PRINZ im Interview: Monster Magnet über Sex, Religion und Drogen

Monster Magnet ist Dave Wyndorf und Dave Wyndorf ist ein Rockstar wie er im Buche steht: Drogenvergangenheit, Sexsucht und Bandrausschmisse. Wir sprachen mit ihm über Religion, „Spacelord“, Drogen und Sex. 

Monster Magnet ist Dave Wyndorf und Dave Wyndorf ist ein Rockstar wie er im Buche steht: Drogenvergangenheit, Sexsucht und Bandrausschmisse. Mit dem neuen Album „Last Patrol“ geht die Stoner Rockband auf Deutschland-Tour. Vorab sprachen wir mit Mastermind Dave Wyndorf über Religion, den Megaerfolg „Spacelord“, Drogen und Sex. 


Wie würdest „Last Patrol” beschreiben? 
Mit einem Wort: merkwürdig. Ich würde „Last Patrol“ als Mitternachtsalbum bezeichnen, weil es eigentlich mitten in der Nacht entstanden ist. Das war sehr atmosphärisch. Ich bin sehr stolz auf das Album, besonders auf die Art, wie es entstanden ist. Es war für mich wirklich ein großer Spaß und darum geht es doch. Dass man Dinge macht, die einen Spaß machen – das Leben ist zu kurz, um Sachen zu machen, die einen nerven. Eigentlich war es schrecklich, ich hätte mich fast umgebracht – aber am Ende hat es funktioniert … (lacht).

Du bist das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band. Du bist Monster Magnet. Ist das ok für die anderen Bandmitglieder?
Ja, ich denke schon, ich habe noch nicht so viele Beschwerden gehört. Ich meine, es gibt ein paar Beschwerden, dass wir manchmal zu hart arbeiten. Aber wie die Band aufgebaut ist, damit ist glaube ich jeder einverstanden, weil sie eher geehrt sind, mitmachen zu dürfen. Es gab natürlich in der Vergangenheit Ärger mit Mitgliedern wie z.B. der Gitarrist Ed Mundell (Mitglied von 1992 bis 2010, Anm. d. Red.), der jetzt nicht mehr in der Band ist. Er wollte die Songs eher auf seine Art und Weise machen. Er hat mir das nie wirklich gesagt, aber … naja …

Du kommst aus einer katholischen Familie. Spielt Religion und der katholische Glaube eine Rolle in deinem Leben? 
Nein, nicht wirklich (lacht). Ich habe den Katholizismus vor einer langen Zeit aufgegeben. Ich bin mir sicher, dass es etwas mit meinem Gefühl der ständigen Schuld zu tun hat. Ich fühle mich schuldig für viele Dinge, die ich nicht getan habe. Natürlich versuche ich christliche Werte mittlerweile zu befolgen, wie z.B. Leuten eine Chance geben, Mitleid und Gnade mit Menschen haben und so weiter. Aber ich bin nicht wirklich Bestandteil einer organisierten Religion, ich gehe nicht in die Kirche. Der Hauptgrund, warum ich aus dem Katholikentum ausgetreten bin ist, dass ich mich gefühlt habe als sei ich ein Perverser (lacht). Als ich 15 Jahre alt, habe ich immer nur gehört: ‚Das kannst du nicht machen, das ist eine Sünde’ (lacht). Religion macht dich fertig. Aber, eins muss man ihr lassen: die Bibel ist eine großartige Story. Viele sitzen vor dem Fernseher und gucken sich Filme mit Explosionen, Gewalt und Sex an – die sollten den Fernseher ausschalten und mal in die Bibel gucken – die ist sehr unterhaltsam. Dort finden die Leute alles. Ich frage mich immer, ist das ein verrückter Film oder ist das Religion? Ich benutze das, was in der Bibel steht, die ganze Zeit in meiner Musik.

Du warst mal Manager eines Comic-Ladens. Was fasziniert dich an Comics?
Es sind die hübschen Bilder. Sie erzählen Geschichten in Bildersequenzen. Es ist statisch – du kannst den Flow kontrollieren. Du siehst die Bilder, aber du kannst die Geschichte kontrollieren – nicht wie bei einem Film. Als kleines Kind war ich fasziniert davon, dass Nerds Superkräfte bekommen. Und jetzt als Erwachsener interessiert mich mehr die Art und Weise der Bilder – die künstlerische Seite. Eine Person, die mit einem Stift etwas zeichnet – das ist die purste Form von Kunst. Es ist der Gedanke einer Person, der von einem Stift aufs Papier gebracht wird. Unverfälscht.

Das Album „Powertrip“ 1998 war besonders in Europa euer Durchbruch. Nervt es dich manchmal, dass die folgenden Songs und Alben an diesem Album gemessen werden.
Oh ja, natürlich! Ich raste immer aus (lacht). Aber eigentlich ist es nicht so nervig. Ich habe schon Personen gesehen, die verärgerter waren. Ich mag das „Powertrip“-Album wirklich sehr. Wenn ich jetzt nicht mehr erfolgreich wäre, dann würde es mich nerven. Ich meine, ich liebe einfach „Spacelord” – ich höre es jeden Tag. Es ist meins. Es würde mich nerven, wenn die Leute mich nicht weiterziehen lassen würden und wenn ich mich nicht weiter entwickeln dürfte. Zum Beispiel als wir in den USA Gigs gespielt haben, wollten wir natürlich auch Geld dafür bekommen, dann haben wir Sachen gehört wie: ‚Wow, wieso wollt ihr jetzt soviel Geld, ihr habt doch genug von Powertrip …’.


Du hast lange Zeit Drogen genommen. Würdest du sagen, dass Drogen die Kreativität steigert, beim Songwriting beispielsweise?

Nein, absolut nicht, eher im Gegenteil. Drogen sind eine Falle. Ich denke, das ist eine romantische Vorstellung im Rock’n’Roll und in der Literatur. Menschen neigen dazu, sich mit ihnen frei zu fühlen, und zu denken, sich mit Drogen kreativer auszutoben zu können. Das ist ein Trugschluss – jedenfalls für mich. Drogenerfahrungen sind wie alle anderen Erfahrungen, du kannst es machen, aber dir sollte bewusst sein, dass du es ohne Drogen besser kannst. Das ist mein Weg. Ok, ich war auf Drogen – alle möglichen, die es so gibt, aber das ist vorbei. Ich denke, es ist ein Problem in der künstlerischen Kultur, der Lifestyle-Kultur aus den 60ern und 70ern. Ich bin mit Künstlern groß geworden, deren Poster, Alben und Konzerte schienen zu der Zeit sehr frei und aufgeschlossen zu sein. Jetzt wo ich clean bin, wirkt es eher kitschig. Aber für mich war es etwas Besonderes. Ich liebe es eigentlich immer noch (lacht).

Welche Laster oder schlechte Angewohnheiten hast du noch?
Rauchen – ja, es ist furchtbar. Rauchen und Kaffee sind meine zwei schlimmsten Laster. Ich hatte noch eines, als ich noch Drogen genommen habe – also abgesehen vom Drogennehmen. Ich konnte einfach niemals genug Sex bekommen. Ich bin durch die Welt gereist und habe versucht, ein Rockstar zu sein (lacht). Das ist auch das, was ein Rockstar tun sollte – jedenfalls hörst du das von allen Seiten. Aber es ist einfach so, dass ich Frauen liebe. Sie bringen so viel Spaß. Heute bin ich sogar noch mehr an ihnen interessiert als jemals zuvor (lacht). Männer nörgeln immer nur rum: ‚Buhu, lass mich das Football-Spiel sehen’. Frauen dagegen wollen immer etwas erleben, können über alles reden. Das war ein großes Ding für mich. Es war nicht nur so, dass ich Sex wollte mit jeder Frau auf Erden, sondern ich will auch mit ihnen reden – und dann natürlich später Sex haben (lacht).

Du kommst auf Deutschland-Tour. Werden wir eine richtige Rockstar-Show erleben mit Feuer, Mädels …?
Wir werden auf jeden Fall „Last Patrol“ komplett spielen. Das ganze Album. Das wird die Show. Und dann kommt natürlich in der Zugabe „Spacelord” und solche Sachen. Es wird sehr psychedelisch. Es wird merkwürdig … auf gute Art und Weise. Super hart und dann teilweise wieder super sanft. Ich hoffe, die Leute werden es akzeptieren und uns nicht gleich, wenn wir auf die Bühne kommen, „SPACELORD“ entgegenbrüllen (lacht) und wir dann sagen müssen: ‚Fuck Spacelord’ (lacht). Es wird ein kleiner Trip – ohne Drogen.

Tour-Daten von Monster Magnet

28.01.2014 – Leipzig (Werk 2)

01.02.2014 – Lindau (Club Vaudeville)

02.02.2014 – Nürnberg (Hirsch)

09.02.2014 – Karlsruhe (Substage)

10.02.2014 – Wiesbaden (Schlachthof)

16.02.2014 – Dortmund (FZW)

18.02.2014 – Köln (Live Music Hall)

19.02.2014 – Hamburg (Markthalle)

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