Zweiundzwanzig
Ein bisschen in Sorge waren einige Lilienthaler schon, als sie hörten, dass die Gattin von Werder-Profi Torsten Frings im alten Postamt ein Edel-Restaurant eröffnen wolle. Es wurde befürchtet, dass nun all die dicken S-Klassen, Porsche Cayenne und Hummer durch das betuliche Örtchen brausen und einen Rattenschwanz an Fans und Paparazzi hinter sich herziehen würden. Der befürchtete Starrummel blieb aber bislang aus, stattdessen übt sich das Zweiundzwanzig (benannt nach Frings‘ Trikotnummer 22) in nobler Eleganz: dunkelbraune Ledersessel, schlichte Holztische, indirekt beleuchtete Vorhangschnüre, stilsicher eingesetzt. Ebenso wie die cognacfarbenen, orangeund purple-gestreiften Chesterfield-Polster in der Lounge. Die Karte verheißt eine kreative Küche, in der mediterrane Speisen mit asiatischen Noten veredelt werden. Der Spielmacher ist übrigens Andreas Richter, der Bruder von Frau Frings, der schon auf internationalem Parkett den Löffel schwang. Unsere Antipasti eröffnen offensiv: Scampi und Datteln im Speckmantel, Rucola mit Parmesanspänen im Schinkennest, Avocadoschaum, gegrillte Paprika und mit Honig marinierter Ziegenkäse sind nicht zu schlagen und geschmacklich fein ausdifferenziert. Salbei-Ravioli und Trüffel-Tortelloni, die mit Spinat gefüllt sind, übernehmen danach die Führung. Beide Pasta-Gerichte sind frisch, ungewöhnlich in der Zubereitung und exzellent. Der chilenische Concha y torro harmoniert dazu bestens. Mit einem Wort: Volltreffer!