Kartoffelstampfer nannte Patricia ihre Waden früher. „Ich bekam keine Stiefel zu. Total frustrierend!“ Die sonst eher zierliche 33-jährige Marketingleiterin bekam ihre Problemzonen trotz Workout nicht in Griff. Ihre Waden wurden eher noch kräftiger. Doch ihre Oberschenkel blieben weich. Grund: Schwaches Bindegewebe. Also ließ sie sich das Fett gezielt dort absaugen, wo es sie störte. Mit Erfolg: „Ich bin rundum glücklich! Endlich bin ich überall schlank und straff!“

Auch bei der 20-jährigen Carmen aus Düsseldorf halfen weder Gewaltdiäten noch ein eisernes Fitnessprogramm: „Ich hatte mich von 58 Kilo auf knapp 50 Kilo runtergehungert und war mehr als zwei Jahre lang dreimal die Woche im Fitnessstudio. Aber die Fettpolster an den Innenseiten meiner Oberschenkel gingen einfach nicht weg.“ Die ein Meter sechzig große Abiturientin entschied sich für eine Fettabsaugung als letzte Möglichkeit und freut sich über ihr neues Lebensgefühl: „Meine Beine haben früher aneinander gescheuert. Ich konnte keine Röcke tragen und ging mit Boxershorts statt Bikinihöschen ins Freibad. Jetzt kann ich anziehen, was ich will.“

Kleiner Eingriff mit großer Wirkung. Trotzdem sollte man sich den Schritt gut überlegen. Eine Operation ist auch ein Einschnitt ins Leben. Schlankere Schenkel machen nicht glücklicher, wenn die Selbstwahrnehmung gestört ist. Besonders junge Menschen setzen die Maßstäbe für die Schönheit immer höher und orientieren sich an unerreichbaren Vorbildern: Beine wie Cameron Diaz, Brüste wie Scarlett Johansson oder ein Sixpack wie David Beckham. Seriöse Spezialisten behandeln deshalb nur Minderjährige mit krankhaften Befunden und schicken Patienten nach Hause, die offensichtlich an Schönheitswahn leiden – für die wäre jede OP nur der Einstieg in einen Teufelskreis.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wie selbst Cellulite per Liposuktion der Kampf angesagt wird und warum vor allem Frauen für die Schönheit den Weg in den OP wagen.In Carmens Fall war die Liposuktion (Lipo = Fett, Suktion = Absaugung) trotz ihres jungen Alters vertretbar. Ab dem 40. Lebensjahr sitzt das Fett besonders hartnäckig an den Problemzonen; je früher man genetisch bedingte Polster wegnimmt, desto weniger können sie sich mit zunehmendem Alter ausbreiten. Ein weiteres Argument für eine frühe Fettabsaugung: Ab 40 erschlafft die Haut und leiert wie Hüpfgummi aus. Dementsprechend strafft sich das Gewebe einer 50-Jährigen nach dem Eingriff nicht mehr so gut wie das einer 25-Jährigen.

Doch die Techniken der Fettabsaugung sind heute so ausgereift und die Ärzte so erfahren, dass auch 50plus-Patienten erfolgreich behandelt werden können. „Früher hat man beim Absaugen das Bindegewebe zerfetzt. Heute sind die Techniken so sanft, dass der Aufhängeapparat erhalten bleibt und auch die Haut älterer Menschen nach der Wundheilung fester wird“, erklärt Dr. Gerhard Sattler, Gründer der Rosenpark Klinik in Darmstadt. Rund 800 Fettabsaugungen werden dort jährlich durchgeführt, allein 400 vom Chef persönlich.

„Im Jahr 2009 hat die Liposuktion noch einmal einen großen Schritt nach vorn gemacht“, sagt Sattler. Seit neuestem kann man mit der so genannten Laser-Lipolyse sogar Cellulite erfolgreich behandeln. Durch diese Methode werden die ungeliebten Dellen beispielsweise am Bauch und an den Oberschenkeln sichtbar glatter. Nur bei Dehnungsstreifen wie beispielsweise nach der Schwangerschaft versagt der Laser. Denn diese Streifen sind Risse in der Haut, die nicht reparabel sind.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Narkose oder örtliche Betäubung, was ist besser? Und: Wie lange es dauert, bis Sie Ihre neue Traumfigur nach der OP bewundern können.
Die Liposuktion ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Schönheitsoperation. In den USA lassen sich jährlich circa 500 000 Patienten ihr Fett absaugen, in Deutschland sind es 200 000 pro Jahr. Knapp 90 Prozent davon sind Frauen zwischen 18 und 38 Jahren. Sie leiden unter ihren meist hartnäckigen Fettdepots an Hüften, Po, Oberschenkeln oder Bauch. Noch immer dominieren Frauen das Feld, doch auch immer mehr Männer wollen attraktiv sein und bleiben. Kostenpunkt: An den Beinen muss man mit einer Rechnung zwischen 2000 und 6000 Euro kalkulieren, am Bauch sind etwa 2000 bis 4000 Euro fällig – und rund 4000 Euro für die vergrößerte Männerbrust.

Viele Ärzte wie Dr. Gerhard Sattler bevorzugen die Fettabsaugung in örtlicher Betäubung: „Der wache Patient kann sich während der Absaugung drehen und wenden, einzelne Muskelpartien anspannen oder auch der Symmetrie wegen aufstehen“, erläutert Sattler. So kann der Operateur das Absaugergebnis von allen Seiten kontrollieren und eventuell nachsaugen. Wer den Eingriff lieber verschlafen möchte oder an einer sehr empfindlichen Stelle wie der Innenseite der Oberschenkel behandelt wird, kann zusätzlich in einen Dämmerschlaf versetzt werden. Erfahrene Ärzte erzielen auch mit dieser Methode gute Ergebnisse, weil sie vorher am wachen Patienten sehr genau anzeichnen, was sie später absaugen werden.

Manche Patienten gehen schon am selben Tag wieder ins Büro, andere müssen sich eine Woche lang schonen. Bei der Tumeszenz-Anästhesietechnik läuft die Betäubungsflüssigkeit bis zu drei Tage aus den Injektionsstichen heraus. Kompressionsmieder oder Strümpfe müssen rund zwei bis vier Wochen getragen werden, damit sich die Haut an die neue Kontur anpasst und festigt. Der Muskelkater-ähnliche Schmerz hält maximal drei Wochen an. Dann sind auch Schwellungen und blaue Flecken verschwunden. Und spätestens nach sechs Wochen kann man seine neue Silhouette im Spiegel bewundern. Im Idealfall ist dann das gewünschte Fett weg und die Haut schön straff.
Kathrin Kunterding