Cakes ’n‘ Treats

Im „Cakes’n’Treats“ ist schon richtig Betrieb. Ein tätowiertes Pärchen diskutiert bei Thunfisch-Bagels. Zwei ältere Damen halten Kaffeeklatsch. Eine junge Mutter nimmt mit einem Schoko-Muffin eine Auszeit. Inmitten ihres neuen Ladens steht Kim Kalkowski und strahlt vor Zufriedenheit: „Mittags ist immer viel los“, sagt sie. Dabei ist ihr veganes Café mit angeschlossenem Laden erst seit drei Tagen geöffnet.

Tortenkreationen. Selbst gemacht? „Ja, die mache ich jeden Morgen in unserer Backstube“, erzählt die 26-Jährige und verweist gleich noch auf ihr Backbuch „Vegan Wondercakes“ mit Rezepten und Tipps. Wir entscheiden uns trotzdem erst einmal für etwas Herzhaftes: Bagels mit täuschend echt aussehenden Hähnchenscheiben. Einer der weiß lackierten Tische ist noch frei. Dort können wir in Ruhe der Frage nachgehen: Wie fing das alles eigentlich an? „Vegetarierin wurde ich mit elf Jahren – ganz romantisch, der Tiere wegen“, erklärt Kim Kalkowski. „Ich liebe die Tiere, die ich zu Hause habe, und all die anderen lasse ich schlachten?“

Mit 18 entschloss sie sich, ganz auf tierische Produkte zu verzichten, was allerdings nicht so einfach war. „Zu der Zeit konnte man vegane Sachen nur in Ökoläden kaufen“, erzählt die großflächig tätowierte Unternehmerin. „Eine wie ich wurde da schon mal durch die Gänge verfolgt.“ Mit Gleichgesinnten organisierte sich Kim Kalkowski die veganen Zutaten selbst. Immer mehr Freunde und Bekannte sprangen auf den Zug auf, und der Vegan-Wonderland-Versand war geboren: „Wir starteten mit 25 Produkten“, erzählt sie kichernd, „heute sind es 1 800.“ Fast nebenbei entwickelte sich ein Cateringservice mit den tierfreien Speisen, die bei Hochzeiten und Hardcore-Festivals gefragt waren. Dass die 26-Jährige heute 16 Mitarbeiter beschäftigt, überrascht sie selbst ein wenig: „Es gab ja keinen Businessplan. Wir sind einfach an der Aufgabe gewachsen“. Zur „Aufgabe“ gehört auch ein Supermarkt direkt gegenüber dem Café, wo auf knapp 100 Quadratmetern neben Tiefkühlpizza auch ohne Tierversuche hergestellte Kosmetika, Kondome und Reinigungsmittel zum Sortiment gehören.

Wir sind mittlerweile beim Nachtisch angelangt. Meine Waffel mit Sahne schmeckt, als wäre sie mit Butter und Milch zubereitet. Dieses Backen ohne klassische Zutaten ist nicht einfach, wie Kim Kalkowski erklärt: „Schokoküsse sind besonders schwierig. Wir haben 22 Sorten Sojamilch getestet, bis wir das hingekriegt haben.“ Ein Ziel hat die Veganerin allerdings klar verfehlt: „Bis jetzt haben wir es noch nicht geschafft, das Café um 19 Uhr zu schließen. Es ist einfach zu viel los.“

Jens Wege