Wie Berliner Startups Geldwäsche die Stirn bieten

Berlin gilt als dynamischer Hub für Startups. Doch die Hauptstadt zieht mit ihrer innovativen Unternehmenskultur nicht nur Investoren an, sondern lebt dadurch auch mit dem ständigen Risiko der Geldwäsche. Die Herausforderung in diesem Zusammenhang ist, strenge Compliance-Standards zu erfüllen, um langfristig nicht die Integrität der Unternehmenslandschaft zu gefährden. Für die Berliner Startups ist es deshalb wichtig, sich zunächst mit den Regeln vertraut zu machen und sie in weiterer Folge punktgenau umzusetzen. Dabei geht es um mehr als um die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben: Im Mittelpunkt des Interesses sollte vordergründig der Schutz des eigenen Business stehen.

Die Grundpfeiler der Geldwäscheprävention für Unternehmen

Die Verhinderung von Geldwäsche im Unternehmen ist keine einmalige Maßnahme, sondern ein stetiger Prozess. Das wichtigste Element in diesem Zusammenhang ist die Etablierung eines geeigneten Risikomanagementsystems im Unternehmen. Dieses sollte auf die individuellen Risiken des jeweiligen Startups zugeschnitten sein.

Die Aufgaben zu Beginn bestehen vorwiegend darin, potenzielle Risiken, die sich aus dem Geschäftsbetrieb, der Kundenstruktur oder auch aufgrund von geografischen Faktoren ergeben, zu analysieren. In weiterer Folge sollte jedes dieser Risiken einzeln bewertet werden.

Auf Basis dieser Maßnahmen ist es möglich, ein internes Kontrollsystem aufzusetzen. Das Ziel dieses Systems ist es, verdächtige Transaktionen zu erkennen und an die entsprechende Stelle zu melden. Damit das in der Praxis tatsächlich funktioniert, müssen allerdings auch die Mitarbeiter ins Boot geholt werden. Dabei geht es vor allem darum, sie zunächst für das Thema zu sensibilisieren und in weiterer Folge entsprechend zu schulen.

Die Mitarbeiter sind ein wichtiges Thema, die eigenen Kunden ein anderes. Um die Identität seiner Kunden zu überprüfen und deren Geschäftsbeziehungen im Auge behalten zu können, müssen Startups entsprechende Verfahren zur Identifizierung der Kunden (KYC-Verfahren) anwenden.

Geldwäscheanfällige Unternehmen in Berlin

Bestimmte Branchen und Geschäftsmodelle gelten als besonders anfällig für Geldwäscheaktivitäten. Dazu gehören primär Unternehmen mit hohen Bargeldumsätzen, Finanzdienstleister und Technologieunternehmen.

Ein bekanntes Beispiel in Berlin sind Neobanken wie N26. Diese Fintechs haben das Bankenwesen in den vergangenen Jahren revolutioniert. Allerdings hat auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein Auge auf sie geworfen. Sie warf der N26 in der Vergangenheit vor, durch das schnelle Wachstum zu wenig Augenmerk auf Prozesse zur Bekämpfung von Geldwäsche gelegt zu haben. Das hat auch finanzielle Auswirkungen für Unternehmen. Für verspätet eingereichte Verdachtsmeldungen verhängte die BaFin im Jahr 2021 eine Geldbuße von insgesamt 4,25 Millionen Euro an die N26.

Geldwäsche & Compliance: Wie sieht die Gesetzeslage aus?

Das Geldwäschegesetz (GwG) stellt die zentrale rechtliche Grundlage in Deutschland dar, um Geldwäscheaktivitäten zu bekämpfen und den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf vor der Infiltration durch illegal erwirtschaftete Gelder zu schützen.

Doch was genau ist Geldwäsche eigentlich? Unter Geldwäsche wird die Einschleusung von illegal erwirtschafteten Geldern in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf verstanden. Die Hauptbetätigungsfelder in diesem Zusammenhang sind Drogenhandel, Prostitution, illegales Glücksspiel, Waffenhandel und Korruption. Die Geldwäsche ist also eine strafbare Handlung. Das Strafgesetzbuch ahndet Geldwäsche daher mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Für die Berliner Startup-Szene bedeutet das eine Reihe von Sorgfaltspflichten und Meldeverpflichtungen. Eine der wichtigsten Maßnahmen in diesem Zusammenhang ist es, anonyme Transaktionen zu vermeiden und verdächtige Aktionen unmittelbar an die zuständigen Behörden zu melden.

Die verborgenen Gefahren: Geldwäsche als Risiko für Startups

Geldwäsche stellt für die Startups in Berlin ein großes Risiko da, denn zum einen sind damit rechtliche Konsequenzen verbunden. In den meisten Fällen wirken sich diese auch finanziell negativ auf die Unternehmen aus. Zum anderen hat die Geldwäsche verheerende Auswirkungen auf den Ruf eines Unternehmens. Ist das Vertrauen der Kunden und Geschäftspartner einmal verloren, so ist ein langer und steiniger Weg zu beschreiten, um dieses zurückzugewinnen. Alles, was seinerzeit bei der Gründung im Co-Working-Space an Image aufgebaut wurde, geht auf einen Schlag verloren.

Geschäftsbeziehungen leiden vor allem unter der Angst der Geschäftspartner, dass diese ebenfalls in Rechtsstreitigkeiten verwickelt werden könnten. Die Konsequenz sind eingeschränkte Geschäftsfelder und fehlende Kooperationspartner für wichtige Projekte.

Präventionsstrategien gegen Geldwäsche: Innovative Lösungen in Berlin

Startups haben unterschiedliche Möglichkeiten, um sich gegen die mit Geldwäsche verbundenen Risiken zu schützen. Neben der Implementierung von Compliance-Programmen und dem Einsatz fortschrittlicher Technologien spielt auch das Thema Vernetzung eine wichtige Rolle. Wenn die größten Risiken branchenintern gemeinsam miteinander erörtert werden, sind die Erfolgsaussichten, diese effektiv zu bekämpfen, wesentlich größer.

Ein innovatives Beispiel aus Berlin ist das Startup Hawk AI. Das Unternehmen versucht, die Geldwäsche mithilfe von KI- und Cloud-Technologien zu bekämpfen. Durch die Verwendung von KI gelingt es Hawk AI, die Trefferquote bei der Erkennung verdächtiger Transaktionen zu erhöhen und dadurch die Rate an falschen Alarmmeldungen deutlich zu reduzieren.

Wie ernst die Geldwäsche-Gefahr in der Hauptstadt genommen wird, ist auch daran zu erkennen, dass es mit der Berliner Geldwäsche-Tagung sogar ein jährliches Event zu diesem Thema gibt. Die nächste Veranstaltung findet von 27. bis 28. Juni im Novotel Berlin am Tiergarten statt.

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