Un Poquito Loco

In seiner mediterranen Rustikaloptik galt das Poco Loco als beliebte, oft völlig ausgebuchte Szene-Adresse des Dortmunder Kreuzviertels. Hoffte der Spanier nach dem Umzug in eine Randlage auf noch bessere Resonanz? Gerade die Größe des neuen Lokals scheint problematisch: Trotz des intensiven Rotanstrichs ringt das Restaurant um Atmosphäre. Hallende Schritte, der freie Blick auf die nicht unbedingt attraktive Saarlandstraße und ein Loch in der Decke verhindern die Liebe auf den ersten Blick.
Wenn sich das Haus am späteren Abend füllt, stellt sich die vermisste Prise Charme jedoch wieder ein. Schade nur, dass die Küche ausgerechnet beim Aushängeschild, den Tapas, schwächelte. Kabeljau und Fleischspieß: eindeutig zäh. Dafür überzeugten die Soßen – von der fruchtig tomatigen bis zum säuerlichen Chorizosud – durch ausgeprägtes Aroma. Tadellos: die Hauptgerichte. Das zarte Lammragout kam mit milder Schärfe einfach gut an. Und das würzige Kaninchen würden wir wieder bestellen.

Christian Vieler