Eintauchen ins Arthouse Universum – die 10 besten Filme für den Herbst

Herbst heißt auch die kalten Tage draußen vermeiden und sich auf der Couch einkuscheln und berieseln lassen. Hierfür haben wir euch die 10 besten Arthouse-Filme rausgesucht, die euch in andere Welten entführen – mal lustig, mal berührend.

Arthouse-Filme – künstlerisch wertvoll und weg vom Kommerz.

Von der Außenwelt am besten so wenig wie möglich mitbekommen, die Couch zum Lieblingsplatz der Wohnung erklären und die Streaming-Dienste von oben bis unten durchscrollen. Abende, die ab nun an nicht mehr draußen bis Sonnenuntergang mit Freund*innen verbracht werden, finden jetzt im Wohnzimmer statt. Den perfekten Film rauszusuchen kann dabei schon mal fast den halben Abend in Anspruch nehmen. Wenigstens diese Last wollen wir euch in der grauen und oft nassen Jahreszeit abnehmen. Arthouse-Filme sind für den Herbst ein beliebtes Genre. Weg vom Kommerz, künstlerische Bilder, ein bisschen Spannung, vielleicht etwas Seichtes. Hier kann man gut und gerne mal ein paar Stunden abtauchen und sich vom nassen Alltagstrott abschotten. Solltet ihr euch dann doch nochmal vors Haus wagen, sind hier auf jeden Fall ein paar Filme, mit denen ihr Eindruck machen könnt.

Aftersun

Das Drama bzw. die Coming-of-Age-Fiktion von Charlotte Wells ist ein filmisches Meisterwerk und hat sein Debüt bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert. Wettertechnisch reist ihr mit dem Vater Calum (Paul Mescal) und seiner Tochter Sophie (Frankie Corio) in Aftersun noch einmal zurück in den Sommer, genauer gesagt in einen Familien-Sommerurlaub mitten in den 90ern. Das sehr sanft wirkende Drama mit Tiefgang beeindruckt mit seiner Leichtigkeit, die die Schauspieler*innen beim Dreh präsentieren. Die Vater-Tochter-Beziehung, die in Aftersun unter die Luppe genommen wird, ist von Stimmungsschwankungen mit emotionalem Auf und Ab, Melancholie und Fürsorge geprägt. Bilder und Szenen fügen sich im Film einzigartig zusammen. Nicht zu unrecht wurde der Film für etliche Preise nominiert und ausgezeichnet. 

Genre: Drama, Coming-of-Age-Fiktion
Erscheinungsjahr: 2022
Besetzung: Paul Mescal, Frankie Corio, Celia Rowlson-Hall, Brooklyn Toulson

Triangle of Sadness

Kreuzfahrten verbindest du auf der Leinwand eher mit Traumschiffen, Karibik und Schnulze? Nicht in dieser Drama-Komödie vom schwedischen Reggisseur Ruben Östlund. Das Model Carl (Harris Dickinson) und seine Influencer Freundin Yaya (Charlbi Dean Krieg) finden in “Triangle of Sadness” zusammen mit einer tollen Besetzung und anderen Superreichen Platz auf dem Kreuzfahrtschiff. Ein Sturm und Chaos, das hinter den Kulissen stattfindet, bringt die ach so perfekte Kulisse außer Gleichgewicht. Es geht um absurde Wünsche der Elite, das Präsentieren von Schwächen und dramatische Wendungen, durchweg in einer unterhaltsamen Art. Die dreifach vom Oscar ausgezeichnete Satire für den besten Film, bestes Originaldrehbuch und beste Regie lässt euch ganz schnell den Arbeitstag vergessen.

Genre: Drama, Komödie
Erscheinungsjahr: 2022
Besetzung: Charlbi Dean, Harris Dickinson, Dolly De Leon, Woody Harrelson, Zlatko Buric

Victoria

Auch wenn der deutsche Film von Sebastian Schipper schon einige Jahre zurückliegt, wollen wir ihn in unserer Liste nicht auslassen. Das Einzigartige ist ohne Frage, dass dieser Independent-Film aus einer einzigen 140-minütigen Kameraeinstellung besteht. In “Victoria” ist die gleichnamige junge Hauptrolle (Laia Costa) aus Madrid zu Besuch in Berlin. Wir begleiten sie an ihrem Abend, als sie die Gruppe junger Männer, rund um den sogenannten Sonne (Frederick Lau), bei einer Clubnacht kennenlernt. Auch wenn der Film sich lediglich in einem Zeitraum von ein paar Stunden abspielt, fesselt er mit seinem nächtlichen Rumschwirren durch Berlin und kleine illegale Machenschaften. Daneben schafft er es, an einem einzigen Abend romantische Stimmung zwischen den beiden Hauptdarstellern zu vermitteln. Ein Film, der sich um die junge Generation dreht, Aufregung verströmt und euphorisiert. Mit dem langsamen Wachwerden von Berlin ist dann auch der Film zu Ende. 

Genre: Drama, Liebesfilm, Thriller
Erscheinungsjahr: 2015
Besetzung: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André M. Hennicke

Call me by your name

2017 durch die Decke gegangen und ein Film, den man durchaus auch öfter als einmal angeschaut haben darf. Das romantische Drama von Luca Guadagnino “Call me by your name” lässt auch die Härtesten weich werden. Der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) verbringt den Sommer 1983 mit seinen Eltern im Ferienhaus in Norditalien. Sein Vater, der Professor ist, lädt aus beruflichem Hintergrund einen Doktorand, den 24-jährigen Oliver (Armie Hammer), in die Villa ein. Den gesamten Film über herrscht eine einfühlsame Stimmung, geprägt von intellektuellen Gesprächen, klassischer Musik, Diskussionen und Berührungen. Der Charme und das gute Aussehen von Oliver fesseln nach einer Weile der Skepsis auch Elio. Es dreht sich um ein Wechselspiel aus Nähe und Distanz und die Entwicklung einer besonderen Beziehung, die zwischen den beiden Hauptdarstellern entsteht. Sinnlichkeit, hervorragende Filmmusik, der Mix aus Sprachen und filmografisch ausgezeichnete Bilder lassen einem beim Anschauen von Call me by your name auch bei kalten Temperaturen draußen auf jeden Fall wieder auftauen. 

Genre: Drama, Romantik
Erscheinungsjahr: 2017
Besetzung: Timothée Chalamet, Armie Hammer, Michael Stuhlbarg, Amira Casar, Esther Garrel, Victoire Du Bois

Mein Sohn

Ein Film über das Erwachsenwerden und eine belastete Mutter-Sohn-Beziehung. Nach einem schweren Skate-Unfall, den Jonas (Jonas Dassler) nur knapp überlebt hat, muss er sich einer Reha in der Schweiz stellen. Auf dem Weg dorthin begibt sich Jonas mit seiner Mutter Marlene (Anke Engelke) auf eine Reise quer durch Deutschland und die gemeinsame Vergangenheit, die die Beziehung der beiden auf die Probe stellt. Die beschützerische und umsorgende Art von Marlene geht dem freiheits- und risikoliebenden Jonas gewaltig auf die Nerven. Ängste, Sorgen und Vorwürfe werden gegen Verständnis und Akzeptanz getauscht. Anke Engelke taucht dabei in eine Rolle, die abseits von ihrer Comedy-Karriere liegt, und schafft es, sich in das Drama einzufühlen. Auch wenn verschiedene Szenen während des Roadtrips angesteuert werden, liegt der Fokus den gesamten Film über auf der Zwischenmenschlichkeit von Mutter und Sohn und taucht damit tief und intensiv in die einzelnen Rollen ein.

Genre: Drama, Komödie
Erscheinungsjahr: 2021
Besetzung: Jonas Dassler, Anke Engelke, Karsten Mielke, Hanna Herzsprung, Daniel Zillmann, Golo Euler

Nur eine Frau

Die Filmbiographie von Sherry Hormann widmet sich der tragischen Geschichte der deutsch-kurdischen Hatun Sürücü (Almila Bagriacik), die Opfer eines Ehrenmords innerhalb der eigenen Familie wurde. Und keine Sorge, hiermit spoilern wir nicht. Beim Film handelt es sich um eine wahre Begebenheit, der 2005 ermordeten Frau. Almila Bagriacik erzählt euch ihre Geschichte und vermittelt den Zuschauer*innen wie sie für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben mit ihrem Sohn in Deutschland kämpft. Das emotionale Drama versucht den Kompromiss zwischen Traditionen und Autonomie darzustellen und schafft es auf sehr berührende Weise, ihre Welt etwas besser zu verstehen. Bis es schließlich zur Katastrophe kommt. Auf dem Weg dorthin erhalten wir Einblick in die familiären Strukturen, die einzelnen Denkweisen und Konflikte der verschiedenen Darsteller*innen. Auch wenn es sich hierbei vielleicht nicht um leichte Kost handelt, legen wir euch das Drama um die selbstbewusste, liebevolle Hatun ans Herz.

Genre: Drama, Krimi
Erscheinungsjahr: 2019
Besetzung: Almila Bagriacik, Rauan Taleb, Lara Aylin Winkler, Aram Arami, Mehmet Ets

Moonlight

In das bei den Oscars achtfach nominierte und mehrfach ausgezeichnete Drama, könnt ihr so richtig eintauchen. Aufgeteilt in drei Kapitel, erhaltet ihr einen Einblick in das Erwachsenwerden des schwulen Afroamerikaners Chiron. In seine eher introvertierte Zeit als neunjähriger Junge, die geprägt ist von seiner drogenabhängigen Mutter. Bis er auf seine 

Ersatzfamilie rund um den Drogenhändler Juan und seine Freundin Teresa trifft, die es schaffen, dass Chiron sich langsam öffnet. In seine Teenager Jahre, in denen er sich Problemen an der High School stellen muss und in denen erste homosexuelle Erfahrungen gemacht werden. Und schließlich in seine jungen erwachsenen Jahre mit Ende 20, in denen er sich endlich selbst entdeckt und sich seine Persönlichkeit wandeln kann. Die Reise durch die Jahre schafft es die Zuschauer*innen in einen Sog zu ziehen und den Prozess der Identitätsfindung von Chiron beim Heranwachsen in einem kriminellen Umfeld auf emotionale Weise zu begleiten. Den drei unterschiedlichen Hauptdarstellern, die Chiron in seinem Werdegang verkörpern, gelingt es, die drei aufeinanderfolgenden Kurzfilme zu einem großen Ganzen zu verwandeln. 

Genre: Drama
Erscheinungsjahr: 2017
Besetzung: Ashton Sanders, Alex R. Hibbert, Trevante Rhodes, Mahershala Ali, Janelle Monáe, Naomie Harris, Jaden, Piner, Jharrel Jerome, André Holland

Blau ist eine warme Farbe

Zwar mit einem Erscheinungsdatum von 2013 schon etwas älter, aber immer noch sinnlich und thematisch hochaktuell. Die französische Romanze “Blau ist eine warme Farbe” kann euch in der Cuffing-Season noch einmal so richtig von innen aufwärmen. In dem romantischen Drama dominieren die Frauen. Adèle (Adèle Exarchopoulos) ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal bemerkt, dass die Liebe zu einer Frau in ihr einiges mehr entfachen kann als die bis dato ausgelebten Romanzen mit Männern. Die leidenschaftliche Kunststudentin Emma (Léa Seydoux ) beeindruckt Adelle von Anfang an – und das nicht nur wegen ihrer außergewöhnlichen blauen Haare. In der Geschichte der beiden geht es auf hochemotionale Weise um das verliebte Miteinander der zwei Frauen, um Outing, Eifersucht und neue Erfahrungen in der eigentlich so gewohnten Umgebung. In dieser, von der Kritik geliebten und sehr alltagsnahen filmischen Darstellung, fällt es einem leicht, sich in das Leben von Adèle hineinzuversetzen und die Emotionen und den Schmerz der Darstellerinnen so richtig mitzufühlen. Direkt und nah aus dem Leben auf die Couch. 

Genre: Romantik, Drama

Erscheinungsjahr: 2013Besetzung: Adèle Exarchopoulos, Jeremie Laheurte, Sandor Funtek, Léa Seydoux, Catherine Salée, Aurélien Recoing

Wach

In dem deutschen Independent Film “Wach” geht es um zwei Freundinnen, die so lange wie nur möglich wach bleiben wollen – und das ganz ohne Drogen. Die 17 jährige Nike, gespielt von Alli Neumann, die ihr vielleicht eher als Sängerin kennt, und ihre beste Freundin “C.” (Jana McKinnon) wollen in diesem Selbstexperiment ihrem Alltag im Berliner Sozialbau entfliehen und mal so richtig losgelöst von der Perspektivlosigkeit und der harten Realität des Plattenbaus sein. Dabei halten die beiden alles selbst auf Kamera fest – und diese Kameraaufnahmen sind auch das, was die Zuschauer*innen den gesamten Film über zu sehen bekommen. Angefangen im abgedunkelten Zimmer, bei Nike zuhause, fliehen die beiden schnell aus der Wohnung, um nicht mit Nikes anstregendem Vater konfrontiert zu werden. Es geht raus ins Berliner Ghetto, als sie bei einem Clubbesuch Jesco (Dennis Mojen) kennen lernen. Zusammen mit ihm halten sich die beiden wach – bis die Nacht zum Tag wird und sich heftigere Konflikte ergeben, als sich die Mädchen anfangs vorgestellt hatten. Trotz Low Budget und einfachen Filmelementen fesselt der Film und lässt auch euch noch so ein paar Stunden wach bleiben. Zu sehen gibt es “Wach” sogar kostenlos auf Youtube.

Genre: Drama, Experimentalfilm 
Erscheinungsjahr: 2018
Besetzung: Alli Neumann, Jana McKinnon, Dennis Mojen, Annika Kuhl, Alexander Scheer

Die fabelhafte Welt der Amelie

Und zum Abschluss noch einmal ein echter Klassiker, aber es soll ja auch Leute geben, die ihn noch nicht zu Gesicht bekommen haben: Die fabelhafte Welt der Amelie. Ein Film, der hier in der Auflistung im Vergleich zu seinen Vorgängern, mal etwas leichter anzuschauen ist. Auf ihre ganz eigene Weise schafft es die französische romantische Komödie ein modernes Märchen zu erschaffen. Hauptfigur ist die romantische Amelie (Audrey Tautou), die in ihrer selbst gezauberten Phantasiewelt, das Leben lebt, das sie von ihren kontaktscheuen und sehr eigensinnigen Eltern als Kind nicht bekommen hat. In ihrem Leben als junge Frau und Kellnerin in Paris, findet sie die Faszination durch die ganz kleinen Dinge im Leben – etwa an dem Knacken der Kruste vom Crème brûlée. Auf eine unglaublich liebevolle und verspielte Weise könnt ihr in diesem Meisterwerk Amelie und der Welt vieler weiterer skurriler und schräger Figuren nahe kommen, wie der der hypochondrischen Kollegin, der Welt von eifersüchtigen Liebhabern oder cholerischen Gemüseverkäufern. Als Amelie dann Nino kennenlernt, muss ihrem Liebesglück etwas auf die Sprünge geholfen werden. Die weltbekannte Filmmusik von Yann Tiersen und die videographisch beeindruckenden Bilder geben den Rest und lassen euch in eine künstlerisch wertvolle Romanze abtauchen.

Genre: Romantik, Komödie
Erscheinungsjahr: 2001
Besetzung: Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz, Raphaël Poulain, Lorella Cravotta, Serge Merlin, Jamel Debbouze, Clotilde Mollet

Berührend, spannend, lustig, emotional. Bei dieser Auswahl wird so etwa jedes Gefühl erweckt, das ihr euch vorstellen könnt. Also packt euch in eure gemütlichsten Klamotten, holt die Kuscheldecke raus und begebt euch in die Welt der verschiedenen Charaktere. Mit den 10 Arthouse-Varianten solltet ihr wohl erstmal eine Weile versorgt sein. Wir sind gespannt, ob ihr noch andere Filme dieser Kategorie in den Kommentaren empfehlen könnt! 

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