Die Magdeburger Bahnhofsmission

An ihren blauen Jacken oder Westen erkennt man die Mitarbeiter der Bahnhofsmission. Sie haben den Hauptbahnhof ständig im Blick. Haben sie den Eindruck, jemand könnte ihre Hilfe benötigen, sprechen sie ihn an.
„Nicht jeder hat den Mut Fragen zu stellen, manche haben Hemmschwellen“, erzählt Adelheid Bornholdt aus ihrer Erfahrung. Seit 20 Jahren ist sie Leiterin der Magdeburger Bahnhofsmission, die sich am Bahnsteig 6 befindet. Die Mitarbeiter der Bahnhofsmission unterstützen zum Beispiel Rollstuhlfahrer, ältere Menschen und Mütter mit Kindern beim Ein-, Aus- und Umsteigen und geleiten Reisende sicher zur nächsten Bus- und Straßenbahnhaltestelle beziehungsweise zum Taxi.

In einem Aufenthaltsraum können erschöpfte Reisende neue Kraft tanken. Für Mütter mit Kleinkindern steht ein Wickeltisch zur Verfügung. In einem separaten Raum können sich Diabetiker, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, ihr Insulin spritzen.
Die Bahnhofsmission ist außerdem Ansprechpartner für alle Menschen in Notlagen – sie beraten, informieren, hören zu und vermitteln bei Bedarf an andere soziale Beratungsstellen, Ämter und Behörden. „Dinge zu erfragen, das kann ja schon wegweisend sein“, sagt Bornhold. 38 200 Menschen nahmen im letzten Jahr die Dienste der Bahnhofsmission in Anspruch.

Es gibt hauptamtliche Mitarbeiter, Praktikanten und einige werden über Fördermaßnahmen vom Arbeitsamt vermittelt. Die Meisten jedoch engagieren sich dort ehrenamtlich. Ihre Motivation? Sie sehen in ihrer Arbeit eine sinnvolle Aufgabe – anderen Menschen zu helfen, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und über die eigenen Bedürfnisse zu schauen. Beim Blick über den Tellerrand würden viele neue Erfahrungen sammeln, erzählt Bornholdt, „motivierte Helfer können sich immer bei uns melden“.


Die Helfer der Bahnhofsmission helfen in kleinen und größeren Notlagen

Wer mitmachen möchte, sollte eine soziale Ader mitbringen. Wichtig seien auch eine physische und psychische Belastbarkeit und vor allem Zuverlässigkeit.
Wie viel Zeit man investieren möchte und für welche Aufgaben man sich am besten eignet, wird in einem Vorgespräch geklärt. „Es wäre schon eine große Hilfe, wenn jemand einmal in der Woche eine Schicht übernehmen könnte“, meint Bornholdt.
Derzeit gibt es 100 Bahnhofsmissionen in Deutschland. Überwiegend sind sie, wie in Magdeburg, ökumenisch organisiert, das heißt, sie werden gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche mit ihren Organisationen Diakonie und Caritas getragen. Adelheid Bornholdt kam über ihre Kirchengemeinde zur Bahnhofsmission Magdeburg.


Fotos: Bahnhofsmission

Die Bahnhofsmission hilft auch Müttern mit Kleinkindern

Die erste evangelische Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin gegründet, ursprünglich um Frauen Schutz und Hilfe zu bieten. Bereits einige Jahre später erweiterte die Bahnhofsmission das Angebot um allgemeine Hilfen für Reisende. 1895 nahm in München die erste katholische Bahnhofsmission ihre Arbeit auf.
Anfangs betrieben die Evangelische und die Katholische Kirche strikt getrennte Einrichtungen. 1910 kam es zum Zusammenschluss. Es war die erste ökumenische Struktur auf dem Gebiet der offenen sozialen Arbeit. Während des „Dritten Reiches“ wurde die Arbeit der Bahnhofsmissionen massiv behindert und schließlich verboten.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen einige Bahnhofsmissionen ihre Arbeit wieder auf.
Unter dem Vorwurf der Spionage für den Westen wurden in den 50er Jahren die Einrichtungen in der DDR wieder verboten. Das Deutsche Rote Kreuz übernahm einen Teil der Aufgaben.
Nach der Wende begann der Wiederaufbau in den neuen Bundesländern.
Seit 1992 sorgt die Bahnhofsmission Magdeburg für mehr Menschlichkeit am Bahnhof.

Infos: Tel. 0391 520 8370,
Öffnungszeiten: Mo-So: 6- 19 Uhr

Weiterführende Links

www.bahnhofsmission.de

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