Rezension: „Auf den Spuren von Martin Luther“ (Matthias Gretzschel)
Matthias Gretzschel verschafft uns mit „Auf den Spuren von Martin Luther“ einen leicht verständlichen Einblick in das Leben und Schaffen des Reformators.
Wohl ohne es zu wollen, sollte ein von einem Zeitgenossen als magerer Mann mit erschöpftem Körper beschriebener Augustinermönch den Lauf der Geschichte entscheidend beeinflussen. Die Rede ist natürlich von Martin Luther (1483-1546), dessen Lebensweg in einem neuen Buch von Matthias Gretzschel anschaulich nachgezeichnet wird. Wir haben es gelesen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Aufbau
Nach einem kurzen Vorwort und einem Überblick über Luthers Gesamtwerk setzt der Band chronologisch in acht Kapiteln mit dem Lebenslauf des Reformators an – beginnend mit seiner Geburt und dem familiären Hintergrund bis zu seinem Tod knapp 62 Jahre später. Freilich geht der Blick dabei auch immer wieder über den Tellerrand hinaus und nimmt die großen Ereignisse und Zeitumstände von Luthers Leben mit in den Blick, die zum Verständnis seines Wirkens unabdingbar sind. Der ausführliche Anhang widmet sich noch den „Lutherstädten in Deutschland“ von Altenburg bis Zwickau, die mit Fotos, ihrer jeweiligen Rolle in Luthers Leben und vielen Infos zu Geschichte und Sehenswürdigkeiten präsentiert werden. Auch Leipzig kommt da freilich auf seine Kosten. Das Buch schließt mit einer Zeittafel und Literaturhinweisen zum Thema.
Stil
Der Band ist in einem gut verständlichen Stil geschrieben und bietet sich daher jedem an, der sich unkompliziert und fernab jedes Fachjargons über Martin Luther informieren möchte.
Fazit
Matthias Gretzschel hat einen gut lesbaren Überblick zum Wirken Martin Luthers mit klarer Strukturierung geliefert, der zudem durch eine großzügige Auswahl ansprechender Fotos aufgelockert wird und den Gegenstand so greifbar macht. Manch sicher geglaubter Fakt aus den Untiefen unseres Halbwissens wird im Buch auf den Prüfstand geschickt und wackelt am Ende mächtig. War Luther stets ein fanatischer Gegner des Ablasshandels gewesen? Und hat er am 31. Oktober 1517 wirklich seine berühmten 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt? Mythen dieser Art hinterfragt Gretzschel ebenso wie die starke Idealisierung des Reformators und seines Familienlebens, etwa auf späteren Gemälden. So wird der angemessen kritische Umgang mit historischen Hinterlassenschaften und scheinbaren Wahrheiten noch einmal geschärft. Trotz alledem fallen ein paar kleinere Schwächen im Buch auf. Das betrifft erstens die an manchen Stellen in den Haupttext eingewobenen Details über Kunstgeschichte und Architektur, die durchaus informativ sind, für einen besseren Lesefluss jedoch vielleicht besser in separate Infokästen hätten integriert werden können.
Auch werden manch hochinteressante Fragen, etwa zu Luthers Charakter, zwar knapp angeschnitten, andere aber, wie sein antijudaistisches Denken, lediglich einmal kurz erwähnt, ohne sie tiefer zu beleuchten. Hier hätten sich vielleicht spannende Schwerpunkte ergeben. Diese Hinweise sollen die Gesamtleistung des Bandes jedoch nicht in Abrede stellen. Mit seinem Buch hat Matthias Gretzschel ein Werk geliefert, das sich jedem interessierten Leser als optimale Einstiegslektüre über Martin Luther anbietet und vielleicht auch als Anregung dient, sich intensiver mit dieser Person zu befassen. Daher sprechen wir guten Gewissens unsere Leseempfehlung aus.
Infos zum Buch: www.ellert-richter.de – Auf den Spuren von Martin Luther – Matthias Gretzschel – Sachbuch – Ellert & Richter Verlag – ISBN 978-3-8319-0563-8 – 14,95€