Theater Dortmund

Von den drei Sparten, die das Theater Dortmund umfasst, verbucht das Ballett zurzeit die mit Abstand größten Erfolge. Tanzchef Xing Peng Wang formte ein Ensemble von internationalem Niveau, das Choreographien von Cayetano Soto, William Forsythe und Hans van Manen zeigt. Das Schauspielhaus steht mitten im Kulturhauptstadtjahr vor einer viel versprechenden Kurskorrektur. Mit Beginn der Spielzeit 2010/2011 übernimmt der Regisseur Kay Voges die Intendanz und Paul Wallfisch die musikalische Leitung. Mit diesem Duo könnte es einen spannenden und unkonventionellen Neuanfang geben. Ebenfalls im Programm: Oper und Konzert.

Der neue Theatermacher: Kay Voges

Die Person Kay Voges, geboren 1972 in Krefeld, ist der zurzeit jüngste Schauspieldirektor des Ruhrgebiets. Der studierte Soziologe und staatlich geprüfte Heimerzieher arbeitete von 1996 bis 2003 am Theater Oberhausen – zuletzt als Hausregisseur. Vor seinem Wechsel in die Dortmunder Theaterleitung reiste er als freier Regisseur von Darmstadt bis Dresden.

Start & Ziel Unter Vorgänger Michael Gruner ging es im Dortmunder Sprechtheater gemütlich zu – nicht schlecht, aber ohne eigenes Profil. Zur öffentlichen Empörung vieler Dortmunder wechselte Voges gleich zu Beginn bis auf einen Schauspieler das komplette Ensemble aus. Und er verschrottete die Uralt-Revue „Liebesperlen“, die noch aus den Zeiten von Guido Huonder stammte, Dortmunds letztem Sprechtheater- Erneuerer (1985-1991). Das klare Zeichen: Über den radikalen ästhetischen Neuanfang soll das Haus in der Theaterlandschaft des Ruhrgebiets neu positioniert werden.

Spielplan Eine ausgesprochen blutige Mischung. „Die Perser“ sind die älteste überlieferte antike Tragödie. „Macbeth“ zählt zu Shakespeares blutigsten Stücken, in Lorcas „Bluthochzeit“ ist schon der Titel Programm. Und als Uraufführung: die Theateradaption der Gewaltorgie „Visitor Q“.

Neuwert Kay Voges geht es um „Trennung und neue Liebe, Aufstieg und Fall, Freiheitsrausch und Tod“. Jenseits der Wortpoesie meint das ein elementares, wild ungestümes Theater, wie es hier wohl zuletzt unter Leander Haußmanns Bochumer Zeit zu erleben war.

Spezialeffekte Die Musik spielt in diesem Konzept eine extrem wichtige Rolle. Deshalb suchte sich Voges mit Paul Wallfisch – Musiker, Komponist und Bandchef von Botanica – den geeigneten musikalischen Leiter.