Kein Witz: Dieser Mann war in den Achtzigern die meistgefürchtete Person in München – zumindest für all jene, die sich einbildeten, ihr Wohl und Wehe und vor allem ihr sozialer Status hinge vom Urteil eines einzigen Menschen ab. Von Norbert Schmitz, dem Türsteher des P1. Wer sich im Licht von Jagger, Becker, Jones und Käfer sonnen wollte, musste an ihm vorbei – und dabei „bella figura“ oder zumindest einen auf dicke Hose machen.

Ersteres fällt Norbert trotz 30 Jahren Nachtleben auf dem Buckel immer noch leicht, Letzteres ist seine Sache nicht. Er führt – eher untypisch für einen Clubmacher – ein nahezu alkohol- und gänzlich drogenfreies Leben. Die spärlichen Erfahrungen mit Hochprozentigem sind keine guten: „Einmal haben sie mich an meinem freien Abend im Park Café zu Wodka überredet. Das Ergebnis war, dass ich in der Kühlung des Babalu mit gebrochenen Beinen aufgewacht bin und nichts mehr wusste“, erzählt er. Und just in diesem Augenblick betritt zufällig einer der Überredungskünstler des besagten Abends das Lokal, das auf Münchens schwuler Meile liegt.

In dieser Ecke der Stadt begann Norbert 1978 auch seine Laufbahn als Türsteher im Henderson. Nach Stationen in diversen Discos und drei Jahren in London holte ihn Michael Käfer schließlich ins P1. Dort erfand er den bis heute verhasstesten Türsteher-Spruch: „Nur für Stammgäste.“ Den eigentlichen Coup aber landete der damals 29-Jährige mit der Partyreihe „Blub Club“. Inspiriert durch die Londoner Warehouse-Events und geboren aus der Idee, verschiedenste Gäste aus divergenten Clubs zusammenzubringen, revolutionierte das Konzept das Münchner Nachtleben: Der „Blub Club“ lockt Homo- und Hetero-Publikum gleichermaßen, ist Vorreiter für Fotoportale (Buch und Ausstellung sind in Planung) und Trendsetter für mobile Veranstaltungsreihen. Legendär war etwa die „Studio 54“-Neuauflage – inklusive Partyqueen Diane Brill auf einem Schimmel und Grace Jones im schrillen Outfit. Vom 1989 neu eröffneten Nachtwerk zog die Partykarawane in zwei Dekaden durch Park Café, Babalu, Charly M., The Club, P1, 8 Seasons, Prinzip und Pacha – und die jeweiligen Themen-Dekos waren stets spektakulär. „Der schönste Blub Club war der mit dem schlimmsten Motto: ,Blub Club goes Kirche‘. Ich habe Kirchenbänke reingestellt, einen sechs Meter hohen Altar aufgebaut und 1000 Kerzen aus Andechs besorgt“, erinnert sich Norbert.

Zweifelsohne könnte er mit seinem Knowhow einen eigenen Club eröffnen. Ihm schwebt allerdings eher eine Bar vor, „aber ohne Cocktails, einfach was Lautes, wo auch richtig Party gemacht werden kann“. Die will er Ende 2009 als krönenden Abschluss der Blub-Club-Tour eröffnen, die anlässlich des Jubiläums durch zwölf Münchner Destinationen führt.

Unsere Autorin Claudia Galleis betreut das Ressort
Nachtleben der Münchner PRINZ-Redaktion. Mit Norbert Schmitz war sie Mittagessen im: Café Selig, Hans-Sachs-Str. 3, Glockenbach, Tel. 23 88 88 78, Mi-Mo 9-1, Fr/Sa 9-3 Uhr, einfachselig.de