Innere Unruhe: Wie äußert sie sich mental, psychisch und körperlich?

Äußerlich können die Hände und Füße kaum stillhalten, innerlich kreist das Gedankenkarussell. Innere Unruhe – ein Zustand innerer Erregung und Anspannung – kann jeden Menschen einmal betreffen. Zum Problem wird sie, wenn sie sich zu einer dauerhaften Belastung im Alltag entwickelt. 

Wie unterscheidet sich innere Unruhe von Stresssymptomen?

Beruflicher oder privater Stress ist den meisten Menschen nicht fremd. Das Gefühl, unter Strom zu stehen, Konzentrationsstörungen und anhaltende Nervosität sind typische Symptome. Diese treten nicht nur dann auf, wenn wir selbst eine stressige Situation meistern müssen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 legt nahe, dass Stress ansteckend ist. Folglich leiden wir zusammen mit Freunden oder Kollegen unter den klassischen Stresssymptomen.

Doch auch in vermeintlich stressfreien Augenblicken fühlen sich einige Menschen unangenehm erregt. Der Geist kommt nicht zur Ruhe, immer wieder schwirren neue Gedankenfetzen durchs Gehirn. Die Folge können dauerhafte Anspannung, Gereiztheit und körperliche Beschwerden sein. Was zunächst nach weiteren Stresssymptomen klingt, wird unter Experten als innere Unruhe bezeichnet.

Das Gefühl von Unruhe lässt sich in zwei Arten klassifizieren. Die kurzfristige Form tritt in Ausnahmesituationen auf. Äußere Einflüsse führen zu einem temporären Anstieg des Stresslevels. Anzeichen wie starkes Herzklopfen, Nervosität oder Konzentrationsschwäche klingen meist ab, sobald die jeweilige Situation gelöst ist. Anders verhält es sich bei der anhaltenden inneren Unruhe. 

Zeigt sich innere Unruhe dauerhaft oder immer wieder, kann es sich um eine chronische Beschwerde handeln. Diese tritt häufig in Verbindung mit Angst oder Angstzuständen auf. Die Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen 2022“ gibt einen Überblick über die sieben häufigsten Ängste der Bundesbürger. Die ersten drei Plätze belegen:

  • Steigende Lebenshaltungskosten
  • Steigende Wohnkosten
  • Verschlechterung der Wirtschaftslage

Die Angst vor dem sozialen Abstieg kann eine Ursache für die innere Unruhe sein.  Ebenso kann sie durch körperliche Beschwerden bedingt sein. Mögliche Auslöser sind Herzkreislauferkrankungen, psychische Störungen oder Hormonschwankungen. Eine Form der inneren Unruhe kann laut einer Publikation des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2017 auch von Hyperaktivität im Erwachsenenalter ausgelöst werden. 

Welche Symptome können auf innere Unruhe hinweisen?

Wer längere Zeit oder sogar dauerhaft unter innerer Unruhe leidet, fühlt sich permanent angespannt und aufgeregt – vermeintlich ohne Einfluss von außen. Selbst zu Hause oder an anderen Orten, an denen wir uns geborgen fühlen, kann der Erregungszustand einsetzen. Sorgenvolle Gedankenfetzen drängen sich ins Bewusstsein. Die daraus resultierende Nervosität macht dem erholsamen Feierabend einen Strich durch die Rechnung. Wie stark und mit welchen Symptomen sich die innere Unruhe äußert, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch.

Die psychischen Anzeichen von innerer Unruhe

Die Psyche kann von innerer Unruhe stark belastet werden. Zu Hause auf dem Sofa, beim Spaziergang oder nachts dreht sich das Gedankenkarussell. Während wir äußerlich vielleicht entspannt wirken, wälzen wir im Kopf ein Problem nach dem anderen. Je länger dieser Zustand anhält, desto schwerer fällt es uns, zu entspannen. Wir fühlen uns nervös und gestresst, scheinbar ohne etwas dagegen tun zu können. Daraus können sich wiederum Gefühle der Hilflosigkeit und der starken Unsicherheit entwickeln.

Bleibt innere Unruhe unbehandelt, können sich diese Gefühle in weitere Lebensbereiche ausbreiten. Führen sie zu Schlafmangel, können daraus Konzentrationsschwäche, Gereiztheit und eine verminderte Leistungsfähigkeit in Privatleben und Beruf resultieren. Kommt es dadurch zu zwischenmenschlichen Spannungssituationen, können diese wiederum die innere Unruhe intensivieren – ein Teufelskreis entsteht. 

Die mentalen Anzeichen von innerer Unruhe

Viele Betroffene innerer Unruhe meiden Situationen, in denen sich die Anspannung verschlimmern kann. Diese Vermeidungstaktik begünstigt allerdings weitere Probleme und unangenehm bedrohlich empfundene Situationen können die Nervosität weiter steigern. Auch dadurch entwickelt sich ein Kreislauf, der zu einer stärkeren mentalen Belastung führt. Ausgelöst wird diese hauptsächlich durch:

  • ein Gefühl der Hilflosigkeit
  • die unerfüllten Erwartungen an die eigene Person
  • einen möglichen Mangel an sozialer Unterstützung

Ist das Wohlbefinden stark beeinträchtigt, können die psychischen Symptome der inneren Unruhe dadurch zusätzlich verstärkt werden.

Die körperlichen Anzeichen von innerer Unruhe

Bei einigen Menschen zeigt sich innere Unruhe nicht nur psychisch – auch körperliche Beschwerden können durch die ständige Anspannung auftreten. Dazu gehören:

  • Schwindel
  • Tinnitus
  • Herzklopfen
  • Vermehrtes Schwitzen (schweißnasse Hände) Übelkeit

Auch wiederkehrende Kopfschmerzen können ein körperliches Symptom innerer Unruhe sein. Handelt es sich um eine nervöse Unruhe, zeigt diese sich durch einen plötzlichen, kaum zu unterdrückenden Bewegungsdrang. Teilweise wird dieser unbewusst ausgelebt. Betroffene wippen permanent mit dem Fuß, spielen mit den Händen an Gegenständen oder am eigenen Haar. Die nervöse Unruhe zeigt sich hauptsächlich in akuten Stresssituationen, weniger bei einem chronisch angespannten Zustand.

Was kann gegen die innere Unruhe helfen?

Um den Teufelskreis zu durchbrechen, macht es Sinn, die Ursachen der inneren Unruhe zu erkennen. Erst dadurch gelingt es, gezielt und effektiv gegen den Zustand vorzugehen. Gelingen kann das durch:

  • Stressreduktion im Alltag
  • Achtsamkeitsübungen
  • Integration von mehr Bewegung im Sonnenlicht und an der frischen Luft
  • Entspannungsübungen

Auch regelmäßige Ausbrüche aus dem Alltag wie Wochenendtrips zu Erholungsoasen können dabei helfen, die ständige mentale Anspannung zu mindern. 

Als kurzfristige Maßnahme gegen Stress und Anspannung empfiehlt sich ein Spaziergang durch den Wald. Das sogenannte Waldbaden kann den Cortisolspiegel im Blut senken und dadurch Stresssymptome wie Bluthochdruck und Kopfschmerzen lindern. Gleichzeitig belegt eine im Jahr 2010 veröffentlichte Studie, dass mit dem Waldbaden positive Effekte auf das Immunsystem erzielt werden können.

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