Wellness Trends 2024: Raufkommen zum Runterkommen

Entspannung war gestern! Wellness-Urlauber wünschen sich jetzt Erfahrungen und Erlebnisse, die ihren Alltag bereichern. Hier erfährst du mehr über die neuesten Wellness-Trends …

Das neue Wellness-Verständnis geht weit über passive Entspannung hinaus und zielt auf eine aktive Lebensgestaltung.

Unsere Wellnesshotel-Testerin Andrea Labonte hat auf ihren Reisen festgestellt, dass es dem Wellnessurlauber von morgen nicht mehr nur um passive Entspannung geht, sondern vielmehr um das aktive Sammeln unvergesslicher Erlebnisse. So dürfen nach einem gelungenen Wellnessurlaub nicht nur die perfekt manikürten Fingernägel strahlen, sondern auch das Lächeln im Gesicht. Auch Gesundheitsprävention, transformierende Begegnungen und neue Impulse für ein erfülltes Leben stehen beim Hotelgast hoch im Kurs. Welche konkreten Angebote Wellnesshotels entwickeln, um diesen Anspruch gerecht zu werden – das lest ihr hier …

Was ist das neue Wellness-Verständnis?

Grundsätzlich ging es bei einer Wellness-Auszeit schon immer um Wohlgefühl. Während aber vor ein paar Jahren noch die kurzzeitige körperliche Erholung des einzelnen im Fokus stand, ist diese Denkweise nun im Wandel. Denn der Wellnessurlauber von heute hat erkannt, dass eine Massage zwar temporär Entspannung bringt, dass sich diese aber nicht langfristig in den Alltag hinüberretten lässt. Daher geht es beim neuen Wellness Verständnis um einen holistischen, also ganzheitlichen Ansatz. Dieser zielt sowohl auf das körperliche Wohlergehen als auch auf die geistige und seelische Gesundheit ab. So spielen neben Entspannung und gesundem Schlaf auch Lebensfreude, Inspirationen für ein glückliches und erfülltes Leben, Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, die Natur und soziale Kontakte eine maßgebliche Rolle.

Wie wichtig ist die Gesundheit bei einer Wellness-Auszeit?

Der Philosoph Arthur Schopenhauer sagte einst: „Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Wie wahr diese Aussage, auch Jahrhunderte später ist, hat uns die Pandemie gelehrt. Dabei geht es in Zeiten digitaler Dauererreichbarkeit, Hamsterrad und Burn-Out nicht mehr nur um die körperliche, sondern auch um die mentale Gesundheit. Stressreduzierung, Besinnung auf das Wesentliche und Freude am Leben werden für den Hotelgast immer wichtiger. Gesundheits-Prävention und Selbstfürsorge stehen daher weit oben auf den Spa-Programmen von Wellnesshotels, die mit der Zeit gehen. Nicht selten wird daher zu Beginn eines ganzheitlich ausgerichteten Wellnessaufenthalts auch ein Arzt-Gespräch angeboten. Auch Traditionelle Chinesische Medizin, ayurvedische Behandlungen, Hypnose und persönliche Coachings werden im Rahmen von Wellnessaufenthalten immer häufiger nachgefragt.

Was erwarten Gäste heutzutage von einem gelungenen Wellnesshotel-Aufenthalt?

Schloss Elmau bereichert die Wellness-Auszeit seiner Gäste mit kulturellen Höhepunkten, wie z.B. einer Lesung des Schriftstellers Daniel Kehlmann.

„Collect memories, not things!“ Bei einer Wellness-Auszeit geht es immer öfter auch darum, bleibende Erinnerungen zu schaffen. Dabei ist Bewegung inmitten unberührter Natur für viele Menschen ein Glücksgarant und hat die Kraft, die eigene Urlaubsbiographie nachhaltig zu bereichern. Einem Hotelier ist es bravourös gelungen, bleibende Erinnerungen bei seinen Gästen hervorzurufen. Und zwar dem Entrepreneur und Spa-Pionier Sonu Shivdasani. Das Credo seiner Soneva Resorts lautet: „Lebe ein Leben, das reich ist an seltenen und einzigartigen Erfahrungen“ (Inspiring a lifetime of rare experiences). In seinen Resorts können Gäste einzigartige Abenteuer sammeln wie z.B. einsame Sandbank-Dinner, mit Walhaien schnorcheln oder auf der Seilbahn quer durch den tropischen Urwald fliegen. Einige Wellnesshotels, wie Schloss Elmau beispielsweise, bieten ihren Gästen sogar kulturelle Höhepunkte wie Lesungen oder Konzerte an. Denn auch Musik und geschriebene Worte haben die Kraft, den Wellnessuraluber fern ab von Sauna und Dampfbad nachhaltig zu berühren.

Wie wichtig ist die Natur für eine entspannte Wellness-Auszeit?

Atemberaubende Farben während einer herbstlichen Sonnenaufgangswanderung im Feuerberg Mountain Resort in Kärnten.

Das hektische urbane Leben, aber auch die Pandemie haben eine große Sehnsucht nach Naturerlebnissen ausgelöst. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Gros der Wellnesshotels durch naturnahe Lagen besticht. Ob am Meer, in den Bergen, am See oder an Wäldern – bei vielen Wellnesshotels ist die Natur ein großer Entspannungsfaktor. Und auch mir imponieren die Wellness-Auszeiten am meisten, bei denen ich mit der Natur in Berührung komme. So beeindruckte mich diesen Herbst eine Sonnenaufgangswanderung ganz besonders.

Vom Mountain Resort Feuerberg in Kärnten ging es für mich hoch hinauf zum Gerlitzen Gipfel auf 2.000 m Höhe. Dort oben, über den Wolken, die Sonne hinter den Berggipfeln aufgehen zu sehen war für mich ein außergewöhnliches Abenteuer, das schon lange auf meiner Bucket-List stand. Auch Qi Gong-Einheiten inmitten des Waldes wirkten bei mir im Böglerhof im malerischen Alpbachtal erdend, stressmindernd und inspirierend. Genau wie das Waldbaden. Dessen heilsame Wirkung erfreut sich nicht nur in Japan, sondern auch hier immer größerer Beliebtheit. Denn Waldspaziergänge stärken nachweislich das Immunsystem, reduzieren Stresshormone, senken den Blutdruck und fördern das Herz-Kreislauf-System. Und so wurde das Waldbaden in Japan sogar zu einer anerkannten Therapieform erhoben.

Auch hierzulande bieten viele Wellnesshotels wie der Tiroler Böglerhof oder das Hubertus Mountain Refugio in Balderschwang Waldbaden zur Gesundheitsförderung und Stressreduzierung an. Sogenannte „Nature Retreats“ oder auch „Blumen- und Kräuterwanderungen“ schärfen die Sinne und helfen dabei, mit der Schönheit der Natur wieder in Berührung zu kommen und die eigenen Energiereserven wieder aufzufüllen. Dabei lassen sich Streifzüge durch die Natur auch hervorragend mit einer Digital-Detox Auszeit verbinden. Im Hotel Hubertus können Gäste im Rahmen des Funkstille-Programmes ihr Handy an der Rezeption abgeben und bekommen zum Tausch sogar einen würzigen Bergkäse. Dabei kann ein Hoteltrip auch helfen, gesunde Routinen für den Alltag zu Hause zu entwickeln. Beispielsweise durch regelmäßige Offline-Zeiten oder Wald- oder Naturspaziergänge nach der Arbeit.

Wie kann Bewegung für eine gelungene Wellness-Auszeit sorgen?

Eine regelmäßige Yoga-Routine kann auch zu Hause helfen, Muskeln auf- und Stress abzubauen und sich zu entspannen.

Im Wellnessurlaub nur passiv auf der Liege entspannen und relaxen? Das war gestern! Sport ist zu einem integralen Bestandteil holistischer Wellnesskonzepte geworden. Und immer mehr Spa-Urlauber nutzen die wohl verdiente Auszeit, um an den facettenreichen Sport- und Fitnessprogrammen der Wellnesshotels teilzunehmen. Ob Yoga, Pilates, Qi Gong, Tai Chi, Aqua-Fitness, Faszientraining oder Outdoor-Aktivitäten wie Wanderungen, Mountainbike-Touren, Alpin-Ski oder Langlauf – all diese Sportarten haben gesundheitsstimulierende Effekte. Sie fördern die Durchblutung, trainieren das Herz-Kreislauf-System und bringen den Stoffwechsel auf Trab. Außerdem können Muskeln gezielt aufgebaut und gekräftigt werden. Darüber hinaus fördert Sport die Schlafqualität, Stressresistenz und Immunabwehr und kann sogar das Selbstbewusstsein stärken.

In vielen Wellnesshotels stehen dem Gast daher auch Personal Trainer beratend zur Seite. Sie entwickeln gemeinsam mit dem Wellnessbesucher individuelle Trainingsprogramme und begleiten ihn bei seiner Reise durch ein aktiveres und sportlicheres Leben. So kann das Erlernen von Yoga-Asanas helfen, bestimmte Muskelpartien zu lockern und so auch zu Hause entspannter durch den Alltag zu gehen. Und manchmal lohnt es sich auch, den Hotelaufenthalt dafür zu nutzen, bislang unbekannte Sportarten auszuprobieren. Wie wäre es beispielsweise mit einer Acrobatic oder Aerial Yoga Session? Beide Yoga-Arten sorgten bei mir während eines Hoteltests auf Anantara Khivaha auf den Malediven für ein Plus an Konzentration, Freude und einen gewissen Stolz, die akrobatisch anmutenden Asanas tatsächlich realisiert zu haben.

Welche besonderen Wellness-Anwendungen bieten Hotels im Rahmen holistischer Wellness-Programme an?

Im Hotel Bergkristall im Allgäuer Oberstaufen können die Gäste an meditativen Kälteerlebnissen (Eisbaden) teilnehmen und dabei sogar das hoteleigene Rotwild beobachten.

Bei einer nachhaltig strukturierten Wellness-Auszeit steht der Mensch als Ganzes im Fokus. Joali Being, die erste Wellness-Insel auf den Malediven, ist so ein Resort, das sich auf holistische Wellness-Auszeiten spezialisiert hat. Wohlgefühl, Gesundheitsprävention und -förderung haben hier oberste Priorität. Das Resort legt dabei seinen Fokus auf Tiefenentspannung, Stressbewältigung, Darmgesundheit, präventive Hautpflege und Energie-Boosting.

Außergewöhnliche Wellness-Anwendungen wie Watsu oder Klangtherapien sollen dabei helfen, Stress zu reduzieren und in einen tiefen Entspannungszustand zu gelangen. Ein weiterer Wellness-Trend, das Eisbaden, ist aus den skandinavischen Ländern bekannt. Und auch hier erlebte ich beim langsamen Eintauchen in das kalte Wasser des hoteleigenen Naturbadesees im Hotel Bergkristall Erstaunliches: Ich wurde regelreicht von Glücksgefühlen geflutet. Außerdem kam mein Kreislauf in Schwung, meine Durchblutung wurde angeregt und mein Immunsystem gestärkt. Dabei ist wissenschaftlich bewiesen, dass durch das angeleitete Eintauchen ins kalte Wasser neben dem Glückshormon Serotonin auch Adrenalin, Endorphine und entzündungshemmende Botenstoffe freigesetzt werden.

Ähnlich funktioniert auch die Cryo-Kältekammer. Das Alpenresort Schwarz war übrigens eines der ersten Wellnesshotels in Europa, das seinen Gästen eine Kältetherapie anbietet. Dabei werden einem Besuch in der -85°C frostigen Hochleistungs-Kabine Better Aging Effekte, Immunsystem-Stimulierung und Linderung bei schmerzenden Gelenkentzündungen und sogar bei Migräne nachgesagt.

Kann eine Wellness-Auszeit helfen, Routinen zu etablieren, die zu einem glücklicheren und gesünderen Alltag führen?

Gemeinsam mit dem Atemguru Alan Dolan erlernte Andrea Labonte bewusste Atemtechniken zum Kraft tanken und entspannen.

Auf jeden Fall. Nicht nur Bewegung und intensive Naturbegegnungen, auch gesunde Ernährung stellt in Wellness-Refugien mit ganzheitlichem Fokus eine tragende Säule dar. Kochkurse, Detox-Kuren, Basenfasten und Ernährungs-Coachings geben den Gästen Impulse für eine bewusste Ernährung auch zu Hause. Geführte Meditationen, Achtsamkeits- und Yoga-Retreats und Atemworkshops können auch im Alltag zu Hause für ein entspannteres und ruhigeres Leben sorgen. Dabei steht bei vielen dieser Workshops die Gemeinschaft wieder im Fokus. Denn gerade nach der langen pandemiebedingten Isolation scheint die früher viel gelobte „Ich-Zeit“ an Glanz und Attraktivität eingebüßt zu haben und die Sehnsucht nach Gemeinschaft ist gewachsen. Daher ist ein weiterer großer Wellness-Trend, Menschen im realen Leben wieder zusammenzubringen und die soziale Interaktion zu fördern.

Sogenannte „Social Wellness Clubs“ sind auf dem Vormarsch. Hier stehen Zuhören, Austausch, Empathie und gegenseitige Inspirationen im Fokus. Das Bergkristall im Allgäuer Oberstaufen bietet beispielsweise dreitägige Lifestyle-Retreats an, die zu mehr Lebensqualität auch im Alltag führen sollen. Hier kommen Menschen zusammen, die sich in der Gemeinschaft der Frage stellen: Wie können wir in einer dauergestressten Zivilisation sinnerfüllt wieder im Einklang mit der Natur leben? Mit Hilfe von Ausnahmeerlebnissen wie Atemreisen, meditativen Kälteerlebnissen (Eisbaden) und Coachings finden die Teilnehmer gemeinsam neue Impulse und erhalten Denkanstöße. Und auch im maledivischen „Soneva Fushi“ Resort können Auszeitsuchende zusammen in der Gruppe im Rahmen des „Soneva Soul Festivals“ den Tag mit Yoga, Qi Gong oder sogar Tanzen beginnen. Workshops und Vorträge von renommierten Wellbeing-Experten, Ärzten, Psychologen und visionären Unternehmern bereichern zudem die Urlaubstage und generieren horizonterweiternde Stimuli.

Autorenprofil:

Andrea Labonte hat einen außergewöhnlichen Beruf, um den sie viele beneiden: Sie ist seit über 16 Jahren als Hoteltesterin für den Wellnesshotel Guide Wellness Heaven unterwegs. Über ihre Spa-Erlebnisse, außergewöhnliche Destinationen und die skurrilsten Begebenheiten aus ihrem Berufsalltag schreibt sie regelmäßig in ihrer Kolumne „Aus dem Leben einer Hoteltesterin“. Mit über 450 getesteten Wellnesshotels besitzt Andrea Labonte eine breite Vergleichsbasis und weiß, worauf es dem anspruchsvollen Reisenden ankommt. Ihr beruflicher Hintergrund: sie ist internationale Diplom-Betriebswirtin mit Doppeldiplom. Ihre Studien absolvierte sie an der Fachhochschule Mainz und an der Ecole Supérieure du Commerce Extérieur in Paris.

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