Selbstversorgung in der Stadt – was ist möglich und was nicht?

In einer (Groß-)Stadt zu wohnen hat viele Vorteile. Die Infrastruktur, die kurzen Wege, die Einkaufsmöglichkeiten, die medizinische Versorgung und nicht zuletzt die vielen Vergnügungen, die auf Ausgehlustige warten. Konzerte, Clubs und Bars, und niemand klappt hier kurz nach Mitternacht die Bürgersteige hoch.

Der Traum vom Selbstversorger-Garten

Aber alles hat seine Kehrseite, beispielsweise Luftverschmutzung, Stress oder Kriminalität. Zudem ist ein Leben in einer Metropole – ob in der süddeutschen Metropole München, der Alster-Perle Hamburg oder unserer Hauptstadt Berlin – oftmals teurer als auf dem Land, was in erster Linie an den Mieten bzw. Immobilienpreisen liegt. In der Stadt in einem Haus mit Garten zu leben, der einen das ganze Jahr über mit Obst und Gemüse versorgt, ist fast schon utopisch. Selbst in den sogenannten Speckgürteln der großen Städte ist das Leben für Normalverdiener mittlerweile kaum noch bezahlbar. Der Traum vom Selbstversorgertum in Stadt und Stadtnähe muss aber kein Traum bleiben. Natürlich ist ein Selbstversorger-Garten wie ein Sechser im Lotto. In Städten übernehmen jedoch oftmals Kleingärten diese Funktion. Doch auch hier sind die Wartelisten lang. Die Mitgliedschaft in einer Kooperative, die sich einen Garten teilt, kann hier eine Lösung sein. Mit nur wenigen Einstandsgebühren und gelegentlichen Arbeitseinsätzen lässt sich hier ein gesicherter Anteil an der Ernte kaufen. Oftmals bieten auch Privatleute die Bewirtschaftung ihrer Gartenflächen an. Beispielsweise die alte Dame, die ihren Garten nicht mehr selbst Bewirtschaften kann, ihn aber auch nicht verkaufen möchte. Wer die Augen offenhält, kann hier durchaus fündig werden. Auch kollektiv bewirtschaftete Dachgärten oder Brachen, die für das sogenannten Urban Gardening genutzt werden, sind in Städten häufig anzutreffen. Allerdings muss einem bewusst sein, dass sie eher ein entspannendes Hobby sind, denn die Mengen, die hier produziert werden, reichen bei weitem nicht, um eine oder gar mehrere Familien das gesamte Jahr über zu versorgen.

Unabhängig von den Stadtwerken: Strom und Wasser selbst produzieren?

Gut zu wissen: Wirtschaftliche Unabhängigkeit fußt längst nicht nur auf dem eigenen Anbau von Nahrungsmitteln. Auch die Erzeugung des eigenen Stroms ist für viele ein Schritt, sich von zentralen Netzen und Wirtschaftskreisläufen unabhängig zu machen. Für die individuelle Stromerzeugung bedarf es auch keines großen Grundbesitzes – mittlerweile gibt es kleine Kraftwerke, die sich an den kleinsten Balkon montieren lassen. Und das ganz legal, denn in Deutschland ist der Betrieb sogenannter Stecker-Solaranlagen seit 2015 zugelassen, sodass jedermann seinen eigenen klima- und vor allem auch haushaltsbudgetschonenden Solarstrom produzieren kann. Das kleinste dieser Balkonkraftwerke lässt sich an jedem herkömmlichen Gitterbalkonen anbringen. Mit einer anfänglichen Investitionssumme von knappen 400 Euro ist man dabei. Wer ein Balkonkraftwerk kaufen möchte, produziert bereits mit der kleinsten Variante bis zu 430 kWh eigenen Strom im Jahr. Wenn ein Single-Haushalt im jährlichen Durchschnitt etwa 1.900 kWh verbraucht, hat sich die Investition bereits nach viereinhalb Jahren ausgezahlt – und das bei einer Mindestlebensdauer des Balkonkraftwerkes von etwa 25 Jahren.
Für eine eigene Wasserversorgung wiederum ist ein Grundstück günstiger, denn hier lässt sich eine nahe Quelle anzapfen oder ein eigener Grundwasserbrunnen graben. Natürlich ist es auch möglich, Regenwasser aufzufangen und aufzubereiten – jedoch lässt sich dieses in einem Mehrfamilienhaus mit zentralem Wasseranschluss nicht in die Versorgung einspeisen. Wer also ohne eigenes Haus in der Stadt wohnt, kann sich dank Balkonkraftwerk am ehesten noch vom Stromnetz unabhängig machen. Das hierbei gesparte Geld kann langfristig den Grundstock zu noch mehr Selbstversorgung legen, etwa einem späteren Umzug aufs Land.

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