Boxpromoter Ulf Steinforth im Interview
Seit 15 Jahren bringt einer der führenden Boxställe Deutschlands in Magdeburg sportliche Talente hervor und macht aus Amateuren Weltmeister. Wir trafen SES-Gründer und Boxpromoter Ulf Steinforth zum Interview.

Herr Steinforth, Sie selbst waren als Ringer sportlich aktiv. Woher kam die Faszination für den Boxsport?
Mein Talent lag schon immer mehr in der Organisation. Als Sportler kam ich nicht über die Bezirksliga hinaus, stamme aber aus einer sehr sportaffinen Familie. Mein Vater war in der Nationalmannschaft im Gewichtheben, mein kleiner Bruder war sehr erfolgreich im Ringen. Schon früher habe ich mich beruflich im sportlichen Bereich orientiert und war in den 80er Jahren Manager der drei erfolgreichsten Breakdance-Crews in der DDR, die alle hier aus der Region kamen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das liegt. Hinzu kommt, dass ich Unternehmer in der Automaten-Branche bin und in der Nachwendezeit damit sehr erfolgreich war. Von diesem Erfolg wollte ich etwas zurückgeben und habe verschiedene Sportmannschaften, u.a. auch die Boxer, gesponsert. Das war so Mitte der 90er, da hat mich Boxen aber noch gar nicht interessiert.
Wie kam dann der Wandel?
Ich wurde öfter zu Kämpfen eingeladen, bin aber nie dagewesen. Irgendwann habe ich mich überreden lassen und bin zu einem Kampf gegangen. Die ganze Art, wie die Veranstaltung präsentiert wurde, hat mir gar nicht gefallen. Weil ich offen meine Kritik geäußert habe, ist der Verein immer wieder auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht ihr Präsident sein und einiges verändern möchte. In einer schwachen Minute, habe ich zugestimmt (lacht). Wenn ich etwas anfange, bin ich auch sehr ehrgeizig und möchte mit dem, was ich tue viel erreichen. Kurze Zeit später sind wir von der ersten in die zweite Bundesliga aufgestiegen. Im ersten Jahr haben wir ganz knapp den ersten Platz verpasst und im dritten Jahr wurden wir dann Deutscher Meister. Das Phänomenale daran ist, dass wir nach 67 Jahren für Magdeburg wieder diesen Titel geholt haben – das war Sportgeschichte! Wir haben auch eigene Wettbewerbe ins Leben gerufen, den Pokal der Pokalsieger zum Beispiel, bei dem der Deutsche Meister gegen den ersten der zweiten Bundesliga geboxt hat. Ich hatte dann sogar Pläne in die Europaliga aufzusteigen, dabei hat mich der Verein aber blockiert und die Zeit war reif für neue Herausforderungen.
Dann ging es in den Profisport?
Das Management von Sven Ottke hat mich damals gefragt, ob ich in Magdeburg eine Gala für ihn ausrichten könnte – die Kämpfe sind danach Kult geworden. Dadurch habe ich ein wenig hinter die Kulissen im Profigeschäft blicken können. Mein erster Gedanke war es, ähnlich erfolgreiche Boxer hervorzubringen wie Henry Maske. Durch einen Zufall habe ich René Monse kennengelernt, als zweiter Sportler kam unser jetziger Chef-Trainer Dirk Dzemski dazu.
Das war die Geburtsstunde von SES – wie erklären Sie sich den Erfolg?
Das klingt alles sehr einfach, aber dahinter steckt viel Arbeit. Ich bin unbefangen und blauäugig an die Sache heran gegangen, habe aber recht schnell auf die richtigen Sportler gesetzt. Den Schwergewichtsboxer René Monse habe ich in das Finale der Europameisterschaft geführt. Auch Dirk Dzemski konnte sich schon im Amateurboxen als Publikumsliebling etablieren. Ich hatte also Glück und das richtige Gespür in der Auswahl der Sportler, habe aber natürlich im Laufe der Jahre auch Fehler gemacht.
Können Sie sich noch an den ersten Profikampf erinnern?
Meine erste Profi-Veranstaltung habe ich im April 2000 in Dessau organsiert. Dessau hat einen sportverrückten Mann in der Stadtverwaltung: Ralf Hirsch hat mir jede Menge beigebracht und war sozusagen mein Lehrmeister. Der entscheidende Mann, von dem ich viel gelernt habe, war Jean-Marcel Nartz, ein sehr bekannter Match Maker. Er hat mich immer unterstützt und mir die Mechanismen im Sportgeschäft erklärt.
Momentan boxen auch zwei Weltmeisterinnen für SES. Zeichnet sich der Boxstall dadurch aus?
Wir werden regelmäßig von allen Verbänden für unser Engagement im Frauenboxen geehrt. Aktuell sind zwei Weltmeisterinnen bei SES. Christina Hammer, WBO-Weltmeisterin wird zum Beispiel auch am 7. März boxen.
Bei den Kämpfen der Gala liegt der Fokus auf dem „Team Deutschland“, einem neuen Projekt, das der Nachwuchsförderung dient.

Stichwort, soziales Engagement- auch da engagiert sich SES. Was können sie darüber sagen?
Wir kooperieren seit 15 Jahren mit der Hugo-Kükelhaus Förderschule, worauf wir sehr stolz sind. Unsere Sportler trainieren einmal im Monat mit Geistigbehinderten und sehen dadurch, welche schwierigen Situationen es im Leben geben kann. Wir habenbeispielsweise auch dafür gesorgt, dass die Schüler 2014 zu der Winterolympiade nach Friedrichsbrunn fahren konnten.
Gibt es schon Neues zum Rückkampf Stieglitz-Abraham?

Die Magdeburger hoffen natürlich auf einen Kampf in den eigenen Hallen.
Das wird gar nicht so einfach, weil der Weltmeister den Austragungsort festlegt. Wir werden sehen, ob es möglich ist.
Wie schätzen sie die Chancen von Stieglitz ein? Im Kampf gegen Sturm konnte er nur ein Unentschieden erboxen.
Beim letzten Kampf haben Robert und Dirk den Fehler gemacht und den Gegner unterschätzt. Sturm hat seit Jahren nicht so gut geboxt, wie in diesem Kampf – jeder, der ein bisschen Ahnung von Boxen hat, weiß das. Ich habe aber großes Vertrauen in Robert, dass er das Duell gegen Abraham gewinnen kann und so den Titel zurückholt.
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