Paparazzis und Fans mit einem roten Fähnchen versehen ist.

Doris Schmidt erinnert sich nur zu gern an die WM zurück. „Da wurde für kurze Zeit der Duft der weiten Welt verbreitet“, meint sie und beschreibt den unglaublichen Menschenauflauf am Tag der Ankunft der britischen Nationalmannschaft. Wobei die Rückkehr vom ersten Training einigen Mitarbeitern noch besser im Gedächtnis geblieben ist. Alle Stars der Engländer verließen den Bus oben ohne und säumten mit ihren durchtrainierten und verschwitzten Körpern den Eingangsbereich des Hotels. Nur David Beckham hatte ein T-Shirt übergezogen – zum Bedauern aller weiblichen Mitarbeiters. Die lokalen Helden unseres „Clubs“ feierten hingegen ihren Pokalerfolg in der schon immer Promiaffinen Cocktail Bar Kontiki und ließen in jener Nacht keine Kokosnuss auf der Palme. Überhaupt ist die Südseebar eine jener Locations, die auch ohne Pokalerfolg gerne von Prominenten aller Art frequentiert werden. Captain Hollywood hat hier so etwas wie einen Stammtisch, Michael Ballack schaut bei Besuchen in der Region regelmäßig vorbei und die obereste Schicht der Adidas-Belegschaft hat dort schon so manche Weihnachtsfeier zur Limbofeier gradiert. Die Betreiber um Luca Fratoni sind dabei in der glücklichen Lage mit dem Ristorante Ciao in der Südstadt eine zweite Zuflucht für Stars zu besitzen. „Manchmal sitzen bei uns im Restaurant mehr Club-Spieler als in der Bar“, fügt Fratoni nicht ohne Stolz hinzu. Wobei Club-Größen auch eher studentisch-rustikales Ambiente durchaus zu schätzen wissen. Andreas Wolf ist häufiger Gast im Café Ruhestörung und genießt dort auf der von Sonne beschienenen Terrasse in Ruhe sein Aurich Spezial. Inflationär verkehrt die Upper Class in der Osteria Del Centro hinter dem Sheraton Hotel.

Von verschiedenen Seiten werden Enzo’s Pizze als die besten der Stadt angepriesen. Das ist natürlich Ansichtssache, entfaltet allerdings eine magnetische Wirkung auf die High Society. Guido Westerwelle und Michael A. Roth sind Stammgäste, Bryan Adams wurde dort vor seinem Konzert gesichtet, und Fußballspieler von internationalem Format verkehren dank Enzo’s einzigartiger Kontakte in die ganze Welt dort regelmäßig. So geschehen während der WM, als sich die argentinische Nationalmannschaft fast täglich aus Herzogenaurach in die Osteria fahren ließ und Mexikos Kulttrainer Ricardo La Volpe, genannt „El Fluppe“, erst sehr lange nach seinen Spielern das Lokal verlassen hat und ins Grand Hotel, nun ja, zurückgefahren wurde.Womit wir erneut im Grand Hotel angekommen wären, wo auch der Autor dieses Artikels das Vergnügen hate, per Zufall einen großen Star kennenlernen zu dürfen. Nach dem Konzert in der Arena traf sich in der Atelier Bar die gesamte Band von Peter Gabriel nebst dem Meister in persona und genoss einen finalen Schlummertrunk. Wären da nicht jene zwei aufdringlichen Fans gewesen, die sich, getarnt als harmlose Cocktailtrinker, allmählich dem Musikertisch genähert haben, um ein Autogramm zu erbitten, welches von allen Musikern unter großen Hallo und regem Austausch von herrlichen Unwichtigkeiten ausgestellt wurde. Anders erging es Jahre zuvor einer weiblichen Frühstücksgruppe, die in einer Nische sitzend ihren Helden Eros Ramazotti ausgemacht hatte.

Freundlicherweise ließ er sich mit den Fans ablichten, gab Autogramme und machte damit ein paar Menschen richtig glücklich. Zumindest bis zu dem Moment, als die Besitzerin des Fotoapparates zu Hause den Film entnehmen wollte und feststellte, dass sich gar keiner in der Kamera befunden hatte. Auch der folgende panische Anruf im Hotel konnte den verlorenen, belichteten Moment nicht zurückbringen. Die Geschichte könnte ein Sinnbild für den Umgang Nürnbergs mit seinen eigenen und den besuchenden Stars sein. Irgendwie ist man in dieser Stadt scheinbar nie auf hohen Besuch vorbereitet. Entweder, die Promis fallen überhaupt nicht auf und genießen fast gespenstische Ruhe in der alten Patrizierstadt, oder die Menschen reagieren über ob der sich plötzliche ergebenden Chance auf ein Foto für die Ewigkeit. Anders als in Hamburg, Berlin, Düsseldorf oder München sind die bekannten Gesichter in Nürnberg weniger im Alltag integriert. Das liegt weniger, wie beschrieben, an der mangelnden Präsenz unserer Medien- und Sporthelden, sondern vielmehr an der sympathisch unterentwickelten medialen Infrastruktur. Nürnberg ist und bleibt eben auch für Stars eher ein Geheimplatz als ein Gemeinplatz. So wie es der großen amerikanischen Band Tool im Club Stars And Stairs einst erging, als sie nach dem Auftritt noch feiern wollten. es war nicht sehr viel los, die Band bestellte auf Englisch Champagner und wollte mit Dollars bezahlen.

Die Barkraft wusste nicht recht, was sie tun sollte, rief Chef Holger Hecht an und löste damit den vielleicht lautesten Freudenschrei aus, den je ein Barbetreiber ausgestoßen hat. Die Band wurde eingeladen, die Nacht zum Tag gemacht und Nürnberg war um eine seiner vielen skurrilen Promistorys reicher. Diese Geschichte trug sich selbstverständlich während Rock Im Park zu, also während jener drei Tage, an welchen in Nürnberg medialer und emotionaler Ausnahmezustand herrscht. Nicht nur die PRINZ-Redaktion fiebert dem Festivalgiganten Jahr für Jahr entgegen, auch Hotel- und Barbetreiber freuen sich auf Zehntausende, die die City auf der Suche nach fränkischem Bier, fetten Bratwürsten und feiernden Musikern unsicher machen. So wie einst Grafiker und Ausgehguru Hannes Jakob, als er der wunderbaren Band She Wants Revenge erst die Annehmlichkeiten des PIK16 offenbarte, um dann am Ende des Abends mit dem Redakteur dieses Artikels und der Band im geliebten BA-Hotel der Nacht den letzten Tropfen Starköl auszupressen. Am Montag danach kehrt Nürnberg in den wohligen Zustand des schlafenden Nicht- Ganz-Riesen zurück und überlässt anderen Metropolen die plakativen Geschichten. Insgeheim jedoch gehen die Promis weiterhin aus und ein. Aber wir wollen schließlich nicht alles verraten.

Weiter geht’s mit den Promi-Spots von Daniel Küblböck, The Strike Boys, Amrei Noä und Oliver Meschkat

DANIEL KÜBLBÖCK
Wahl-Nürnberger und Stammgast in Nürnbergs wohl glamourösestem Hotel

Der ehemalige DSDS-Teilnehmer hat im Nürnberger Szene-Stadtteil Gostenhof nicht nur eine neue Heimat gefunden, sondern mit dem Grand Hotel am Bahnhof auch quasi einen neuen Arbeitsplatz.Am 6.10. tritt der gereifte Sänger mit seinem neuen Country-Pop-Programm im ehrwürdigen Richard-Wagner- Saal auf und begeistert nebenbei als Gastgeber mit einem 3-Gänge-Menü der Spitzenklasse. Seitdem er vor Jahren seinen Geburtstag im Hotel gefeiert hat, ist er bekennder Fan und Stammgast des Hauses. Auch das in seiner unmittelbaren Nachbarschaft gelegene Gasthaus Braun erfreut den Neu-Nürnberger mit seiner unprätentiösen italienischen Küche. Über seine Ausgehgepflogenheiten schweigt Küblböck fast genießerisch, gibt aber zu, ab und an im Planetanzutreffen zu sein. „Eigentlich sitze ich aber lieber mit Freunden im Hinterhof“, gibt er zu verstehen und outet sich damit als waschechter Nürnberger.

„Le Méridien Grand Hotel Nürnberg“, Bahnhofstraße 1-3, St. Tel. 0911 / 232 20, www.grand-hotel.de,
„Gasthaus Braun“, Gostenhofer Hauptstraße 58, Tel. 0911 / 28 48 76, Do-Mo 19-24 Uhr,
„Planet“, Klingenhofstraße 40, Tel. 0911 / 561 40 73, www.planetdance.de


THE STRIKE BOYS
Tommy und Martin essen gern bei Brigitte

Obwohl die beiden DJ’s und Musiker seit dem Erfolg ihres Projektes WrongKong viel weniger Zeit als früher haben, genießen sie Brigitte Braun’s italienische Köstlichkeiten im Gasthaus Braun wann immer sie können und zählen schon seit fast zehn Jahren zu deren Stammgästen. Neu auf der Empfehlungsliste steht Harry’s Grillmekka Hunger & Durst, das sich praktischerweise direkt neben dem Studio der Strike Boys befindet. Tommy Yamaha nimmt gerne einen der fantastischen Coktails in der Bar Europa ein, während Martin Kaisa das Gulasch im Gregor Samsa als das zweitbeste der Welt bezeichnet. Nur das seiner Freundin soll besser sein.

„Gasthaus Braun“, Gostenhofer Hauptstraße 58, Tel. 0911 / 28 48 76, Do-Mo 19-24 Uhr,
„Bar Europa“, Hintere Insel Schütt 3, Tel. 0911 / 235 53 63,
„Hunger&Durst“, Schweppermannstraße 1, Tel. 0911 / 367 75 08, www.hungerunddurst.info,
„Gregor Samsa“, Maxfeldstraße 79, Tel. 0911 / 35 76 18

AMREI NOÄ
Die Energy-Moderatorin ist nicht immer @work

Unser aller Amrei hat einen absoluten Lieblingsplatz in ihrem Gostenhofer Viertel: Das Palais Schaumburg erfüllt mit seiner halbvegetarischen Karte, dem lässigen Indie-Ambiente und dem „besten Salat mit Schafskäse der Welt“ alle Wünsche der Moderatorin. Frisch gestärkt geht es dann Richtung Admiral Filmpalast um im „stylishsten Multiplex“ tolle Filme zu sehen und dann in der Skybar einen gepflegten Drink einzunehmen. Da Amrei keinen Garten hat, organisiert sie gerne mit Freunden ein Picknick im Marienbergpark und genießt den Feierabend sozusagen @freierNatur. Zum Zwecke der musikalischen Weiterbildung empfiehlt Amrei den von regionalen Bands und Newcomern geprägten MUZclub.

„Palais Schaumburg“, Kernstraße 46, Tel. 0911 / 26 00 43,
„Admiral Filmpalast“, Königstraße 11, Tel. 0911 / 23 60 30, www.admiral- filmpalast.de,
„MUZclub“, Fürther Straße 63, Tel. 0911 / 26 66 22, www.musikzentrale.com

OLIVER MESCHKAT
Wohin ein Fernsehkoch gerne essen geht

Der Studioleiter von Franken TV und bekennende Gourmet empfiehlt das Restaurant Hütt’n am Burgberg. „Super fränkische Küche, die ehrlich und authentisch ist und mit fantastischen fränkischen Landbieren genial schmeckt“, schwärmt Meschkat, warnt aber davor, die Stammtischglocke zu läuten. Die fränkischen Schnäpse müssen nicht gleich von allen getrunken werden. Das Krakauer Haus mit seinem tollen Biergarten und der guten polnischen Küche sei auch empfohlen, gerade weil der Weg ins BA-Hotel zum Abfeiern so kurz ist. Das Restaurant Roter Ochse seines Kochshow-Kollegen Jürgen Beyer darf als Empfehlung natürlich nicht fehlen.

„Hütt’n“, Burgstraße 19, Tel. 0911 / 201 98 81, www.huettn-nuernberg.de,
„Krakauer Haus“, Hintere Insel Schütt 34, Tel. 0911 / 22 41 20, www.krakauer-haus.de,
„BA-Hotel“, Bahnhofstraße 5, www.bahotel.de,
„Roter Ochse“, Hauptstraße 57, Rückersdorf, Tel 0911 / 575 57 50, www.roter-ochse.de

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FLIRT-SPOTS DER STADT

In diesen 10 Top-Flirt-Locations hoffen Promis und Normalos gleichermaßen auf Abendunterhaltungraltung

PARKCAFÉ
Im edlen Ambiente des Parkcafés trumpft man schwerlich mit Punkoptik und Biergeruch auf. Styler- Klamotten und ein teurer Wagen wirken aber nachgerade Wunder. Berliner Platz 9, www.parkcafe.com

STARS AND STAIRS
Umgekehrte Welt im Stars & Stairs: Rein in die verwanzte Lederjacke, Wodka statt Raierwasser ins Gesicht, möglichst spät ankommen und einfach am Tanzflächenrand warten. Der Rest geht seinen Gang. Engelhardsgasse 33, www.starsandstairs.de

MACH 1
Stars, Sternchen und Styler waren schon immer im Mach zu Hause. Das hat sich nicht geändert und mit einem Glas Schampus fällt der erste Satz plötzlich irre leicht. Kaiserstraße 1-9, www.mach1-club.de

BUCOVINA CLUB
Hier schwitzt einfach alles.Und was tut man dann? Klar, runter mit den Klamotten Ungelogen, alles schon gesehen. Enger geht’s nicht. 8. September, Festsaal K4 BAR*77 Sozusagen die Nachwuchsbildung fürs Mach 1. Jüngeres Publikum, dafür aber wunderbar studentisch unverbraucht. Weinmarkt 4, www.bar77.de

E-CENTER MAXFELD
Für alle, die sich schon immer fragten, wo all die Medien- und Agentursingles ihr Abendbrot einkaufen. Kleiner Plausch zwischen Zucchini und Zimbowurst und schon kann für zwei eingekauft werden. Rollnerstraße 176

CINECITTA
Die Loveseats im „Cine“ sind nicht nur für Ehepaare da. Einfach spontan das Girl aus der Central Bar zum Tarantino-Film einladen. Gewerbemuseumsplatz 3, www.cinecitta.de

IMMER GUT ROCKEN
Laut Praktikant Chris der Garten Eden der Indie-Singles. Dohertyund Mossklone im Überangebot, zum Knutschen freigegeben.

BAYERN 07 BAD
Schöne Menschen ohne unnützes Beiwerk fläzen täglich im 07er und warten auf Bewerbungsgespräche. Am Pulversee 1, Nürnberg

FREUDENPARK
Mit den reifsten Cocktails der Stadt knacken reife Flirter leicht auch die reifsten Ignoranten. Kilianstraße 125