Schauspielhaus Bochum

Intendanten wie Peter Zadek und Claus Peymann führten das Schauspielhaus Bochum an die Spitze der deutschsprachigen Sprechtheater. Und selbst der grüblerisch-introvertierte Frank-Patrick Steckel und die wildpoetische Haußmann-Ära gingen inzwischen in die Theatergeschichte ein. Aber auch ein Gebrauchsgegenstand trat von hier seinen Siegeszug durch die Republik an: Die „Tulpenlampen“, mit denen Architekt Gerhard Graubner 1953 die Foyers seines Theaterneubaus ausstattete, feierten an der Königsallee ihre Design-Premiere. Im Zusammenspiel mit den Fünfziger-Jahre-Sofas, den Rauchsalons und dem holzverkleideten Zuschauerraum machen sie das Haus zum schönsten Theater des Ruhrgebiets. Unter der Leitung von Elmar Goerden setzt das Ensemble auf eine ausgewogene Mischung von klassischen und modernen Texten. Ab dem Sommer 2010 übernimmt Anselm Weber die Intendanz in Bochum.

Der neue Theatermacher: Anselm Weber

Die Person Anselm Weber kennt das Revier, und das kennt ihn. Bevor er Intendant in Bochum wurde, inszenierte er Opern am Aalto-Theater und machte das Essener Grillo-Theater zum besten Sprechtheater im Revier. Droht jetzt ein schlichtes Remake der Essener Erfolgsgeschichte? Dagegen spricht, dass Weber seinen Blick in Bochum um 180 Grad dreht. Während er in Essen nach der „Heimat Ruhrgebiet“ suchte, verortet er sein Theater jetzt im europäischen Kontext. Auf der Saisonbroschüre kreiert er dafür das Kunstwort „Boropa“.

Start & Ziel Nach der sehr medienwirksamen Intendanz von Matthias Hartmann verlor das Schauspielhaus Bochum unter Nachfolger Elmar Goerden dramatisch an Bedeutung und Anziehungskraft. Weber gilt als ehrgeizig: Er will dem Haus alten Glanz zurückgeben und es wieder an die Spitze der deutschsprachigen Theater führen.

Spielplan Auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches: Mit antiken Texten („Medea“), Klassik („Die Jungfrau von Orléans“), Romantik („Cyrano de Bergerac“) und Uraufführungen („Hochstapeln“) bietet das Programm all das, was von einem deutschen Stadttheater erwartet werden darf.

Neuwert Auffällig ist die hohe Zahl an internationalen Gastregisseuren. Mahir Günsiray aus Istanbul inszeniert mit Goethes „Faust“ den deutschen Theaterklassiker schlechthin, und Fadhel Jaibi aus Tunesien sucht in „Medea“ das Fremde. Diese Perspektivwechsel sollen den Blick nach außen öffnen und das Stadttheater zur „Weltexperimentiermaschine“ wandeln.

Spezialeffekte Mit Dietmar Bär, Armin Rohde und Katharina Thalbach kommt bundesweit bekannte Theaterprominenz nach Bochum. Im Gegenzug soll das Breakdance- Tanzensemble „Renegade“, das drei Jahre in Bochum arbeitet, verstärkt junges Publikum anziehen.

Schauspielhaus Bochum
Königsallee 15
44789 Bochum
Öffentliche Verkehrsmittel
H:Schauspielhaus
Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA
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