AUSGEHEN IN DER INNENSTADT

Darüber, was Heimat ist, lässt sich streiten. Für die einen ist es der Ort, an dem sie geboren wurden, die anderen definieren den Begriff darüber, wo ihre Liebsten sind, die nächsten wiederum sind Globetrotter und empfinden Heimat, wenn sie ständig auf Reisen, in aller Welt unterwegs sind. Philipp Degenhardts Heimat befindet sich in einem ovalen Gebäude auf der Berliner Straße. Dort nämlich hat er gerade ein neues Restaurant namens Heimat eröffnet. Die ehemalige Jazzkneipe erstrahlt in außergewöhnlich schönem Glanz, auf Kunststoffe hat man in der Gestaltung weitestgehend verzichtet, statt dessen Materialien wie Holz und Kupfer verwendet. Für einen Teil der Wände und Lampen etwa, die zurückhaltend elegante Atmosphäre schaffen.

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Das ist modern und gleichzeitig ein wenig Retro.Und auf jeden Fall geschmackvoll. Genau, wie das kulinarische Angebot. Die Heimat ist ein Weinlokal, Philipp Degenhardt arbeitet hier mit einem Sommelier zusammen. Oliver Donnecker war neun Jahre im alten Literaturhaus tätig und wird sein Weinwissen nun in den Dienst der Heimat stellen. Neben den fair kalkulierten Weinen (viele der etwa 100 Positionen stammen aus Deutschland und wurden direkt beim Winzer eingekauft) gibt es eine überschaubare Speisekarte, die etwa alle vier Wochen wechselt. Auch hier bietet man gute Qualität zu angemessenen Preisen (HG: 10-17 Euro). Degenhardt, der um die Ecke der Heimat auch das Riz Café und die Mood Bar betreibt, zog es schon 1997, als er mit einem Partner gemeinsam das Café Lüster in Bornheim eröffnete, in die Innenstadt.

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Zwei Jahre später, 1999, eröffnete er dann – ebenfalls in der Berliner Straße – die Astor Bar. Es scheint, als sei er mit der Heimat und dem dadurch entstandenen gastronomischen Tryptichon angekommen. Thomas Klübers Walden liegt nur wenige Gehminuten entfernt. Der stylische Szenetreffpunkt zwischen dem legendären Nachtclub Cookys und dem traditionellen Goethehaus ist seit zwei Jahren das Herzensprojekt des sympathischen Gastronomen. Zuvor etablierte er, damals noch gemeinsam mit einem Partner, Lounge, Real-Kantine und Studio Bar. Alle drei Projekte gehören mittlerweile der Vergangenheit an, in den Räumen der Lounge residiert Binding am Goethehaus, Real und Studio Bar fungieren seit kurzem als Mantis Grill und Lounge und sind in der Hand von Café Haupt wache Betreiber Sam Kamran. Klübers Leidenschaft ist es, „Dinge aufzubrechen, Verkrustungen zu lösen. Nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil es Spaß macht.“ Und dabei bleibt er stets bodenständig, erzählt, dass er in guten Zeiten Geld auf die Seite legt, um seinen Angestellten auch in schlechteren mal einen Bonus auszahlen zu können. Das mit Designerstühlen bestückte helle Rondell, das früher das Bastelbedarfgeschäft Vowinckel beherbergte, ist nicht das einzige Projekt des Mannes, der das Viertel zwischen Hauptwache und Römer fast zärtlich „Bermuda-Dreieck“ nennt.

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Klüber arbeitet, gemeinsam mit King Kamehameha-Chef Madjid Djamegari, an der Realisation eines Badeschiffs auf dem Main. Woran es hapert? „Ausschließlich an den einzelnen Entscheidern.“ Wenn alles genehmigt sei, könne es losgehen. Bis dahin erfreut er sich an seinem Walden, den Gästen und der netten, wie er sagt, familiären Nachbarschaft. Zu der gehört auch das gegenüber liegende Café Karin. Das klassische Kaffeehaus ist die älteste der hier ansässigen Szenelocations. Seit 15 Jahren wird es von Sara Flora und Tatjana Jakobi geführt. Die beiden Frauen, die mit dem Strandcafé früher ein typisches Stadtteilcafé betrieben, zog es damals in die City. „Warum nicht ein Stadtteilcafé in der Innenstadt eröffnen?“, fragten sie sich. „Wir waren die ersten, die einen etwas alternativeren Lebensstil hierher gebracht haben.Dadurch, dass man bei uns schon vor 15 Jahren bis 18 Uhr Frühstücken konnte – das gab es bis dahin noch nirgendwo“. Außerdem gab es hier den ersten Latte Macchiato (mit Frischmilch!), „Karin“ genannt, „unser Tagescocktail.“ Das Café Karin hat schon einige Moden überlebt. Eine feste Instanz in Mitten der City.
Heike Klauer