Verstopfter Abfluss oder Urwaldtier – was steckt hinter den verschiedenen Schnarchtypen?

In vielen deutschen Schlafzimmern röchelt, brummt und grunzt es. Welche verschiedenen Schnarchtypen gibt es und wann wird es gefährlich? Hier gibt es Antworten!

Schnarchender Partner

Die Anzahl der Betroffenen ist hoch: Über 26 Millionen Deutsche, also etwa jeder Dritte, schnarcht. Dieses Problem bringt meist nicht nur die Schnarcher selbst, sondern auch deren Bettpartner zur Verzweiflung. Viele Menschen stellen sich die Frage, warum sie überhaupt schnarchen und woher dieses störende Geräusch kommt. Warum schnarchen nicht alle Betroffenen gleichermaßen laut, stark oder regelmäßig? Und woran erkennt man, ob das Schnarchen möglicherweise gefährlich ist? HNO-Facharzt und Schlafmediziner Dr. Alexander Loch aus Berlin und die Schnarch-App „Snorefox“ klären auf.  Denn: Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen.

Gaumensegel – das schlaffe Segel auf hoher See

Oftmals ist an den nächtlichen Geräuschen das Gaumensegel schuld, das sich hinten im Rachen befindet. In dessen Mitte befinden sich die Gaumenzäpfen: Vor dem Spiegel bei weiter Mundöffnung und lautem “Aaaaaaah” nicht zu übersehen. Das Gaumensegel hat eine wichtige Funktion: Es verschließt beim Schlucken den Nasenraum und verhindert so, dass Essen und Getränke versehentlich in die Nasenhöhle gelangen. Es ist wie ein Schutzmechanismus, der dafür sorgt, dass alles da landet, wo es hingehört. Doch wenn das Gaumensegel zu schlaff oder das Zäpfchen zu lang ist, beginnt es nachts im Wind des Atems zu flattern – und genau dann beginnt das Schnarchkonzert. Das Geräusch ähnelt manchmal tatsächlich dem knarrenden Flattern eines schlaffen Segels auf hoher See.

Zungengrund – der verstopfte Abfluss

Der Zungengrund ist der hintere Teil der Zunge, der diese tief im Rachen verankert. Normalerweise erfüllt er eine wichtige Funktion beim Sprechen und Schlucken, doch während des Schlafes kann er zu einem regelrechten Störenfried werden. Bei einigen Schnarchern hat er die lästige Gewohnheit, im Schlaf nach hinten zu rutschen und den Atemweg zu verengen – wie etwa ein Abfluss, der verstopft ist. Die Luft muss sich mit Widerstand vorbeiquetschen, der Zungengrund fängt an zu vibrieren und erzeugt so die störenden Geräusche. Diese können – wie bei einem verstopften Abfluss – wie ein feucht-schlürfendes Röcheln oder Gurgeln klingen. Besonders Neugierige können sich vor den Spiegel stellen und die Zunge weit herausstrecken: Am hinteren Teil der Zunge befindet sich der Übergang zum Zungengrund, dem Übeltäter, der für die störenden Geräusche verantwortlich sein kann. Der Zungengrund selbst befindet sich tief im Rachen, ganz am unteren Ende der Zunge und ist im Spiegel nicht sichtbar.

Mandeln – die flatternden Fahnen im Wind

Auch die Mandeln können für lästige Schnarchgeräusche verantwortlich sein. Sie befinden sich rechts und links im hinteren Teil des Rachens und sind normalerweise als kleine längliche Vorwölbungen sichtbar. Die Mandeln gehören zum Abwehrsystem des Körpers. Durch ihre Lage im Rachenbereich können sie Krankheitserreger aufhalten, die über Mund oder Nase eindringen. Besonders durch Entzündungen der Mandeln in der Kindheit können diese bei manchen Menschen vergrößert sein. Das ist bei Erwachsenen meistens unbedenklich, allerdings können besonders große Mandeln im nächtlichen Atemstrom vibrieren – ähnlich wie Fahnen, die im Wind flattern – und so das Schnarchen verursachen. Das kann sich mitunter anhören wie ein geräuschvoll entweichendes Lüftchen. Auch hier hilft ein Blick in den Spiegel: Einfach den Mund weit öffnen, ein „Aaaaaah“ von sich geben und dabei auf längliche runde Vorwölbungen im hinteren Rachenbereich achten.

Rachen – der weiche Schlauch mit Unterdruck

Der Rachen ist ein flexibler, muskulöser Schlauch, der sich hinter der Mundhöhle befindet und den Mund- und Nasenraum mit der Speiseröhre und der Luftröhre verbindet. Er spielt eine wesentliche Rolle beim Schlucken, Atmen und Sprechen. Vor dem Spiegel ist der Rachen als dunkle Röhre zu erkennen, die im Körperinneren verschwindet. Nachts können sich die Rachenwände durch den Unterdruck, der durch die Einatmung entsteht, zusammenziehen und vibrieren. Es ist vergleichbar mit dem Versuch, Luft durch einen zu weichen Schlauch einzusaugen. Die Luftströmung erzeugt dabei einen Unterdruck, ähnlich wie bei einem Flugzeugflügel, wo die Luft auf der Oberseite des Flügels beschleunigt vorbeiströmt und somit Auftrieb erzeugt. Durch den entstehenden Unterdruck kommt es zu einem Kollaps der Schlauchwände und es bildet sich eine Verengung. Die Luft muss mit Widerstand durch die Engstelle durchströmen, es entsteht eine Vibration, die das Schnarchen seufzend klingen lässt.

Kehldeckel – das gefährliche Urwaldtier

Der Kehldeckel ist ein kleines Stück Gewebe, das sich hinter der Zunge und oberhalb des Kehlkopfes befindet. Als eifriger Türsteher besteht seine Hauptaufgabe darin, den Eingang der Luftröhre während des Schluckens zu verschließen und so zu verhindern, dass Essen und Getränke versehentlich in die Atemwege gelangen. Bei manchen Menschen kann er beim Einatmen im Luftstrom vibrieren, das kann wie ein tiefes Fauchen, Grunzen oder Röcheln klingen – wie bei einem gefährlichen Urwaldtier. Hier wird ein Blick in den Spiegel leider nichts nützen, dafür liegt der Kehldeckel zu tief unten im Rachen. Der Kehlkopf ist jedoch ertastbar: Es handelt sich um das knorpelige Gewebe im Hals, das sich beim Schlucken nach oben bewegt. Genau dann tritt jedes Mal der Kehldeckel in Aktion und verschließt die Luftröhre.

Schlafapnoe – die komplette Windstille

Aber wann ist Schnarchen denn nun gefährlich? Entscheidend ist nicht der Ursprungsort des Schnarchens, sondern ob das Schnarchen mit Atemaussetzern einhergeht, erklärt HNO-Facharzt und Schlafmediziner Dr. Loch. Wenn die Atemwege vollständig blockiert werden, flattert das Gewebe nicht mehr nur im Wind, sondern es herrscht komplette Windstille – dann spricht man von einer Schlafapnoe. Die Atemaussetzer können mehrere Sekunden bis zu zwei Minuten anhalten – je länger, desto gefährlicher, da in dieser Zeit das Gehirn nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Um akute Erstickungsgefahr zu vermeiden, sendet das Gehirn dem Körper Alarmsignale, sodass man aufwacht. Die Muskeln spannen sich wieder an und der Atem reguliert sich. Dieser Vorgang kann sich mehrere hundert Male pro Nacht wiederholen und jedes Mal wird der erholsame Tiefschlaf unterbrochen. Betroffene fühlen sich nach Stunden scheinbarer Erholung am nächsten Morgen abgeschlagen und müde.

Was kann gegen Schnarchen getan werden?

Schaubild Schlafapnoe

Wichtig ist in jedem Fall zunächst eine Schlafapnoe zu erkennen oder auszuschließen. Da Betroffene ihr Schlaf- und Schnarchverhalten nur schwer selbst beobachten können, bleibt die Schlafapnoe bei vielen unentdeckt. Allein in Deutschland beläuft sich die Dunkelziffer auf circa 10 Millionen Krankheitsfälle. Eine frühzeitige Abklärung des eigenen Schlafapnoe-Risikos ist empfehlenswert, denn die langfristigen Folgen einer unentdeckten Schlafapnoe können gravierend sein.

HNO-Facharzt und Schlafmediziner Dr. Loch warnt: Durch die vielen Atempausen kommt es dauerhaft zu einer Schädigung des Herzens. Die Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte, steigt um das Zwei- bis Vierfache. Die gute Nachricht: Eine Schlafapnoe lässt sich therapieren. Sei es mit Maske, Schiene oder auch operativ. Entscheidend ist und bleibt die Früherkennung. Das reine Schnarchen ohne Atempausen ist hingegen unbedenklich und stellt vielmehr ein soziales Problem dar. Ein erfahrener Schlafmediziner kann aber auch in diesem Fall helfen. Indem der Entstehungsort der nächtlichen Geräusche identifiziert wird, kann das Schnarchen gezielt behandelt werden.

Wer sich weiter informieren möchte, findet beim Hausarzt einen geeigneten Ansprechpartner und kann die Schnarch-App „Snorefox“ ausprobieren. Sie nimmt die Schnarchgeräusche ganz einfach mit dem Handy über Nacht auf und wertet sie aus.

Weitere Infos unter www.snorefox.com

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