René Walter: Anders als Printjournalisten schreiben Blogger nicht in den luftleeren Raum, sondern bekommen über die Kommentare ständig Rückmeldungen. Es ist ein super Gefühl, wenn einem zugehört wird.
PRINZ: Deine Seite hat im Schnitt 8000 Besucher pro Tag. Wie fühlt es sich an, wenn so viele Menschen dein Tagebuch lesen?
René Walter: Ich habe mich mittlerweile an die Aufmerksamkeit gewöhnt und bin baff, woran die Leute sich alles erinnern. Ein paar Kids schrieben mir, sie würden sich an meinem Musikgeschmack orientieren. Das motiviert mich ungemein.
PRINZ: Worin liegt das Erfolgsgeheimnis von Nerdcore.de?
René Walter: Als ich 2005 mit dem Bloggen begann, gab es in Deutschland noch keine vergleichbare Seite. Der amerikanische Blog Boingboing.net war mit ähnlichen Inhalten schon sehr erfolgreich. Das Konzept, abseitige Themen aus den Bereichen Musik, Design, Games und Film aufzugreifen, die nicht in traditionellen Medien stattfinden, funktioniert auch hier.
PRINZ: Und was unterscheidet deine Themenauswahl von anderen?
René Walter: Ich schreibe nur über das, was mich wirklich interessiert, über Auflagenzahlen muss ich mir keine Gedanken machen. Die Beiträge müssen einen gewissen „Spin“ haben. Ich bin mit Herzblut bei der Sache – das merken auch die User schnell.
PRINZ: Kannst du damit Geld verdienen?
René Walter: Ich habe ein paar Anzeigen auf der Seite und bekomme über den Blog viele Arbeitsaufträge als Webdesigner. Wer viele Links setzt, bekommt auch viel zurück – wie wenn man bei Partys mit besonders vielen Leuten quatscht.
PRINZ: Du bist mit Ex-Viva-Moderator Nils Bokelberg auch Mitglied beim Film-Blog Fuenf-filmfreunde.de. Wie habt ihr euch kennen gelernt?
René Walter: In einem Blogforum, wo wir uns über Comic-Verfilmungen gestritten haben. Auch die anderen drei habe ich im Netz getroffen. Faszinierend: Das Bild, das ich durch die Blogs von den anderen hatte, stimmte zu 100 Prozent mit der Realität überein. Jetzt wohne ich sogar mit Nils zusammen in Berlin.
PRINZ: Werden Blogs noch wichtiger werden?
René Walter: Davon bin ich überzeugt. Gerade jetzt im Wahljahr werden immer mehr Menschen ihre Meinung öffentlich äußern wollen.
Interview: Aileen Tiedemann