Erotic Kartoffel

Die Zeiten der Systembistros mit Kunststoffrattan sind passé. Gegenüber des Bürgerservicecenters ist Kiez-Nostalgie mit Glamourfaktor eingezogen. Hinter der Drehtür empfängt uns eine junge Frau in Korsage und führt uns in die goldgerahmte Lounge mit roten Sesseln. Am langen Tresen unter Perlenvorhängen steht ein Barkeeper in schwarzem Hemd und nickt uns lässig zu. Wir erwarten schon fast, dass gleich die Lüster gedimmt werden und die Show beginnt, da erinnern uns die Speisekarten daran, dass wir hier sind, um den Mittagstisch zu testen. Der Name deutet es an, in der burlesque-erotischen Einrichtung werden tatsächlich Kartoffeln serviert, und zwar mit Schale, Olivenöl und grobem Salz gebackene Biokartoffeln, die mit verschiedenen Begleitern angeboten werden: Knoblauchhähnchen in Marsala, Boeuf Bourgignon, Ratatouille, vegetarisches Chili oder Lachs mit Blattspinat zum Beispiel kommen in Puppenstuben-Kochtöpfen neben der ganzen Kartoffel auf den Tisch. Dazu gibt es Suppen und Salate. Die Getränke kommen schnell, auch aufs Essen warten wir nicht lange. Leider sind alle drei Gerichte lauwarm. Das schadet besonders der großen Portion Lasagne, die mit fünf Nudellagen und zehn Gemüsesorten beeindruckt, aber gern mutiger gewürzt sein dürfte. Beim Hähnchencurry schmecken uns die mildfruchtige Soße und die frischen Gurkenstückchen im Reis zum zarten Huhn. Der Burger bestand aus einem kleinen Hähnchenschnitzel mit Caesars-Salad-Soße und knackigem Salat. Fazit: Im erotischen Ambiente lässt es sich sehr gut lunchen.Vor allem möchte man sich hier aber für den Abend auf einen Cocktail verabreden, von denen beachtliche 50 verschiedene in der Karte stehen, viele auch als Pitcher für die große Runde und selbstverständlich welche mit Kartoffelschnaps. Das neuste Ding aus dem Hause McMinn ist auf jeden Fall eine Show.