Rotherbaum
Bunt, vielfältig, kinderlieb: das Viertel für Genuss und Kultur.

Manchmal kann es auch Pluspunkte geben, weil sich nichts ändert. Im Fall Rotherbaum ist das so. Denn nun ist der Plan vom Tisch, die Universität in die Hafencity umzusiedeln. Somit bleiben sie also, die Professoren und Studenten aus aller Welt, die das Viertel prägen. Und Rotherbaum bleibt spannend, zum Glück. Dass es einer der schönsten Stadtteile ist, stand ohnehin außer Frage. Mit vielen Parks, der Alster, schönen Gründerzeithäusern und Gassen, die jeder, der nur flüchtig durch den Grindelhof streift, glatt übersieht, obwohl sie genau von dort abgehen. Auch zum Einkaufen ist es ideal: Kleine kreative Boutiquen und Schnickschnackläden gibt es hier, keine Filialen großer Ketten. Der Grindelhof ist seit Jahren schon Gastromeile, ein Restaurant reiht sich ans nächste, italienisch, französisch, amerikanisch, mediterran – in kaum einer anderen Straße ist das Angebot so vielfältig. Mittendrin das Café Leonar, das ein Stück des jüdischen Lebens zurückbringt, das hier vor der Nazizeit pulsierte. Nebenan ein Spielplatz und ein Bolzplatz, 18 Kindergärten und viele Privatinitiativen zur Kinderbetreuung. Einziges Minus: die Mieten. Sie liegen im Schnitt bei 15,87 Euro pro Quadratmeter bei Neubezug. Rotherbaum ist ein unterschätztes Viertel, aber genau darum ist es lebenswert. Denn was kaum wahrgenommen wird, ist nicht dem Zeitgeist unterworfen.
PROMINENTE NACHBARN: Jan Delay, Ulrich Wickert, Dagmar Berghoff

Rotherbaum: Die Bewertung im Überblick

Ottensen
Kinderfreundlich und multikulturell bewahrt das Quartier im Westen seinen charakteristischen Charme.

Für Makler ist Ottensen ein Paradies: Die letzte Renovierungswelle ist schon ein Weilchen her, die Mieten steigen ohne konkrete Aufwertung der Wohnungen. Aber noch bewahrt das Quartier im Westen der Stadt, trotz der schleichenden Verdrängung alteingessener Geschäfte durch Ketten, seinen charakteristisches Gesicht: Studierende, Familien, Werber und Lebenskünstler genießen das bunte Treiben rund um den Alma-Wartenberg-Platz, gehen zu Konzerten in die Fabrik und betrachten den Sonnenuntergang auf dem Altonaer Balkon. Ottensen, diese verwinkelte Kleinstadt im Westentaschenformat, kann mit seinem toleranten und lebendigen Flair vor allem bei Familien punkten: saubere und gut ausgestattete Spielplätze, fast drei Dutzend Kindergärten und neun Schulen gibt es hier.
PROMINENTE NACHBARN: Fatih Akin, Moritz Bleibtreu, Doc Renz & König Boris

Ottensen: Die Bewertung im Überblick

Auf der nächsten Seite geht´s weiter mit St. Pauli und Sternschanze.St. Pauli
Wild, rau und laut schlägt hier das Herz Hamburgs. Vor allem nachts.


Aus der Haustür raus und direkt rein ins pralle Leben. Nirgendwo sonst spürt man den Pulsschlag der Stadt heftiger, erlebt man sein Hamburg ehrlicher als hier. Multikulturell (25 Prozent Ausländeranteil) und auf engstem Raum (fünfmal mehr Einwohner pro Quadratkilometer als im Hamburger Durchschnitt) rücken die St. Paulianer nicht nur flächenmäßig eng zusammen. Man ist stolz auf seinen Stadtteil, auf das schrille Treiben auf der Reeperbahn, die neuen Clubs in der Talstraße und das kreative Zentrum rund um den Golden Pudel Club. Den Hafen vor der Nase und das wuselige Karoviertel mit Designern und Bars um die Ecke kann man sich nach wie vor zu günstigen Mieten (unter 10 Euro pro Quadratmeter) gönnen. Trotz Gentrifizierung nach wie vor das Herz Hamburgs.
PROMINENTE NACHBARN: Jan Fedder, Corny Littmann, Frank Spilker

St. Pauli: Die Bewertung im Überblick

Sternschanze
Die Mieten steigen, die Bewohnerschaft ändert sich. Das einzigartige Flair jedoch lebt.

Die Schanze ist immer noch die Meile mit dem komprimiertesten Angebot, das man für ein gutes Leben in Hamburg braucht: die höchste Plattenladendichte Deutschlands, eine große Menge Restaurants, Bars, Clubs, Kulturprogramm im Haus 73 – und sogar ein Beachclub. Und nirgendwo klönt und präsentiert es sich schöner als auf der Schanzenpiazza. So lange die Flora nicht geräumt wird, denn Eigentümer Klausmartin Kretschmer zündelt wieder einmal am Pulverfass Rote Flora. Dann droht Krawall statt Galão. So lange lassen es sich die jungen Schanzenbewohner (im Schnitt gerade einmal knapp 38 Jahre) im quirligen Quartier weiterhin gut gehen. Wer sich Mietpreise von mittlerweile 15 Euro pro Quadratmeter leisten kann, findet in Hamburgs kleinstem Stadtteil ein spannendes und weltoffenes Miteinander von linksalternativen Rotfloristen, türkischen Gemüsehändlern, gucci-bebrillten Werbern und jungen Familien.
PROMINENTE NACHBARN: Das Bo, Mathias Hain, Sasha

Sternschanze: Die Bewertung im Überblick

Auf der nächsten Seite geht´s weiter mit St. Georg und Eimsbüttel.St. Georg
Unter der Regenbogenflagge lebt es sich multikulturell und spannend.Trotz oder gerade wegen aller Widersprüche.


Straßenstrich und Schauspielhaus, Regenbogenflagge und „Atlantic“-Hotel – im multikulturellen (30 Prozent Ausländeranteil) Quartier prallen die unterschiedlichsten Lebensentwürfe aufeinander. Was Udo Lindenberg, die Schwulenszene und Tagediebe an ihrem bunten Stadtteil lieben, ist, dass er in den vergangenen Jahren durch Sanierungen und Neubauten eine Aufwertung erfahren hat, ohne sein Gesicht zu verlieren. Zwar muss man an der Langen Reihe mittlerweile für eine Wohnung tief in die Tasche greifen, aber mit einem Quadratmetermietpreis von 11 Euro lassen sich alteingesessene Fixpunkte wie das Café Gnosa, Neubauten wie das „The George“ und ein wuseliger Mix aus Restaurants, Bars und Kunsthandlungen immer noch erschwinglich aus nächster Nähe erleben.
PROMINENTE NACHBARN: Ina Müller, Udo Lindenberg, Tobi Schlegl, Götz George

St. Georg: Die Bewertung im Überblick

Eimsbüttel
Grüne Oasen und eine hohe Kindergartendichte machen es hier für Familien so lebenswert.

In Eimsbüttel ist es wie im Leben: Man wird mit der Zeit ruhiger, bekommt Kinder und bevorzugt einen Kaffee mit Freunden gegenüber einem wilden Ausgehrausch. Szeneclubs sucht man hier vergeblich, stattdessen gibt es immer mehr gemütliche Cafés wie das „Osterdeich“ und natürlich die wunderschönen grünen Ecken wie „Am Weiher“ oder am Isebekkanal. Dort schieben Journalisten, Werbetreibende und Künstler gemächlich ihre Kinderwägen durch die Sonne. Nicht weniger als 59 Kindergärten kümmern sich in einem der am dichtesten besiedelten Stadtteile Hamburgs um den Nachwuchs. Bei teilweise günstigen Mieten: Der Durchschnitts-Quadratmeterpreis von knapp 11 Euro wird beispielsweise an der Christuskirche, am Weidenstieg und in der Lenzsiedlung unterboten.
PROMINENTE NACHBARN: Samy Deluxe, Smudo, Patrick Nuo

Eimsbüttel: Die Bewertung im Überblick

Auf der nächsten Seite geht´s weiter mit Wilhelmsburg und Winterhude.Wilhelmsburg
Günstige Mieten und stattliche Investitionen sprechen für ein Leben jenseits der Elbe.

Der flächenmäßig größte Hamburger Stadtteil hat nicht nur durch Fatih Akins filmische Hommage „Soul Kitchen“ an Attraktivität gewonnen. Mietpreise weit unter dem Hamburger Durchschnitt locken vor allem junge Menschen und Kulturschaffende in den Stadtteil, der nach wie vor mit Vorurteilen kämpfen muss: Weit ab vom Schuss und gefährlich sei Wilhelmsburg. Aussagen, die der Realität nicht standhalten. Nicht einmal zehn Minuten sind es vom S-Bahnhof Wilhelmsburg bis zum Hauptbahnhof, und die Kriminalitätsrate beträgt nur ein Sechstel der St. Paulis. Und es wird investiert: Von April bis Oktober 2013 findet in Wilhelmsburg die Internationale Gartenschau statt. Auf circa 100 Hektar wird mit einem Volumen von 70 Millionen Euro das Motto „In 80 Gärten um die Welt“ umgesetzt. Zudem werden im Rahmen der Internationalen Bauausstellung verschiedene Projekte auf der Elbinsel Wilhelmsburg realisiert. Ja, noch ist Wilhelmsburg mehr „Klein Istanbul“ als Szenequartier. Aber die Zukunft spricht für das Leben jenseits der Elbe.

Wilhelmsburg: Die Bewertung im Überblick

Winterhude
Eine bunte Mischung aus Kultur, Grünflächen und Beständigkeit schafft Lebensqualität.

Das Lamento „Hier verändert sich ja gar nichts“ kann auch ein Qualitätssiegel sein. Zum Beispiel in Winterhude. Denn warum etwas ändern, wenn doch alles gut ist? Kriminalität und Arbeitslosigkeit sind hier Fremdwörter, die gut verdienenden Bewohner plagt höchstens die Sorge, welches der zahlreichen Angebote sie für eine angemessene „Quality Time“ nutzen wollen: den hübschen Markt am Goldbekufer, einen Bootstrip auf den Alsterfleeten oder den Stadtpark mit Grünflächen satt zum Grillen, Spazierengehen oder Entspannen. In der Jarrestraße ist darüber hinaus eines der kulturellen Zentren der Stadt: Auf Kampnagel wird aufregendes Theater inszeniert, werden Tanzaufführungen und Performances geboten und finden spannende Konzerte statt.
PROMINENTE NACHBARN: Ruud van Nistelrooy, Heinz Strunk, Susan Atwell

Winterhude: Die Bewertung im Überblick

Auf der nächsten Seite geht´s weiter mit Neustadt und Hafencitiy.Neustadt
Zwischen Laeiszhalle und Jungfernstieg werten junge Kreative mit spannenden Projekten den Stadtteil auf.

Bent Angelo Jensen schneidert hier exklusive Kleidungsstücke für sein Modelabel Herr Von Eden, die Kulturreich-Galerie und Feinkunst Krüger zeigen hier zeitgenössische Kunst, Schmuckdesigner Jonathan Johnson hat hier seinen Laden eröffnet, im Gängeviertel tobt sich die junge Avantgarde mit Ausstellungen und Konzerten aus. Und rettet ganz nebenbei historisch wertvollen Lebensraum. Die lange Jahre etwas träge vor sich hin dümpelnde Neustadt ist binnen kurzer Zeit zum Tummelplatz der kreativen Szene Hamburgs geworden. Hierhin ziehen Menschen, die abseits von Sternschanze und Karoviertel ihre kreativen Träume in die Tat umsetzen wollen. Und keinen allzu großen Wert auf kulinarische Angebote und Nightlife legen. Denn da bietet die Neustadt leider weiterhin außer dem Portugiesenviertel nur dörflichen Charme.

Neustadt: Die Bewertung im Überblick

Hafencitiy
Ein Stadtteil entwickelt sich. Ab 2011 vielleicht nicht nur für Besserverdiener.


„Wir haben das Ziel, hier bezahlbaren innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.“ Der Stadtteil, von dem Bürgermeister Ole von Beust hier spricht, ist die Hafencity. Ein Quartier, das sich im vergangenen Jahr eher durch wahnwitzige Mietpreise, Feinstaubbelastungen und Spinnenplagen hervorgetan hat. Aber ab 2011 soll alles besser werden: Im noch brach liegenden Ostteil der Hafencity sollen nach und nach 2800 neue Wohnungen entstehen – nach hohen ökologischen Standards gebaut und teilweise mit Quadratmeterpreisen im einstelligen Euro-Bereich, wie Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk verspricht. Auf die Mieter warten dann ein Künstlerquartier, neue Brücken, eine Freizeitinsel im Hafenbecken und U- und S-Bahnstationen. Nirgendwo sonst in Hamburg wird so viel Geld in die Hand genommen, um einen Stadtteil nach vorne zu bringen. Wer es sich leisten kann, dabei zu sein, lebt in einem Areal mit Zukunft.
PROMINENTE NACHBARN: Dana Schweiger, Lukas Hilbert

Hafencitiy: Die Bewertung im Überblick