Im Kino: „Blauer Himmel weiße Wolken“ – ein Dokumentarfilm fürs Herz
Die Bremer Regisseurin Astrid Menzel beschließt, ihre demente Großmutter mit auf eine zweiwöchige Kanutour zu nehmen und das Abenteuer zu filmen. Nur selten erleben Zuschauer*innen so hautnah, was es bedeutet, für eine an Demenz erkrankte Person da zu sein.
Genre: Dokumentation
Im Kino ab: 25. Mai 2023
Inhaltsverzeichnis
Ein Versprechen, der bittere Beigeschmack der Realität und ein Versuch
Kümmer‘ dich um Oma, wenn ich nicht mehr da bin“, sagt der Großvater zu seiner 30-jährigen Enkelin Astrid. Da ist der Großvater bereits immer häufiger im Krankenhaus. Erste Erinnerungslücken machen sich bei Oma Carmen bemerkbar. Als der Opa verstirbt, kommt Carmen in ein Seniorenheim.
Ihre Demenzerkrankung verschlechtert sich zusehends. Sie fühlt sich, trotz Besuchen, von der Familie im Stich gelassen. Astrid wird klar, dass sie ihr Versprechen an den Opa nicht erfüllt hat. Sie beschließt ihre 86-jährige Großmutter mit auf eine zweiwöchige Kanutour zu nehmen, zurück zum Steg, wo das Boot vor vielen Jahren getauft wurde. Eine Reiseroute wird ausgetüftelt, Equipment besorgt. Erfüllt von Nostalgie und Trotz, soll diese gemeinsame Reise Klarheit bringen, ob und wie sie in Zukunft für ihre Oma sorgen könnte.
Und so begibt sich Astrid gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Hendric und Oma Carmen auf eine Kanutour von Bremen bis Kiel. Voller Vertrauen steigt die 86-jährige täglich zu ihren Enkeln ins Kanu. Es wackelt und gluckert, die Sonne scheint. Die ungewisse Zukunft rückt in weite Ferne. Alles scheint gut.
Doch es ist nicht leicht Carmens gewohnten Tagesrhythmus auf der Reise beizubehalten. Die täglichen Ortswechsel setzen ihr zu. Trotz geduldiger Wiederholungen kann sie sich nichts Neues mehr merken. Während die Großmutter die Gesellschaft ihrer Enkel auf dem Wasser genießt, werden die Nächte für alle drei immer belastender. Die Situation spitzt sich zu, bis Carmen eines Nachts beschließt, zu Fuß nach Hause zu gehen.
Wie können wir füreinander da sein? Wo liegen die Grenzen?
„Es ist wichtig das Kino wieder verstärkt für den Blick über den eigenen Tellerrand zu verstehen. Nur im Kino können wir ein wahres Gemeinschaftsgefühl entwickeln, um über Themen, wie etwa den generationsübergreifenden sozialen Umgang in unserer Gesellschaft zu reden“, so die Regisseurin, die bereits mit ihrem gleichermaßen schonungslosen, wie einfühlsamen Kurzfilm „Nicht im Traum“ zahlreiche Preise einholen konnte.
„Blauer Himmel Weiße Wolken“ erzählt sehr persönlich von dem Verlust des Großvaters und der anschließenden Hilflosigkeit gegenüber der fortschreitenden Demenz der Großmutter. Der Film lebt von dem Zusammenhalt der Familie. Insbesondere der unerschöpflichen Geduld zweier Enkelkinder ihrer Großmutter gegenüber. Der Film begleitet die Regisseurin und ihren Bruder in ihrer Trotzreaktion, der eigenen Lethargie etwas Aktives entgegenstellen zu wollen, nachdem der Großvater verstorben ist und die Oma sich über ihre Einsamkeit beklagt.
Die Folge ist eine Kanutour der beiden Enkelkinder mit der „tüdeligen“ 86-jährigen quer durch Norddeutschland. Das Boot soll zurück an den Steg ihrer Kindheit gebracht werden. Ihre Abenteuerlust führt dazu, dass die drei von Fluss zu Fluss bis zur Quelle der Hamme gelangen. Ohne Wasser unterm Kiel, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu schieben und schließlich den Moorexpress, einen Museumszug, bis nach Bremervörde zu nehmen.
Von dort geht es weiter die Oste flussabwärts bis zur Elbmündung. Dann ist erst einmal Schluss. Die Oma ist restlos erschöpft. Statt die Reise abzubrechen, bietet ein alter Freund der Familie an, sie mit seinem Segelboot den Nord-Ostsee-Kanal hochzufahren. Vom Flemhuder See aus, unterhalb von Kiel, paddeln die Drei das letzte Stück zum ersehnten Steg im Westensee wieder allein.
Vor-Premiere in Anwesenheit der Regisseurin
Der preisgekrönte Dokumentarfilm „Blauer Himmel weiße Wolken“ startet am 25. Mai in den deutschen Kinos. Am 24. Mai wird er im Rahmen einer KinoTour im Kino am Raschplatz Hannover bei einer Sondervorführung im Beisein der Regisseurin gezeigt werden.
Weitere Infos gibt’s unter: https://barnsteiner-film.de/blauer-himmel-weisse-wolken/