SCM im Tabellenkeller

Der SC Magdeburg im freien Fall. Am fünften Spieltag der Handball-Bundesliga verlor der SCM vor 4800 Zuschauern in der Bördelandhalle gegen die Füchse Berlin 25:29 (17:13). Brillierte die Gladiators in der ersten Hälfte, verlor das Team von Trainer Michael Biegler in den zweiten 30 Minuten völlig das Konzept. Beste Werfer waren Kapitän Fabian van Olphen mit sechs Toren, sowie Bartosz Jurecki (5) und Robert Weber (5/2). Bei den Füchse ragte der Norweger Kjetil Strand (9) heraus. Der SCM liegt nun mit 2:8 Punkten auf dem 15. Tabellenplatz.
Vor dem Spiel gab´s gleich die erste Hiobsbotschaft für den SCM. Der zuletzt starke Bennet Wiegert verletzte sich im Abschlusstraining am Rücken und fiel deshalb für die Partie aus. Benno: „Ich muss eine falsche Bewegung gemacht haben, kann mich kaum bücken.“ Hoffen wir, dass sich der schlimme Verdacht Bandscheibenvorfall nicht bestätigt. Am Montag hat Wiegert Termin beim MRT-Röntgen. Super-Nachricht dagegen von Andreas Rojewski: 179 Tage nach seiner schweren Knöchelverletzung steht der Linkshänder wieder im Gladiators-Aufgebot. Über eine Stunde vor Anpfiff kam Roje schon zum Warmmachen. DSF-Experte Stefan Kretzschmar vor dem Spiel augenzwinkernd zu urbanite: „Der SCM will den Füchsen wohl etwas Angst machen…“ Da auch Damien Kabengele zum Kader stößt, befindet sich neben Wiegert nur noch Fabian Böhm auf der Verletztenliste. Böhm: „Ich fühle mich gut, laufe zurzeit viel und mache Stabilisationsübungen. Ich hoffe, in drei bis vier Wochen wieder dabei zu sein.“ Dabei waren in der Bördelandhalle nebenbei bemerkt auch neun österreichische Journalisten. Kein Wunder: Mit Gladiator Robert Weber, sowie Füchse-Publikumsliebling Konny Wilczynski und Berlin-Trainer Dagur Sigurdsson (der auch gleichzeitig die Ösi-Nationalmannschaft betreut) waren drei Handballgrößen der Alpenrepublik in Aktion. Weber: „Nach dem Spiel werde ich mit den Journalisten ins Restaurant „Zum Götz“ gehen. Die beiden Berliner können leider nicht bleiben.“
Nun aber zum Sportlichen. Ganz viel Brisanz zu Beginn des Spiels. Nicht nur die Rückkehr von Füchse-Torwart Silvio Heinevetter verspricht viele Emotionen, sondern auch die Ausgangslage sorgt für Anspannung bei beiden Teams.Denn wer verliert, steckt in der unteren Tabellenhälfte fest. Sowohl der SCM als auch die Füchse haben mit 2:6 Punkten alles andere als einen sauberen Start hingelegt. Deshalb geht es von Anfang an hoch her.
Zwar stehen Rojewski und Kabengele sofort auf der Platte, doch die Füchse beginnen besser, führen schnell 2:0. Dann aber zeigt Rojewski zum ersten Mal wie wertvoll er ist, bereitet zwei von drei SCM-Toren in Folge vor (2x Weber, Jurecki), die den SCM nach acht Minuten zum ersten Mal nach vorn bringen. Danach wogt das Spiel hin und her, die Füchse können die ersten 20 Minuten eine knappe Führung behaupten. Der SCM bekommt vor allem den schnellen und variablen Berliner Angriff nicht unter Kontrolle. Doch dann verlieren die Füchse ihre Linie, schwächen sich selbst durch Zeitstrafen. Das nutzt der SCM sofort aus und legt eine 6:0-Serie hin. Von 9:11 (22.) zieht der SCM auf 15:11 (29.) durch einen Tempogegenstoß von Yves Grafenhorst weg. Überragender Schlusspunkt der ersten Hälfte: Christoph Theuerkauf verwandelt einen direkt ausgeführten Freiwurf vorbei an der überraschten Füchse-Abwehr um Torwart Heinevetter zum 17:13-Halbzeitstand. Das brisante Torwartduell Heinevetter gegen Eijlers geht in Hälfte eins an den Magdeburger, der mit zehn Paraden eine mehr als Heinevetter hat. Heine startete an alter Wirkungsstätte zwar mit guten Aktionen, baute dann aber auch genauso stark ab.


Foto: Stefan Deutsch

Doch Heinevetter darf auch in der zweiten Hälfte weitermachen. Den ersten Höhepunkt Berlins setzt dann aber der andere Top-Torwart. Der tschechische Nationaltorwart Petr Stochl hält einen Siebenmeter von Stian Tönnesen (der erste von insgesamt fünf!). Nicht nur deshalb erwischen die Füchse einen Traumstart in die zweite Hälfte. Denn auch im Angriff läuft´s nun rund, die Berliner legen einen 3:0-Lauf hin und sind beim 16:17 (34.) wieder dran. Weil Stochl einen weiteren Siebenmeter von Coßbau hält, Heinevetter sich steigert und Mark Bult vorn trifft, sind die Füchse in der 38. Minute beim 18:18-Ausgleich voll dabei. Eine Minute später erzielt Konny Wilczynski gar die 19:18-Führung für die Berliner. Der SCM hat den Start in die zweite Hälfte total verschlafen! Trainer Michael Biegler: „Wir haben die Euphorie mit in die Kabine genommen, sie aber nicht wieder mit heraus getrieben. Uns hat die Qualität über 60 Minuten gefehlt.“ In der 51. Minute können die Füchse durch Runar Karason auf 25:21 erhöhen. Die Vorentscheidung! Danach spielen die Berliner ihr Spiel runter, während der SCM mit Verzweiflungswürfen immer wieder an Heinevetter scheitert. Am Ende gewinnen die die Füchse aufgrund einer starken zweiten Hälfte verdient 29:25. Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning: „Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft, dass sie trotz der widrigen Umstände nicht den Kopf verloren hat.“ Worauf Hanning anspielt: Die Schiedsrichter Prang/Reichl gaben neun Siebenmeter für den SCM, jedoch keinen für die Füchse. Und: Dem Füchse-Macher waren die sechs Zeitstrafen seiner Mannschaft, im Vergleich zu Magdeburgs drei, zu viel. SCM-Torwart Gerrie Eijlers fasste nach dem Spiel zusammen: „In der ersten Hälfte waren wir richtig gut, haben hinten solide gestanden und vorn unsere Dinger gemacht. Ich habe aber keine Erklärung, wie wir die zweite Hälfte so klar verlieren können.“ Vielleicht lag es ja an den 19(!) Fehlwürfen der Gladiators in den zweiten 30 Minuten. Eine unterirdische Zahl…
Das nächste Spiel, schon ein wegweisendes, steigt am Dienstag bei der HSG Düsseldorf. Die Partie beginnt um 20:15 Uhr, ab 20 Uhr ist das DSF live dabei.

Weiterführende Links

www.scm-gladiators.de

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