Livingroom

Der „Livingroom“ wird oft als Bochums schönstes Wohnzimmer bezeichnet. Natürlich eine Untertreibung: Der zweigeteilte Raum ist groß wie ein Tanzsaal. Bei der Eröffnung im Jahr 2000 war er – als Bar, Restaurant und Lounge – die erste echt metropolitane Adresse im Revier. Nach gründlicher Renovierung glänzt alles wieder frisch. Hinter riesigen Glastüren prägen jetzt türkis bezogenes Mobiliar und tief violette Wän de die Farbstimmung des Restaurants. Zwischen all den Tischen kommen wir uns allerdings etwas verloren vor. Vielleicht vermissen wir ja auch die großformatigen Bilder, die früher fürs besondere Flair sorgten. Deshalb wechseln wir ins Bistro, wo ab 18 Uhr geraucht werden darf.

Das Kalbsschnitzel ist schnörkellos – mit hausgemachten Pommes frites, Preiselbeeren und etwas langweiligem Blattsalat. Das Rotbarschfilet in Chorizoöl mit Auberginenkaviar, Fenchel und Toma tensirup machte uns auf der Karte mit kulinarischer Wortartistik an. Dagegen bleibt das Gericht auf dem Teller überraschend blass. Immerhin sind die Portionen so groß, dass fürs Sattwerden keine Vorspeise gegessen werden muss. Da war es fast Pech, dass gerade die Rinderkraftbrühe und der karamellisierte Ziegenkäse am besten schmeckten: schöne Kleinigkeiten für den Hunger zwischendurch. Der „Livingroom“ sei nun erwachsen, sagen die Betreiber auf der Restaurant-Homepage. Aber wie das mit dem Älterwerden gehen kann: Er ist auch langweiliger geworden. Nur eines hat er noch immer: die spektakulärste Herrentoilette im Revier. Irgendwo in den Lautsprechern hat sich auch Frank Goosen versteckt und erzählt Bochumer Stadtgeschichten.

Livingroom
Luisenstr. 9-13
44787 Bochum
Öffentliche Verkehrsmittel
Hauptbahnhof
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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