Das kleine vegetarische Restaurant spielt schon lange eine wichtige Rolle in Moses Pelhams kulinarischem Koordinatensystem. „Früher ging ich auf die Begemann-Schule gleich um die Ecke und verbrachte meine Freistunden am liebsten bei einer Brottasche und einem Frucht-Mixgetränk in der Naturbar“, erzählt Moses, wobei er das Wort Freistunden mit den Fingern in Anführungszeichen setzt.

Als er vor drei Jahren mit seinem Label 3P von Fechenheim in die Innenstadt zog, hat er das Lokal wieder neu für sich entdeckt. Heute isst er Vollkornnudeln mit Austernpilzen, schüttelt beinahe so viel Salz auf die Portion wie zu seinen besten Rödelheim-Hartreim-Projekt-Zeiten Reime aus dem Ärmel („Ich bin ein großer Salzer“) – und beschreibt den Drang, der ihn Ende der Achtziger auf die Bühne trieb: „Ich habe mich nach einem Ausbruch aus der Anonymität gesehnt und wollte, dass die Stadt meinen Namen kennt“, sagt er – und schämt sich hinterher fast für diesen Satz, weil er so verdammt großmäulig klingt. Dabei kann man sich sehr gut in den jungen Moses hineinversetzen, wie er auf dicken Sohlen mit einem Rucksack voller Platten durch Clubs zieht und den DJ nervt: „Stöpsel mein Mikro und das Effektgerät ein und lass mich zu der Instrumentalversion auf der B-Seite rappen!“

Glashaus — Das hier – MyVideo

Diesen Monat wird Moses 39 – sein Geburtstag am 24. Februar fällt mit dem Tourauftakt seiner Soulpopband Glashaus zusammen. „Ich bin heute viel weniger wütend als zu Zeiten des Rödelheim Hartreim Projekts“, sagt er nach ein paar hastigen Zügen an seiner Zigarette, draußen auf dem Oeder Weg. „Wenn früher jemand meine Musik nicht mochte, habe ich ihn als meinen persönlichen Feind betrachtet. Mittlerweile bin ich da wesentlich entspannter.“ Der aktuellen Glashaus-Platte „Neu!“ hört man das auch an. Zu den Key-Visuals des Albums wurde Moses von einer weidenden Schafherde inspiriert, die er auf dem Weg zu seinem Haus in Bergen sah.
An einem viel zu heißen Spätommertag 2009
lief Moses dann in einem viel zu dicken Smoking über die Zeil. An der Konstablerwache wurde er deshalb von drei Polizisten fast für durchgeknallt erklärt – auch weil er ein Schaf mit sich führte. Mit dem erfahrenen Filmschaf Eddie, das bereits in einer Oper das Opferlamm spielte, drehte Moses das Video zur Glashaus-Single „Das hier“.

Für den nächsten Clip würde er am liebsten wieder mit Eddie vor der Kamera stehen. Aber: „Ich will mich nicht wiederholen oder selbst übertreffen. Diesen Fehler habe ich mit dem Hartreim Projekt einmal gemacht: Im Video zu ,Höha, Schnella, Weita‘ gab es diesen krassen Hubschrauber, den wir im nächsten Clip unbedingt wieder dabeihaben und mit einem Flugzeug toppen wollten. Das Ergebnis war dann suboptimal.“

Markus Wölfelschneider