Mauve, das blasse Lila der Malve, bestimmt die ersten Minuten unseres Treffens. Mathias Münch hat sich fürs Foto in sein Bühnenoutfit geschmissen, doch die Farbe seines Hemds ist exakt die gleiche wie die Wandfarbe im „Thai Art“-Restaurant, wo unser favorisierter Mittagstisch serviert wird.

Wieso eigentlich Mauve? „Das ist doch eine schöne esoterische Farbe!“ Das Testpublikum in Münchs Wohnzimmer war sich bei der Probeaufführung seines ersten Comedyprogramms in dieser Frage jedenfalls einig. Nur sein Partner Luis schimpfte: „Die Leute denken noch, du hast nur ein einziges Hemd!“ Künstleralltag. Das ist neu für den gestandenen Radiomann, der seit 20 Jahren Hörfunk und seit 13 Jahren TV-Moderationen macht. Jetzt also Comedy. Über Esoterik, innere Versenkung, äußere Verrenkung und universelles Bewusstsein.

Mit dem Plan, als Quatschmacher auf die Bühne zu gehen, bekämpft Mathias ein Trauma, wie er sagt. Vor 15 Jahren hat er ein Comedyfestival moderiert, mit Mundstuhl, Ganz Schön Feist, dem Eisberg Duo und anderen. „Was die können, kann ich auch, dachte ich mir. Innerhalb von 30 Sekunden habe ich alle Minderheiten beleidigt und bin so richtig schön ausgebuht worden.“ Jetzt gilt es, diese Schmach wettzumachen. Theaterluft hat Münch, der Ensemblemitglied des Isenburger Mundarttheaters ist, schon geschnuppert, er hat Couplets geschrieben, und das Gag-Timing ist dank vieler Stunden Livemoderation feinjustiert.

Das Programm steht. Purer Zufall, dass es nur wenige Wochen nach seinem 40. Geburtstag so weit ist. Und für wen ist es gedacht? „In erster Linie soll es lustig sein“, stellt Mathias fest und krempelt die Hemdsärmel hoch. Dann entwickelt er rasch das Bild eines modernen Großstädters, der pausenlos auf der Suche nach Sinn und Wahrhaftigkeit ist, mit der Kirche überhaupt nichts anfangen kann, bei der Wahl des richtigen Grüntees aber dogmatischer als der Papst ist. Dieser Großstädter fühlt sich auch kaum vom Schwachsinn geküsst, wenn er auf seinem iPod Meditationsklänge hört und sich beim Universum volles Haar bestellt. So in etwa ist der Protagonist des Programms konstituiert. Wer darüber lachen kann, wenn so jemand durch die Ursuppe des Kosmos gezogen wird, ist in der Show richtig aufgehoben.

Was passiert, wenn wieder jemand buht? „Ich habe ja eine erfolgreiche Show beim Universum bestellt, für mich und für das Publikum.“ Die Empfangsbestätigung des Universums kommt zwar erst zur Premiere, das jahrzehntealte Trauma soll sich aber auf jeden Fall nicht wiederholen.

Tobias Rüb