Landgasthof Gentner

Und der erste Eindruck bestätigt sich bereits als wir sitzen. Für unser Baby liegen Buntstifte, eine Malunterlage und Wundertüte bereit, eingedeckt wurde auf Sterne-Niveau. Weißgott, wir sind in einem Hotel-Restaurant gelandet, dass sich aller Ehren Gunst erweist. Außer uns befinden sich noch ein paar andere Drei-Generationen-Familien im urig, heimelig anmutenden Gastraum. Die Stimmung ist gelöst – typisch fränkisch. Wie man’s eben mag. Nur leider wirkt der absolut perfekte Service ein wenig drahtnervig. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass die so aufgeschlossenen, herzlichen Damen ein bisschen zu viel Druck von oben bekommen. Perfektion in jedem Atemzug? Ja, nee, das mag der Gast nicht so gern. Denn die Damen haben allesamt einen Superjob erledigt und die übertriebene Hörigkeit vermittelt fast schon Schuldgefühle beim Gast. ALSO: Leine lösen, die Mädels machen lassen, es wird sicher gut laufen!
Kommen wir zum Essen. Wow: Präsentation erstklassig, Garpunkt in allen Belangen hervorragend getroffen, Fleisch erweist sich durchgehend als Spitzenprodukt. Nur zwei Meckerpunkte bleiben: Die Sauce zur Flanke der Bauernente schmeckt zwar ehrlich gut, hat aber nichts mit diesem Gericht zu tun. Und die Klöße erinnern schwer an den Löwenbräukeller zu München. Fein im Geschmack aber widerborstig in der Konsistenz. Damit genug gemäkelt, kommen wir zum Positiven: Das Scheiferla (13,80 Euro) fällt fast so zart vom Knochen wie feinstes Pulled Pork. Resch und kräftig gewürzt harmoniert die Krust’n gerade optimal mit einem feinen Weißbier. Und auch der Zwiebelrostbraten (16,80 Euro, es wurde nach der gewünschten Garstufe gefragt und ideal umgesetzt!) protzt mit Aromen. Er wurde perfekt angerichtet, die Kartoffeln im typisch fränkischen Sudschälchen beigelegt – folglich schwärmt die Testerin in höchsten Tönen.
Dann das günstigste Gericht der Karte: Maultaschen könnte man einfach hinklatschen. Aber nicht im Hause Gentner. Selbst dieses vermeintliche, vegetarische Spar-Gericht wurde mit allergrößter Liebe und Können kredenzt. Absolute Meisterleistung. Der Star an unserem Tisch – geschmacklich sowie optisch Topniveau. Und der Höhenflug setzt sich bei der Ente und ihrem Blaukraut fort. Dieses Fleisch ist zarter als Charlotte Gainsbourg in der „Kleinen Diebin“. Die Haut kross, kein Gramm Fett mehr zwischen beiden Lagen. Das urig gewürzte und aromatisch grob geraspelte Kraut setzt einen Punkt on Top. Gut, die Sauce vergessen wir jetzt einfach mal.
Denn wir haben ja den Gruß aus der Küche als Bonuspunkt. Eine Hausmacher-Leberwurst, die das beste Brot der Welt verdient hätte. Leider war das wohl gerade ausverkauft, denn wir bekamen einen etwas willkürlich arrangierten Brotkorb. Merke: Beschenke den Gast von Herzen, kostet es Dich auch Schmerzen. Aber trotzdem – für die Leber: Gruß zurück. Ihr seid ein tolles Team von Köchen!

Landgasthof Gentner
Bregenzer Straße 31
90475 Nürnberg
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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