Neulich Samstagabend in der Sportschau – Zwischenschnitt auf die VIP-Tribüne: Der gesperrte Kapitän Thomas Hitzelsperger schaut auf das Handy von Johannes Graf Strachwitz und beide lachen herzhaft. Eben jenes Telefon liegt jetzt auf der Sitzbank im Locanda am Rotebühlplatz. „Ein Freund aus Frankfurt hatte an dem Tag gemailt: ‘Euer Supermario wird verstolpern und ein Eigentor schießen. Nach dem ersten VfBTor musste ich ihm natürlich antworten“, feixt der 35-Jährige. Die Leidenschaft für den VfB Stuttgart hinderte Strachwitz nicht daran, derzeit auf Plakaten für die Kampagne „Herzblut für Blaublut“ der Stuttgarter Kickers zu werben: „Da bin ich Stadtpatriot. So ein Traditionsverein darf doch nicht absteigen“, stellt er sachlich fest und bestellt den Fisch. Trifft sich gut, dass er bei seiner neu gegründeten Spielerberater-Agentur Apertura Sports auch zwei Profis der Blauen unter Vertrag hat. Der ist. Massive Töne Manager schmunzelt: „Musik und Sport sind gar nicht so weit auseinander. Beide sind Künstler. Die einen am Mikrophon, die anderen am Ball und jeder bringt seine Befindlichkeiten und Wünsche mit, auf die man eingehen muss.“ Das fußballerische Know-How, die Juristerei und das Scouting tritt er gerne an seine Partner Oliver Fischer und Sebastian Frahm ab. „Ich bin nur Fan und ein guter Networker“, winkt er bescheiden ab. Hätte er gestern eine Waschmaschine erfunden, die gleichzeitig Socken trocknet, faltet und wieder in den Schrank bringt – er würde es nur leise in einem Nebensatz erwähnen. Wenn überhaupt.

„Seriös zu arbeiten ist für mich das Grundprinzip. Was nützt kurzzeitiger Profit, wenn ich mir damit langfristig den Namen kaputt mache?“, fragt er. Und wendet das bei Fußballern, Events und auch beim Stuttgarter Rap-Trio Massive Töne an, die er seit Jahren managt. Um die wiederum ist es seit einiger Zeit sehr still: „Ich bin selbst gespannt, wie es weiter geht. Sie waren alle sehr abgetörnt von dem, was im deutschen Hip- Hop passiert“, erklärt er. „Schowi legt derzeit viel auf und Ju hat gerade ein Soloalbum aufgenommen.“ Strachis Großbaustelle, das HipHopOpen Festival, sorgte mit dem Weggang nach Mannheim kürzlich für mehr Furore, als ihm lieb war. Schließlich wurde da auch die hiesige Polizei für ihre Kontrollsucht abgewatscht: „Das Polizeithema wurde sehr hoch gehängt“, schüttelt er den Kopf und schiebt etwas Fisch über den Teller. „Es war nur einer von vielen Gründen. Leicht gefallen ist uns der Ortswechsel natürlich nicht – es ging aber nicht anders.“ Dann schaut er auf sein Handy. „Schlimm, oder? Ich glaube, ich bin süchtig“, entschuldigt er sich. „Meine Freundin Shadi sagt, dieses Telefon sei ihr schlimmster Gegner.“

Unser Autor Michael Setzer wünscht sich mehr „Business-Leute“ wie Strachi. In jedem Metier. Mit ihm Mittagessen war er im: Locanda No.1 Rotebühlplatz 33, S-Mitte, Tel. 617185, Mo-Fr 11.30-14.30 u. 17.30-1, Sa/So 17.30-1 Uhr