Waren Sie schon immer Zigarrenfan?
Überhaupt nicht. Aber auf Kuba lernte ich das tolle karibische Lebensgefühl kennen, inklusive Zigarren. Seit 1999 beschäftige ich mich mit dem Thema, die Manufaktur besteht seit sieben Jahren, und vor vier Jahren eröffnete ich den Laden und Zigarrensalon.

Zigarren rauchende Frauen sind selten.
Ja! Aber als Frau kann man sichergehen, dass man im Mittelpunkt steht, wenn man mit einer Zigarre auftaucht.

Konnten Sie deswegen so offen von Ihrem Experiment berichten? Weil Sie gewohnt sind, dass die Leute gucken?
Ich liebe es schon, zu provozieren, um etwas herauszukitzeln. Ich möchte immer etwas erfahren und verstehen, mein Wissensdurst ist groß. Und deswegen habe ich das Buch geschrieben.

Worum genau ging es bei Ihrem zweijährigen „Sexperiment“?
Ich war 15 Jahre lang verheiratet, lebte monogam. Doch dann fand ich heraus, dass mein Mann mich vier Jahre lang mit einer guten Freundin betrogen hat. So sind meine Ehe und mein soziales Umfeld zusammengebrochen. Ich fiel in eine Depression, war orientierungslos. Für mich kollabierte ein ganzes System, also besann ich mich auf mich. Mir war ganz wichtig, kein Opfer zu sein. Und ich wollte anschließend keinen einzelnen Mann mehr. Also habe ich mir etwas ganz anderes ausgedacht. So anders, dass es wieder funktionierte. Fünf Männer! Um spielerisch die Welt und die Liebe für mich neu zu erfinden. Und so habe ich alle möglichen Abenteuer erlebt.

Zum Beispiel?
Ich habe Grundsätze hinterfragt. Viele Frauen sagen: Wenn man verliebt ist, kann man mit keinem anderen Mann ins Bett gehen. Das wollte ich ausprobieren. Und habe festgestellt: Es geht wohl! Das alles habe ich aufgeschrieben. Aus diesem therapeutischen Schreiben wurde ein Protokoll meines Lebens, und daraus wurde mein Buch.

Fällt eine solche Offenheit in Köln besonders leicht?
Absolut! Und ich bin sehr froh darüber. Wenn ich auf dem platten Land leben würde, hätte ich große Bedenken, so offen zu sein. Köln ist eine super Stadt, die ich sehr liebe.

Leben Sie auch nach Ihrem Experiment polygam?
Ja, das funktioniert total gut. Für mich ist die Offenheit das Allerwichtigste. Was mich damals am meisten verletzt hat, war nicht die andere Frau, sondern der Betrug über so viele Jahre. Wenn man aber Respekt voreinander hat, ehrlich ist und liebevoll miteinander umgeht, funktionieren Liebesbeziehungen. Ich sage immer: Ich bin jedem einzelnen meiner Männer treu!

Also geht es vor allem um Gefühle? Eigentlich war das Ganze kein Sexperiment, sondern ein Liebes-Experiment. Sex ist endlich. Rechtsrum, linksrum, oben, unten, und dann war“s das auch. Es geht vielmehr um Liebe, zwischenmenschlichen Kontakt.

Sind Sie gar nicht eifersüchtig? Eigentlich schon. Aber Eifersucht wird aus Unsicherheit genährt, sie hat etwas mit Besitz zu tun. Ich habe beim Versuch, die Eifersucht zu überwinden, auch wahnsinnig gelitten. Aber dabei habe ich viel über mich gelernt. Überwunden habe ich das Gefühl noch nicht. Aber Ehrlichkeit und Respekt nehmen dem Ganzen seinen Schrecken.

Das Gespräch führte Anna Peuckert