Asterix meets Science Fiction – Die große Kontroverse!

SWir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Römern Widerstand zu leisten. Den Römern? Nein! Den Nagmas! Was sich nach einer futuristischen Darbietung, statt nach einem gewohnt historisch anmutenden Asterix-Abenteuer anhört, versetzte viele Fans des rebellischen Dorfes mit Erscheinen des 33. Bandes in einen starren Schreck, der sich über Verzweiflung hin zu einer tiefgreifenden Enttäuschung wandelte. Von dem perplexen Zustand gelöst, nahmen viele Leser den direkten Weg zum Forum auf sich, um ihren Gefühlen gegenüber dem Band freien Lauf zu lassen. Aber haben sie wirklich allen Grund für ihre emotionalen Ausbrüche?

…die Außerirdischen lassen nicht lange auf sich warten.

Der Auslöser: Bei ihrem üblichen Spaziergang zum Wildschweinjagen finden die beiden Gallier Asterix und Obelix ihre Beute in erstarrtem Zustand vor. Dass dieser nicht aus der Angst vor den zwei hungrigen Galliern resultiert, bemerken die beiden, als sie ihr Dorf ebenfalls wie versteinert vorfinden. Einzig Asterix, sein als kleines Kind in den Zaubertrank gefallener Kumpel und Miraculix, der Druide, sind unversehrt. Scheinbar immunisiert der berüchtigte Zaubertrank gegen die Ursache dieser Katastrophe. Im nächsten Moment erscheint ein Raumschiff in Independence Day-Manier über dem gallischen Dorf und auch die Außerirdischen lassen nicht lange auf sich warten. Eine Klonarmee aus Arnold Schwarzenegger-Duplikaten, angeführt von einem stiefelgroßen Mickey Maus-Verschnitt, geben den Galliern zu verstehen, dass sie den Zaubertrank aus friedenserhaltenden Gründen konfiszieren müssen, damit die sogenannten „Nagmas“ sich diesem nicht bemächtigen können. Letztere donnern mit ihrer Rakete ebenfalls an Ort und Stelle, was nach kurzer Zeit zu einem tosenden Krieg im gallischen Himmel führt. Asiatisch-stilisierte Heuschrecken nehmen den Kampf mit den geklonten Schwarzenegger-Superman-Kriegern über dem gallischen Dorf auf. Die Gallier verschlägt es auf die Seite der „Tadsylwine“, wie der stiefelgroße Außerirdische seine Rasse bezeichnet, und der Kampf dauert an.

Was dem geschockten Asterix-Fan beim ersten Lesen möglicherweise entgangen ist, offenbart den Anspruch, den Band Nr. 33 erhebt. Hinter den ungewöhnlichen Namen der extraterrestrischen Comichelden verbergen sich keine anderen, als die „Mangas“ (Nagmas) und „Walt Disney“ (Tadsylwine), was der Texter in diesen Anagrammen festhält. Der neue Band präsentiert sich demnach als eine Konfrontation des amerikanischen und des asiatischen Comic. Eine Hommage an Walt Disney findet sich am Ende des Heftes.

Der Band „Gallien in Gefahr“ (Berlin: Egmont Ehapa Verlag GmbH 2005) übersteigt demnach eine platte Kontrastierung zwischen den historisch anmutenden Comichelden aus Frankreich und den weiterentwickelten Spezies aus den Fernen des Alls. Auch wenn viele europäische Leser diesem „Bruch“ der Asterixtradition unmutig entgegentreten, bezeichnet Hartmut Kasper im „Science Fiction Jahr 2006“ (München: Wilhelm Heyne Verlag 2006) den Band als „fast schon wieder avantgardistisch-unzeitgemäß“.

Das Asterix Archiv www.comedix.de liefert viele weitere Sprachspiele, die den Band durchziehen. So finden sich Anspielungen auf „den großen Weisen auf dem Heimatplaneten des ‚Tadsylwine'“, der kein geringerer ist als „Hubs“ himself (George BUSH). Zudem werden zum Ärger aller Manga-Freunde die Nagmas als Nachahmer diffamiert: „Die Nagmas […] kopieren uns, doch ihre Wissenschaft ist längst nicht so weit fortgeschritten wie unsere“ (Gallien in Gefahr. Berlin: Egmont Ehapa Verlag GmbH 2005).

Es bleibt also Diskussionsbedarf über dieses gesondert zu betrachtende Abenteuer des kleinen, schlauen Galliers und seinem leicht übergewichtigen, hinkelsteinliefernden Kumpanen. Also macht euch euer eigenes Bild über die bislang heftigste Asterixkontroverse.

Fazit:
Ein empfehlenswerter Band, den man jedoch als einen absoluten Beitrag zur Asterix-Reihe betrachten sollte, da das extraterrestrische Sujet die gewohnte Lesart der anderen Bände stört.

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