Neue Schmiede

Zählen wir auch schon zu den Nostalgikern, die sich auf eine seltsam verquere Art nach Kohle, Staub und Stahl zurücksehnen? Oder ist es einfach nur diese schöne Prise Heimatgefühl, die den Ausschlag gibt? Adressen wie das Casino Zollverein, das Heiner’s im Gelsenkirchener Nordstern-Park oder die Schwerter Rohrmeisterei, die alte Industriegebäude auf moderne Art gastronomisch nutzen, gefallen uns immer wieder besonders gut. Und das nicht nur, wenn wir mit Gästen von außerhalb auf Tour de Ruhr gehen.

Für die touristische Top-Liga des Reviers ist die Neue Schmiede in Unna zu klein. Aber die beiden Kronleuchter, die vom freigelegten Dachstuhl herunterhängen, tauchen das typisch rote, alte Backsteingemäuer in stimmungsvolles Licht. Darüber hinaus schaffen Couchecke, Bistro und eine Handvoll „normaler“ Tische eine beinahe familiäre Atmosphäre, und auch das Zusammenspiel von Bar, Lounge und Restaurant klappt überraschend reibungslos.

Von der Möhren-Ingwer-Suppe über Entenbrustscheiben mit Rucola bis zum Steinbeißerfilet ist die Speisekarte insgesamt überschaubar gehalten, bietet aber zu angemessenen Preisen etwas für jeden Hunger und Geschmack. Schon das gefüllte Fladenbrot mit gebratener Tandoori-Hähnchenbrust auf Salat (12,50 Euro) entpuppte sich eher als Hauptgericht denn als würziger Snack. Und die auf den Punkt gebratenen Jakobsmuscheln gefielen als Vorspeise richtig gut. Geschmackvoll auf rustikale Art: das Krüstchen vom Kalb mit Spiegelei. Einziger Kritikpunkt: Noch am Morgen danach erinnerte der Pullover daran, dass wir direkt neben der offenen Showküche gesessen hatten.

Christian Vieler

Neue Schmiede
Hellweg (Breitenbachgelände) 31-33
59423 Unna
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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